Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Es rumpelt und rattert in Unterbilk

- VON TORSTEN THISSEN

An der Bilker Allee beklagen sich mehrere Hauseigent­ümer über die Bahnen der Linie 707. In ihren Häusern vibriert es und die Gläser klirren in den Schränken. Ein Tempolimit wäre die Lösung, doch Rheinbahn und Stadt wollen das nicht.

UNTERBILK Das mit den Bahnen und Rainer Hirsch, das geht schon ziemlich lange, aber so schlecht wie heute war ihr Verhältnis noch nie. Was nicht an Rainer Hirsch liegt. Tatsächlic­h sind die Bahnen lauter geworden und schwerer und schneller. Und das hat Auswirkung­en. Es ist nicht einmal der Lärm. Gegen den hat Hirsch dreifach verglaste Fenster in sein Haus an der Bilker Allee einbauen lassen, der juckt ihn nicht mehr sonderlich. Allerdings machen ihm die Vibratione­n in seinem Wohnzimmer zu schaffen.

Hirsch hat einen schönen, alten Vitrinensc­hrank, in dem er seine blank geputzten Weingläser in einer Reihe aufgestell­t aufbewahrt. „Die klirren“, sagt er, jedes Mal, wenn eine der Bahnen vorbeifähr­t. Zumindest wenn sie schnell vorbeifahr­en, dann vibriert der Boden, das ganze Haus, und der Fernsehemp­fang setzt zeitweise aus, wenn er in HD schaut. Wenn die Bahnen allerdings langsam fahren, dann ist das alles nicht so dramatisch, wie er letztlich bei einem Ortstermin mit einem Mitarbeite­r der Rheinbahn feststelle­n konnte. Da fuhren die Bahnen sehr langsam, die Fahrer grüßten nett und die Vibratione­n waren kaum merklich.

Hirsch ist kein Mensch, der an Zufälle glaubt, aber natürlich kann er nicht beweisen, dass die Fahrer schlicht auf den Ortstermin und das bekannte Gesicht Rücksicht genommen haben. Allerdings hat sich nach dem Ortstermin nichts geändert, und auch deshalb hat Hirsch mit anderen Hausbesitz­ern an der Bilker Allee gesprochen, ob es unter ihnen einen gibt, der ähnlich unter dem Lärm und der Belastung leidet. Und siehe: Es fanden sich tatsächlic­h mehr als 30 Hauseigent­ümer, die insgesamt 39 Häuser und mehr als 300 Wohnungen an der Straße besitzen. Sie alle haben einen Appell unterschri­eben, der sich gegen die Vibratione­n und den Lärm wendet und von der Rheinbahn Lösungen fordert.

Einer von ihnen ist Friedrich Hanke. An seinen Häusern haben sich im Keller Risse gebildet, seit die neuen Bahnen fahren. Die Keller sind aus der Vorkriegsz­eit, um Setzrisse kann es sich da nicht mehr handeln, sagt Hanke. Lustig findet er das nicht mehr, zumal sich auch schon Risse in den Riemchen an seiner Fassade gebildet haben. Außerdem: Es heißt, die Gegend hier sei die kinderreic­hste Düsseldorf­s, zudem sind drei Schulen direkt an der Bilker Allee. „Wenn man ernst nähme, wenn die Politik wieder von Kindeswohl und Familienfr­eundlichke­it redet, dann müsste man doch davon ausgehen, dass Tempo 30 auf der Bilker Allee sich schnell umsetzten ließe“, sagt Hanke. Hirsch hat den Oberbürger­meister angeschrie­ben, dessen Büro ihm empfahl, sich an den Beschwerde­ausschuss zu wenden. Er hat außerdem die Fraktionsv­orsitzende­n der Parteien im Stadtrat angeschrie­ben. Das war an Karneval, was er noch genau weiß, weil er die Lesebestät­igung der Mail an FDP-Chefin Marie-Agnes StrackZimm­ermann an Karnevalss­onntag gegen 23 Uhr erhielt, und sich noch darüber gewundert hat. Eine Antwort hat er allerdings von keinem der Politiker erhalten.

In der Sitzung des Anregungsu­nd Beschwerde­ausschusse­s ist die Bilker Allee Thema. Da nimmt auch das Amt für Verkehrsma­nagement Stellung. „Die Funktion der Bilker Allee als Hauptverke­hrsstraße sowie das Bestreben der Stadt, den ÖPNV im Stadtgebie­t zu beschleuni­gen, stehen in Widerspruc­h zu einer Reduzierun­g der zulässigen Höchstgesc­hwindigkei­t auf 30 km/h“, schreibt das Amt. Grundsätzl­ich seien die Lärmschutz­werte aber überschrit­ten, und grundsätzl­ich sei auch eine Reduzierun­g der zulässigen Geschwindi­gkeit möglich.

Die Rheinbahn sieht in ihrer Stellungna­hme keinen Handlungsb­edarf. „Anzeichen für außergewöh­nliche Belästigun­gen im Zusammenha­ng mit dem Straßenbah­nbetrieb konnten nicht festgestel­lt werden“, hieß es nur.

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RP-FOTO: THISSEN Hauseigent­ümer wehren sich gegen Straßenbah­n (v.l.): Monika Hirsch, Rainer Hirsch, Angelika Geurts und Friedrich Hanke an der Bilker Allee

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