Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schuss in den Ofen
Es ist Zeit, mit den angeblichen Vorteilen zu Tempo 30 aufzuräumen, die auch durch publikumswirksame Veröffentlichungen nicht richtiger werden. Es gibt keine Vorteile durch ein flächendeckendes Tempo 30. Auf die Aussagen in dem „Bürgerantrag“(sind Meerbuscher Bürger hierzu befragt worden?) gibt es folgende Gegenargumente: 1) Eine Lärmabsenkung von Tempo 50 auf Tempo 30 kann nur ein theoretischer und gerechneter Wert sein. Im praktischen Alltag fährt ein Fahrzeug bei 50 km/h normalerweise im dritten Gang, bei Tempo 30 km/h aber eher nur im zweiten Gang. Die Drehzahl des Motors dürfte bei vielen Fahrzeuge annähernd gleich sein. Die Drehzahl des Motors ist aber ein ganz entscheidender Faktor für die Geräuschentwicklung und den Verbrauch. Aber jetzt der entscheidende Unterschied: Das Fahrzeug mit Tempo 30 ist für die gleiche Wegstrecke immerhin 2/3 der Tempo 50-Zeit länger unterwegs und belastet logischerweise deshalb die Umwelt zu ca. 67 Prozent mehr mit Schadstoffausstoß, Geräuschen und auch Ver- weildauer auf der Straße – also noch dichterer Verkehr. Hinzu kommt, dass der Kraftstoffverbrauch pro 100 Kilometer bei Stadtverkehr je nach Fahrzeugtyp eklatant steigt. Von einer wie auch immer theoretisch errechneten Schadstoff- bzw. Verbrauchseinsparung bei Reduzierung auf Tempo 30 kann überhaupt nicht die Rede sein. Das Gegenteil ist der Fall. Es dürfte deshalb davon auszugehen sein, dass die erhöhten Schadstoffmengen in den Innenstädten auch durch den zähen Verkehrsfluss mit verursacht werden. 2) Es mutet wie ein Aprilscherz an, wenn jemand den Verkehrsteilnehmern einreden will, den Verkehrsablauf zum Beispiel auf der Düsseldorfer- oder Moerser Straße „flüssiger und gleichmäßiger“zu gestalten durch Tempo 30 km/h. Auch in diesem Punkt irrt der BUND. 3) Stichwort Lebensqualität für Fußgänger: Die Befürworter des Tempo 30 mögen an einem Werktag morgens oder nachmittags mal versuchen, als Fußgänger die beiden oben genannten Straßen zu queren. Schon unter den heutigen Verhältnissen dauert es, bis man eine Lücke zwischen den Fahrzeugen findet. Durch die längere Verweildauer der Fahrzeuge bei Tempo 30 pro Wegstrecke werden diese noch dichter fahren (müssen). 4) Das Argument „weniger Verkehrstote durch Tempo 30“kann so nicht Bestand haben, sind doch Tote am wenigsten auf innerstädtischen Straßen zu beklagen. Fazit: Der „Bürgerantrag“des BUND ist, mit Verlaub, ein Schuss in den Ofen. – Das soll aber Überlegungen nicht ausschließen, auf der einen oder anderen Straße mit beengten Verhältnissen und die sich als „Nebenstrecke“entwickelt haben, eine 30er-Zone einzurichten, Beispiel die „Kanzlei“. Hans Konejung, Büderich