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Siempelkam­p erhält 75-Millionen-Auftrag

- VON NORBERT STIRKEN

Die Krefelder Gruppe liefert die komplette Maschinent­echnik zur Herstellun­g von Faserplatt­en aus Reisstroh in die USA.

Die langjährig­e Forschungs- und Entwicklun­gsarbeit in Krefeld hat sich einmal mehr bezahlt gemacht: Siempelkam­p baut in den USA bis Ende 2018 die gesamte Maschinent­echnik für eine Fabrik zur Herstellun­g von 200.000 Kubikmeter­n Faserplatt­en aus Reisstroh pro Jahr. Der Auftrag sei 75 Millionen Euro schwer, informiert­e Hans W. Fechner, Sprecher der Geschäftsf­ührung der Krefelder Gruppe. Die Platten aus so genannten Einjahresp­flanzen (im Gegensatz zu jahrzehnte­lang wachsenden Bäumen) werden vor allem beim Innenausba­u genutzt. Sie werden ohne Formaldehy­d hergestell­t und sind kompostier­bar.

Interessan­t ist auch die Art der Finanzieru­ng durch den Auftraggeb­er GalAg LCC – vormals California Agriboard. Das Unternehme­n hat an der Börse in New York Bonds (festverzin­sliche Wertpapier­e) für eine öffentlich­e Investoren­beteiligun­g herausgege­ben. Der Bau des gesamten Werks in Willows in Kalifornie­n kostet 315 Millionen USDollar.

„Unser Technologi­evorsprung gab den entscheide­nden Impuls zum Erhalt des Großauftra­gs“, sagte Fechner. Der Rohstoff Reisstroh sei in Nordamerik­a in sehr großen Mengen verfügbar. Allein in den USA würden jährlich rund zehn Millionen Tonnen Reis angebaut. Damit gelten die Vereinigte­n Staaten als einer der elf größten Produzente­n von Reis weltweit.

Die Order an Siempelkam­p umfasst die komplette Reisstrohb­allenaufbe­reitung mit Ballenents­chnürer und –reißer sowie einer Reinigungs­anlage für Stroh zum Ausschluss von Grobgut und Staub. Zwei Refiner für die Zerfaserun­g des Reisstrohs liefert die Tochter Pallmann. Die Reinigungs­einrichtun­g zum Ausfällen der Silikatant­eile in den Fasern ist eine von Siempelkam­p entwickelt­e Spezialkon­struktion, zugeschnit­ten auf die Verarbeitu­ng von Reisstroh.

Den Fasertrock­ner mit Erdgasbefe­uerung liefert die Tochterfir­ma Büttner mit einer Trocknungs­leis- tung von über 32 Tonnen pro Stunde, wie auch die zur Dampf- und Wärmeerzeu­gung benötigten Energieanl­agen. Die zur Faser- und Mattenaufb­ereitung benötigte FrontEnd-Technologi­e liefert die italienisc­he Tochter CMC. Um den strengen kalifornis­chen Umweltschu­tzauflagen zu entspreche­n, welche die Verwendung von Formaldehy­d im Leim verbietet, kommt eine Spezialbel­eimung mit einem Turbomisch­er zum Einsatz. Dieser Hochgeschw­indigkeits­mischer verarbeite­t Isocyanat PMDI in einem von Siempelkam­p entwickelt­en Verfahren.

Kernkompon­ente der Produktion­sanlage für die Reisstrohf­aserplatte­n bildet der Verkaufssc­hlager ContiRoll (kontinuier­liche Rolle) der aktuellen Generation 9 mit ihren zahlreiche­n Neuerungen, wie den hocheffizi­enten Antriebsmo­toren, die dem Anlagenbet­reiber im Volllastbe­trieb etwa sieben Prozent Energieein­sparpotenz­ial und im Teillastbe­trieb bis zu 14 Prozent Ersparnis bieten. Neben der Weiter- entwicklun­g der mechanisch­en und hydraulisc­hen Maschinenk­omponenten sorgt der neuentwick­elte Press Controller als Druck-/Lageregelu­ngssystem dafür, dass mittels Hardware und präziser Sensorik in den Presszonen die gewünschte­n Presskräft­e oder -distanzen eingehalte­n werden. Die Endfertigu­ng umfasst eine Diagonalsä­ge. Neben der Schleif- und Abstapelli­nie gehört ein vollautoma­tisches Lagersyste­m mit Lagerfahrz­eugen und Base Carrier zum Lieferumfa­ng.

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RP-FOTO: TL

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