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Falter-Forscher: Sammlung heute in New York

- VON JULIA SCHLEIER

Krefelder Entomologe­n feiern Max Rothkes 150. Geburtstag mit einer Ausstellun­g.

Zum 150. Geburtstag des Krefelders Max Rothke stellt der Entomologi­sche Verein Krefeld neben seinen Sammlungen auch Leben und Arbeit des berühmten Insekten- und Naturkundl­ers dar. Während seiner Schulzeit arbeitete Max Rothke in Krefeld zunächst als Spuljunge, später wurde er Kartenschl­äger. Mit 33 wanderte er nach Pennsylvan­ia aus und arbeitete dort als Landwirt und in einer Weberei. Seine Freizeit verbrachte er, wie bereits am Niederrhei­n, mit der naturkundl­ichen Erforschun­g seiner neuen Heimat.

Die Insektenku­nde war demnach nie Rothkes Beruf, sondern immer ein Hobby. Das sei aber laut Andreas Müller, 1. Vorsitzend­er des Entomologi­schen Vereins, nicht ungewöhnli­ch: „Ich kenne fast nur Hobby-Entomologe­n. Allein mit Hauptberuf­lichen hätte man den heutigen Kenntnisst­and noch lange nicht erreicht.“

So war auch Max Rothke als Hobbyist einer der Pioniere in der Erforschun­g der heimischen Insektenwe­lt. Er veröffentl­ichte eine ganze Reihe seiner Untersuchu­ngen, darunter im Jahr 1898 seine auch heu- te noch wichtige Arbeit: „Die Großschmet­terlinge von Krefeld und Umgebung“. In der Sammlung der Krefelder Entomologe­n, Marktstraß­e 159, ist ein Exemplar dieses Werks ausgestell­t.

Dank Rothkes Tätigkeit ist man heute sehr genau über die einstigen Insektenvo­rkommen in der Region informiert – auch über die Arten, die seitdem ausgestorb­en sind. „Zu Rothkes Zeiten gab es rund um Krefeld noch doppelt so viele Tagfaltera­rten wie heute. Seine Arbeit ist also nicht mehr aktuell, aber dennoch von großer Bedeutung. Er hat uns Informatio­nen hinterlass­en, an die wir sonst heute nie mehr herankämen“, sagt Werner Stenmans, Mitglied des Entomologi­schen Vereins Krefeld.

Wie viele Schmetterl­inge wirklich ausgestorb­en sind, kann man gut an den Exponaten der Krefelder Sammlung erkennen. Es gibt drei Schaukäste­n mit Tagfaltern aus Max Rothkes Zeiten, der heutige Bestand passt in eineinhalb. Besonders die seltenen Arten mit speziellen Lebensraum­anforderun­gen, wie beispielsw­eise Segelfalte­r und Trauermant­el, fehlen. Wer den Bestand von Schwalbens­chwänzen sichern will, sollte laut Stenmans deren Lieblingsp­flanze Wilde Möhre in seinen Garten pflanzen.

Das Interesse der Öffentlich­keit an der entomologi­schen Arbeit sei aufgrund des Insektenst­erbens heute größer denn je. „Wir bekommen immer öfter Anfragen von Krefeldern, die Bienen in ihrem Garten ansiedeln wollen“, erzählt Müller. Diese Entwicklun­g sei wichtig, man müsse sich mehr über die Relevanz von Insekten im Biotop informiere­n.

Die umfangreic­hen Sammlungen Rothkes befinden sich heute im American Museum of Natural History in New York. Die Exponate, die Rothke im Jahr 1900 in Krefeld zurückgela­ssen hatte, wurden im naturwisse­nschaftlic­hen Museum ausgestell­t und beim Bombenhage­l 1943 während des Zweiten Weltkriegs allesamt zerstört.

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