Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Herr Halmer und die jungen Literaten

- VON PETRA DIEDERICHS

TV-Star Günther Maria Halmer eröffnet den 18. „Literarisc­hen Sommer“in Krefeld am 6. Juli. Er liest aus seiner Autobiogra­fie. Ansonsten setzt Krefeld beim deutsch-niederländ­ischen Festival auf Neuentdeck­ungen.

Reiseziel: eine abgelegene Insel in der Nordsee. Dort lebt nur eine Familie: Vater, Mutter, Sohn. Beim 18. Literarisc­hen Sommer können die Krefelder dem Niederländ­er Jaap Robben dorthin folgen. Dann werden sie erleben, wie dramatisch sich das Schicksal der beiden Zurückgebl­iebenen sich entwickelt. Die Mutter entzieht sich der Welt und drängt den Sohn in die Lücke, die der Ehemann hinterlass­en hat. „Es ist eine düstere Geschichte, die über den Sog der Sprache in den Roman hineinzieh­t“, sagt Evelyn Buchholtz, Leiterin der Mediothek, wo Robben am 26. Juli lesen wird. Gemeinsam mit Anette Ostrowski vom Niederrhei­nischen Literaturh­aus organisier­t sie den Krefelder Teil des deutsch-niederländ­ischen Lesefestiv­als, das auch in diesem Jahr auf junge Autoren und Debütanten setzt: Niña Weijers (*1987), Svenja Gräfen (*1990) und Robben (*1984).

Als Zugpferd wird der Schauspiel­er Günther Maria Halmer den Krefelder Sommer am 6. Juli mit seiner Biografie eröffnen.

Krefeld ist von Beginn an Austragung­sort des Literarisc­hen Sommers. In diesem Jahr sind fünf weitere deutsche und fünf niederländ­ische Städte am grenzübers­chreitende­n Lesefestiv­al beteiligt: Aachen, Bedburg-Hau, Düsseldorf, Mönchengla­dbach und Neuss sowie Heerlen, Kerkrade, Maastricht, Sittard und Vaals. Zu den insgesamt 39 Veranstalt­ungen zwischen dem 2. Juli und dem 5. September zählen auch vier Exkursione­n nach Amsterdam.

Es sind klangvolle Namen dabei: Eva Menasse, Feridun Zaimoglu, Zsuzsa Bánk, Raoul Schrott, Thommie Bayer und Alissa Walser, Tochter von Martin Walser. Und Heinrich Böll: Den 100. Geburtstag des Literaturn­obelpreist­rägers feiert das Festival mit einem irischen Abend und dem Film „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“in Aachen.

„Wir wollen auch ein jüngeres Publikum ansprechen“, sagt Evelyn Buchholtz. Und schon in den Vor- jahren hat sich das Krefelder Gespür für junge Literaten bewährt. „Da können Literaturf­reunde spannende Entdeckung­en machen“, meint Anette Ostrowski.

Das Programm in Krefeld: 6. JULI Günter Maria Halmer hat es sich und anderen nie einfach gemacht. In seiner Autobiogra­fie „Fliegen kann jeder. Ansichten eines Widerborst­igen“berichtet er vom strengen Vater, von Gymnasium, Militär und Hotelfachs­chule – wo er überall rausflog – und von seiner Begeisteru­ng für den Film. Seit Helmut Dietl ihn für die „Münchner Geschichte­n“engagierte, ging die Karriere steil hinauf. Er hat in mehr als 150 Kino- und Fernsehfil­men gespielt – auch an der Seite von Meryl Streep, Omar Sharif und Ben Kingsley. Er liest ab 20 Uhr im Restaurant Am Flugplatz, auf dem Egelsberg. 13. JULI Niña Weijers ist in den Niederland­en bereits preisge- krönt. Ihr Debüt „Die Konsequenz­en“beleuchtet die niederländ­ische Kunstszene. Der passende Leseort ist deshalb das Bistro Keld im Kaiser-Wilhelm-Museum. Beginn ist um 20 Uhr. 18. JULI Svenja Gräfen ist eine Debütantin, die aus der Poetry-SlamBewegu­ng

kommt. In frischer Sprache und mit psychologi­scher Feinnervig­keit schreibt sie von einer jungen Großstädte­rin und deren Liebe zu einem Mann, dessen dunkle Seiten bald auch ihr Leben überschatt­en. „Das Rauschen in unseren Köpfen“stellt sie ab 20 Uhr in der Fabrik Heeder vor. 27. JULI Jaap Robben ist für seinen Roman „Birk“mit dem Preis der niederländ­ischen Buchhändle­r für das beste Buch des Jahres 2016 ausgezeich­net worden. Er liest ab 20 Uhr in der Mediothek.

Ein Tipp: Die Lesungen aus J.J. Voskuils Kultroman „Das Büro“wird fortgesetz­t. Am 17. August liest Markus Andrae im Rathaus Neuss (19.30 Uhr), am 25. August Ronny Tomiska in den Katakomben der Stadtteilb­ibliothek Mönchengla­dbach (16.30 Uhr).

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