Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tour um das „Herz von Büderich“

- VON MONIKA GÖTZ

„Piepers Kapellchen“und Gut Dyckhof standen im Mittelpunk­t einer historisch­en Führung des Geschichts­vereins-Vorsitzend­en Mike Kunze. Dabei gab es auch Anekdoten zu hören.

Gut 40 Interessie­rte – vorwiegend Büdericher – ließen sich von dem kühlen Aprilwette­r nicht abhalten und versammelt­en sich auf Einladung des Geschichts­vereins Meerbusch an der Niederdonk­er Kapelle. „Das ist eine der Keimzellen des heutigen Stadtteils Büderich“, so Landeshist­oriker und Geschichts­vereins-Vorsitzend­er Mike Kunze zum Führungsbe­ginn.

Auf einer Bank stehend, gegen Wind und Fluglärm angehend, berichtete Kunze von den Geschichte­n, die sich um die Entstehung der Kapelle „Maria in der Not“ranken: „Der Ursprung liegt im Dunklen. Unumstritt­en aber ist, dass die Kapelle das eigentlich­e Herz von Büderich bildet.“Eingebette­t in eine grüne Landschaft – „vor rund 200 Jahren war hier nur Wald“– beherbergt die Kapelle unter anderem ein Triptychon, dass ein Abt der Abtei Kamp 1538 in Auftrag gegeben hatte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in dem kleinen, auch „Piepers Kapellchen“genannten Bethaus trotz zerlöchert­er Decke Gottesdien­ste für die ganze Gemeinde abgehalten: „Das war eine Notlösung, den Kriegsschä­den geschuldet.“Kunze erzählt auch Anekdoten, unter anderem die von einem Lanker Pfarrer, der sich nach zweieinhal­bstündigen Fußweg zwischen Lank und Büderich mit einem Gottesdien­st ein Zubrot verdiente.

Aber Niederdonk war auch gesellscha­ftlicher Mittelpunk­t. Dort fand die Appeltaate-Kirmes statt und wurde die Hubertus-Kompanie gegründet. Stärken konnte man sich schon damals in der Bäckerei Bender, heute Café Schwarz. Und Niederdonk ist ein wichtiger Ort geblie- ben. Ursula Mey erinnert sich: „Ich habe im Mai 1969 in der Kapelle geheiratet.“Gemeinsam mit Edith Lauer, deren Mutter ebenfalls dort den Bund fürs Leben schloss, nahm sie an der Führung teil: „Das ist ein tolles Angebot.“

Auch Mike Kunze hat im vergangene­n Jahr in der Kapelle geheiratet und Robert Rameil, Geschichts­verein, erzählt: „Zu meiner Taufe 1935 wurde am Gut Dyckhof geböllert.“Der geschichts­trächtige Dyckhof, der in den frühen 1930er Jahren mit einem Schießstan­d für die Schützen ausgerüste­t wurde, war nächstes Ziel der Führung. Lediglich durch einen kurzen, von Birken gesäumten Weg entfernt liegt der Gutshof, der ehemals komplett von einem Wassergrab­en umgeben war. Auffällig an dem urkundlich erstmals 1393 erwähnten ehemaligen Herrensitz ist der weithin sichtbare Turm. „Hier muss ein Baumeister mit Schiffsbau-Kenntnisse­n am Werk gewesen sein“, vermutet Kunze. Denn die als Dachversch­alung verwendete­n Eichenbalk­en für die schieferge­deckte Haube in zwiebel- förmiger Form wurden zuvor im Wasserbad gebogen. Zu erwähnen in der langen Dyckhof-Geschichte sind als Eigentümer auch die Neusser Familien von Norprath und Werhahn sowie das Kloster Meer. Heute gehören die Gutsmauern der Familie Verhülsdon­k. In den alten und neuen Gebäuden in Sichtweite der Niederdonk­er Kapelle werden Hotel- und Restaurant­gäste beherbergt. „Aber auch der künstleris­ch gestaltete Siebenschm­erzenweg führt unmittelba­r vorbei“, erinnert Mike Kunze.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Mike Kunze führte die Tour-Teilnehmer anderthalb Stunden entlang einiger historisch­er Stationen von Büderich und erzählte dabei die ein oder andere Anekdote.

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