Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Borussia: Siegen statt rechnen
Gladbach will in den letzten drei Spielen die Chance auf Europa noch nutzen.
MÖNCHENGLADBACH Tabellenrechner sind eine schöne Erfindung. Da kann man durchspielen, wer wo landet, wenn er so und so punktet. Vorteil: Passt es nicht, kann man schnell ein wenig anpassen, aus einem Remis noch einen Sieg machen oder so, und schwups, schon schaut die Tabelle sehr sympathisch aus. Doch das echte Leben ist kein Spiel mit den Möglichkeiten, sondern reine Realität. Die kann glanzvoll, ernüchternd oder schmerzhaft sein. Oder alles zugleich.
Weswegen Dieter Hecking, Trainer von Borussia Mönchengladbach, nichts wissen will von Rechenspielen. Er weiß: Im Fußball kommt es im Zweifelsfall eh anders, zumal, wenn man wie sein Team nicht alles selbst in der Hand hat. Das hatte Borussia im Pokal, doch da ist sie gegen Frankfurt ausgeschieden. In der Liga müssen andere patzen, damit es noch reicht für die Borussen. Sie selbst müssen zudem mindestens sieben, bestenfalls neun Punkte holen, also ihre Hausaufgaben erledigen heute gegen Augsburg, dann in Wolfsburg und schließlich gegen Darmstadt.
Kapitän Lars Stindl schlägt diesbezüglich das Motto „Augen zu und durch“vor: Bestenfalls jetzt gar nicht mehr links, rechts oder auf die Tabelle schauen, sondern punkten, punkten, punkten und am 20. Mai um etwa 17.20 Uhr, kurz nach dem Ende des letzten Spiels, sehen, was es geworden ist. „Wenn unter dem
Lars Stindl Strich dabei etwas herauskommt, über das wir uns freuen, ist das schön“, sagt Hecking. Aber auch: „Wenn wir gegen Augsburg verlieren, brauchen wir sowieso nicht mehr rechnen.“Dann wäre es vorbei mit der letzten Chance auf die fünfte Europapokal-Teilnahme seit 2012 und der vierten in Serie. Also ist da ein Ausrutscher-Verbot.
Aus dieser Fünf-Jahres-Bilanz ergeben sich durchaus auch Ansprüche. Nach zweimal Champions League in Folge ist Einstelligkeit allein oder gar ein zweistelliger Tabellen- platz schwerer zu verkaufen. Vor allem das daheim verspielte Pokalfinale hängt nach. „Wir haben aber gezeigt, dass wir nach Rückschlägen aufstehen können“, sagt Stindl indes. Er will mit den Kollegen diese These noch einmal verifizieren.
Dass Europa für die Borussen überhaupt noch ein Thema ist nach der Hinserie mit nur 17 Punkten, ist auch sein Verdienst. Er ist in der Rückrunde zum großen Antreiber in schwierigen Situationen geworden. Bei den Aufholjagden in Leverkusen (3:2 nach 0:2) und in Florenz (4:2 nach 0:2) traf er doppelt und dreifach, in den letzten vier Ligaspielen war Stindl stets erfolgreich. Setzt er seinen Lauf fort gegen die Abstiegskämpfer aus Augsburg, bei denen die Ex-Borussen Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Raul Bobadilla und Martin Hinteregger unter Vertrag stehen, wäre das hilfreich. „Wir sind im Pokal raus und auch in der EuroLeague, aber wir haben noch die Bundesliga, diese drei Spiele vor der Brust und sind auf Schlagdistanz. Wir werden alles dafür tun, noch etwas Besonderes zu schaffen“, sagt Stindl. Das dürften viele Fans längst auf dem Tabellenrechner durchkalkuliert haben.
„Wir werden alles dafür tun, noch etwas Besonderes zu
schaffen“