Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Borussia ist Außenseiter
Das gibt es nicht oft, doch im Finale der Champions League ist das russische Team aus Orenburg leicht favorisiert. 2011 gewannen die Düsseldorfer den Titel in der Königsklasse zum bislang letzten Mal – gegen diesen Gegner.
Es ist das letzte Heimspiel der Saison. Es ist eine Partie, die den Grundstein dafür legen soll, dass sich der deutsche Tischtennis-Rekordmeister zum ersten Mal seit sechs Jahren wieder die europäische Vereinskrone aufsetzen kann. Im Final-Hinspiel der Champions League empfängt Borussia morgen (13 Uhr) Fakel Orenburg aus Russland im Arag Center Court. Also genau den Gegner, gegen den im Jahr 2011 der bislang letzte Königsklassen-Triumph gelang, und zwei der Akteure im Orenburg-Trikot sind noch dabei. Vladimir Samsonov (Weltrangliste/WR 13) und Dimitrij Ovtcharov (WR 5). Beide gewannen mit den Borussen auch schon mal diesen Titel. Samsonov im Jahr 2000 und Ovtcharov 2009. Aber beide triumphierten 2015 gemeinsam gegen Borussia in der Königsklasse. Und auch der aktuell Dritte im Bunde, Jun Mizutani (WR 6), hat eine Borussia-Vergangenheit. Der inzwischen 26-jährige Japaner holte als Düsseldorfer das Double 2008 und den ETTU-Pokal 2007.
„Wir kennen die Spieler aus Orenburg sehr gut. Dimitrij natürlich besonders aus Nationalmannschaft und früher als Klubkamerad. Gegen Vladimir spiele ich sechs-, siebenmal pro Jahr“, erläutert Borussias Nummer eins Timo Boll (WR 8). „Jun Mizutani ist weltweit der aktuell stärkste Nicht-Chinese. Da kann man nur Respekt haben vor dieser Mannschaft.“Auch, weil Samsonov und Mizutani bei den Olympischen Spielen 2016 jeweils das Halbfinale erreichten, aber eben auch jeweils an Chinesen scheiterten.
Die Borussia hält mit Boll, Stefan Fegerl (WR 21), Anton Källberg (WR 97), Sharath Kamal Achanta (WR 54) und „Titelverteidiger“Kristian Karlsson (WR 23) dagegen. Karlsson gewann im Vorjahr mit dem AS Pontoise Cergy (Frankreich) die Champions League, bevor er an den Rhein wechselte. „Erneut zu gewinnen, das ist das Ziel“, so der Schwede.
Die Favoritenrolle liegt auf der russischen Seite. Erstmals in der Saison 2016/17 werden die Düsseldorfer vom Gejagten zum Jäger. „Diese Situation haben wir in meiner Amtszeit noch nicht gehabt, dass wir nicht favorisiert waren“, sagt Fegerl. „Orenburg muss zeigen, dass sie besser sind. Wir können ohne Druck befreit aufspielen und können Fakel schlagen.“Im Borussia-Quartier ist man also zuversichtlich, dafür strotzt man bei Orenburg nicht vor Optimismus. „Vom Papier her sind wir favorisiert, aber wir spielen nicht so häufig mit den in Düsseldorf verwendeten Bällen. Ich denke, es ist eine total offene Begegnung, man muss sich einfach überraschen lassen“, meint Samsonov. Das mit den Bällen sieht Borussias Trainer Danny Heister jedoch anders. „Dimitrij spielt immer, wenn er in Düsseldorf trainiert, mit diesen Bällen. Und auch in Asien, wo Jun unterwegs ist, wird unsere Ballmarke verwendet“, stellt der Coach klar. „Es kann sein, dass Vladi ein paar Schwierigkeiten hat, aber er ist vier Tage hier und sollte sich eingewöhnt haben.“Der Heimvorteil ist bei der Vergangenheit der Fakel-Akteure eh minimal.
Heister lässt sich noch nicht in die Aufstellungskarten schauen. Klar ist nur, dass Achanta, der erst seit Donnerstag in Düsseldorf weilt, wohl nicht zum Einsatz kommt. „Wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich gerne gegen Dima spielen“, sagt Karlsson. Doch ein ChampionsLeague-Finale ist kein Wunschkonzert, da muss er eben den bezwingen, der auf der anderen Seite des Tisches steht.