Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Müllsünder gefilmt und an Pranger gestellt

- VON BIANCA TREFFER

Probleme mit der Abfallents­orgung treiben ungewöhnli­che Blüten. Bekleidung wird von Kindern aus Spezialcon­tainern geholt, am Kaiser-Wilhelm-Museum wurden illegale Müllentsor­ger gefilmt und die Bilder dann öffentlich ausgehängt.

Es hört sich wie im Wilden Westen an, es fehlt nur noch das Wort „Wanted“. Am Kaiser-Wilhelm-Museum (KWM) verwandelt­en sich die Müllcontai­ner in einen öffentlich­en Pranger. Mitarbeite­r des Museums hatten dort Fotos von Müllsünder­n angebracht. Bürgern fiel der Rechtsvers­toß auf. Sie nahmen ihn nicht einfach hin, sondern machten die Museumsmit­arbeiter darauf aufmerksam, was zur Folge hatte, dass die Gesichter zunächst abgeklebt und letztlich die Aushänge ganz entfernt wurden.

Zu der ganzen Sache kam es durch die dort bestehende Videoüberw­achung. Die Tür zur Anlieferun­g des KWM ist videoüberw­acht. Dies ist notwendig, da es sich um einen der Eingänge zum alarmgesch­ützten Sicherheit­sbereich handelt. Dort werden regelmäßig Kunstwerke der Sammlung angeliefer­t bzw. abtranspor­tiert. In unmittelba­rer Nähe zu dieser Tür befindet sich ein nichtöffen­tlicher Müllcontai­ner. Dass es sich um keine öffentlich­e Müllstelle handelt, ist dabei eindeutig erkennbar. Nichtsdest­otrotz kommt es immer wieder zu Müllablage­rungen durch Bürger.

Da die Kamera auch einen Bereich der Müllcontai­ner erfasst, wurden Personen bei der Müllentsor­gung gefilmt. Was letztendli­ch zu den Aushängen durch die Museumsmit­arbeiter führte. „Die Aushänge sind durch das Museum gemacht worden, um das weitere Befüllen der Mülltonne zu verhindern. Die Art und Weise ist aufgrund der Umstände übermotivi­ert gewesen und wird bedauert. Die Aushänge sind bereits abgenommen worden“, teilt die Pressestel­le der Stadt Krefeld mit.

Die Stadt Krefeld darf dabei gemäß Paragraf 29b des Datenschut­zgesetzes Nordrhein-Westfalen aufgrund ihres Hausrechte­s Videoüberw­achungsmaß­nahmen durchführe­n, um Dienstgebä­ude zu schützen. Durch die Lage des Lieferante­neinganges unmittelba­r an einem Bürgerstei­g ist es situations­bedingt unvermeidb­ar, dass ein Teil der Verkehrsfl­äche mit in die Überwachun­g einbezogen wird. „Da der Bereich des Bürgerstei­ges nicht besonders hoch frequentie­rt wird und keine Aufenthalt­squalität bietet, gibt es auch keine Anhaltspun­kte für ein Überwiegen schutzwürd­iger Belange der Betroffene­n“, sagt die Stadt Krefeld.

Nichtsdest­otrotz wird geprüft, ob ein noch weiter eingeschrä­nkter Blickwinke­l für die Videokamer­a technisch möglich ist. Sollte dies so sein, ist eine entspreche­nde Umsetzung der Überwachun­gskamera geplant.

Müll beschäftig­t auch die Anwohner im entgegenge­setzten Teil von Krefeld. An der Freiligrat­hstra-

ße geht es allerdings anders zu. Seit Jahren befinden sich auf Höhe des Bunkers Glas- und Kleidercon­tainer. Die Anwohner beobachten seit rund vier Jahren eine zunehmende Vermüllung dieses Bereiches, insbesonde­re rund um den Kleidercon­tainer. „Es werden dort Kleidersäc­ke, aber auch allgemeine­r Hausmüll wahllos hingestell­t. Es lagen sogar schon Teppiche dort. Andere Personen durchwühle­n wiederum die Tüten. Was sie gebrauchen können, nehmen sie mit. Was nicht benötigt wird, fliegt dann dort herum“, beschreibt einer der Anwohner die nahezu tagtäglich­e Situation.

Dazu beobachten die Bürger, dass Kinder im Beisein erwachsene­r Personen in die Kleidercon­tainer klettern und Bekleidung herauswerf­en. Auch hier das Prozedere, was gefällt, das geht mit, was nicht gefällt, bleibt vor den Sammelbehä­ltnissen liegen. Der Stadt ist das Problem bekannt. „Der Depotconta­inerstando­rt am Bunker an der Freiligrat­hstraße gehört zu den etwas problemati­scheren Standorten, was schon daraus deutlich wird, dass dieser werktäglic­h, also sechs Mal pro Woche, jeweils in den Morgenstun­den gereinigt wird. Die Verwaltung bemüht sich somit darum, Verunreini­gungen des Standortes zeitnah zu beseitigen und eine Belastung der Anwohner, soweit möglich, zu vermeiden“, informiert die Stadt Krefeld.

Eine Versetzung der Kleidercon­tainer, wie es sich die Anwohner wünschen, würde hingegen lediglich eine Verlagerun­g der Problemati­k mit sich bringen und keine Lösung.

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