Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Düsseldorfer eröffneten das erste Kaufhaus in Teheran
Eine deutsche Gesellschaft ermöglichte 1957 das spektakuläre Geschäft, die Einkaufsgenossenschaft Kaufring exportierte die Waren.
(arl) Dass sich Deutschland so sehr um die Gunst des persischen Staatschefs bemühte, lag nicht zuletzt an der Hoffnung auf gute Geschäfte. Die hatte ein Düsseldorfer Unternehmen bereits im Jahr 1957 zu einem Abenteuer im Mittleren Osten getrieben: Die Firma Orient-Hansa GmbH eröffnete als Teil eines iranisch-deutschen Konsortiums das damals einzige Kaufhaus in Irans Hauptstadt Teheran. Auf einer Nutzfläche von 6000 Quadratmetern, verteilt auf fünf Stockwerke bot man im „Sherkate Sahami Forushgahe Ferdowsi“12.000 Artikel an, viele davon deutsche Importe.
Schah Reza Pahlavi und seine damalige Gattin Soraya, die zwei Jahre zuvor auf ihrer Deutschlandreise ebenfalls in Düsseldorf Station gemacht hatten, kamen am 14. Dezember zur feierlichen Eröffnung des Hauses – die offenbar eine riesige Sensation war. Das Kaufhaus hatte zwar schon vorher an einer belebten Straße gestanden, war nun aber auf einen modernen Standard gebracht worden, den Teheran noch nicht gesehen hatte. Die Staatsoberhäupter sollen bei der Eröffnung unter anderem die Qualität der deutschen Pfannen bestaunt haben und Soraya erhielt eine PorzellanStatue von Jan Wellem als Gruß aus Düsseldorf.
Das größte Kaufhaus zwischen Rom und Tokio – so die Eigenwer- bung – löste in Teheran eine nie da gewesene Begeisterung aus. Das zumindest berichtete damals übereinstimmend die deutsche Presse, deren Reporter offenbar nicht selbst vor Ort waren, sondern sich vor allem von heimgekehrten Handelsreisenden unterrichten ließen. Diese sprachen von bis zu drei Kilometer langen Schlangen vor dem Eingang und hunderten Polizisten, die das Haus vor der Erstürmung beschützen mussten. Eine Million Mark soll der Umsatz der ersten Woche betragen haben. Viele Teheraner waren demnach von den Rolltreppen fasziniert – eine Neuheit im Land. Den Strom besorgte ein eigenes Kraftwerk, das Restaurant war eines der edelsten der Stadt.
Wie ist die Geschichte bloß weitergegangen? In den Kaufring-Akten im Stadtarchiv verliert sich die Spur. Auch andere Quellen berichten zwar von der Eröffnung, nicht aber vom Werdegang. Ein kleiner Hinweis in der Kaufring-Chronik im Archiv lässt allerdings vermuten, dass das Abenteuer offenbar doch nicht so glücklich ausgegangen ist wie erhofft. Handschriftlich hat jemand neben den euphorischen Zeitungsartikeln über die Eröffnung notiert: „Die meisten Waren, die aus Düsseldorf geschickt wurden, kamen nie im Kaufhaus an. Man fand einen Großteil der Ware später in den Basaren rund um Teheran.“