Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
LUTHER (4) „Wir haben noch Baumbuden gebaut“
WARENDORF Martin Luther fährt Bagger. Der 51-Jährige aus Warendorf heißt so wie der berühmte Reformator. Zu sagen hat er auch etwas. Im vierten Teil spricht er über Staubsauger in Zeiten des Internets. Als das Internet massentauglich wurde, waren Sie über 30. Kämen Sie heute noch ohne klar? MARTIN LUTHER Es würde mir schwerfallen, weil ich mir sehr viele Informationen aus dem Internet hole. Für einen Staubsauger habe ich neulich zwei Wochen im Internet nachgeguckt. Ich wollte mir ein Gerät für 350 Euro kaufen, und dann sollte es auch passen. Beim Fernseher habe ich mich auch richtig tief reingearbeitet.
Was würde Martin Luther heute sagen? Wir haben ihn einfach im Münsterland angerufen.
Früher ist man einfach in den Laden gegangen und hat den Fernseher gekauft. LUTHER Und hat dann häufig Mist gekauft. Sind Sie denn trotzdem froh, ohne dieses Internet aufgewachsen zu sein? LUTHER Absolut. Wir haben auf der Straße Fußball gespielt und Räuberbande, haben Baumbuden gebaut. Dass das heute nicht mehr so ist, hat aber nicht nur mit dem Internet zu tun. Wir hatten damals einfach noch mehr Zeit zum Spielen. Wenn ich sehe, was Kin- der heute so leisten müssen. Kommen erst um zwei, drei Uhr aus der Schule, machen Hausaufgaben, dann Reitverein oder Nachhilfe. Was machen Sie im Internet, außer nach Staubsaugern und Fernsehern zu gucken? LUTHER Poker spielen. Mittlerweile auch mit Geld. Meine Arbeit als Baggerfahrer besteht darin, Lkws zu beladen, oder das, was sie abkippen, wieder gerade zu schieben. Das ist nicht die ganz große Herausforderung. Deshalb ist Poker ein guter Ausgleich. Schon mal bei Facebook in einen Shitstorm geraten? LUTHER Nein. Meine Generation diskutiert noch von Angesicht zu Angesicht. Dann ist man auch respektvoll miteinander. Bei Facebook kommen sich die User sehr unbeobachtet vor. Das ist gefährlich. SEBASTIAN DALKOWSKI STELLTE DIE FRAGEN.