Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Nachfolge als komplexe Fragestellung
Im Mittelstand ist es ein großes Thema, einen geeigneten Nachfolger für den Unternehmenslenker zu finden. Gefragt sind Berater, die dessen Vertrauen finden.
Ein Traum für jeden Patriarchen: Ein Sohn, im Wandel des Rollenverständnisses dann genauso auch eine Tochter, übernimmt das Familienunternehmen. Ein Problem gab es dabei aber schon immer: „Es ist ein Fehlglaube, dass die Menschen der nächsten Generation auch Unternehmer sind“, sagt Christian Grandin (Livingstone Partners) beim RP-Wirtschaftsforum „Mergers & Acquisitions“. Nicht nur dies bewegt Unternehmer dazu, einen Verkauf der Firma zu erwägen, auch die Zukunftsperspektiven seiner Branche, die vielleicht unsicher sind.
So oder so – eine gute Beratung wäre hilfreich. „Kleinere Unternehmen haben allerdings das Problem, dass es für ihre Größenordnung keine M&A-Berater gibt“, merkt Matthias C. Just vom Beratungsunternehmen Mayland an. „Die Firmenlenker müssen dann das Unternehmen in der Regel innerhalb der Familie übergeben.“Einer weiteren Illusion erteilt Just eine Absage: die von den edlen Unternehmern, die ihr Lebenswerk nur in gute Hände geben wollen. „Auch sie wollen unterm Strich Geld sehen.“
Es gebe aber auch die „andere Hälfte“, die das mit den guten Händen so meine, entgegnet Josef Rentmeister (Transforce Mergers & Acquisitions). In der IT-Branche beobachtet er öfter Übernahmen, bei denen nur vordefinierte Interessenten zum Zuge kommen.
Ein Unternehmensverkauf sei nicht die zwangsläufige Lösung, meint Dr. Maximilian A. Werkmüller (Lohr + Company). „Man kann auch eine gute Geschäftsführung installieren und als Gesellschafter beteiligt bleiben.“Geregelt werden müsse aber insbesondere vor dem Hintergrund geänderter
Ein Unternehmensverkauf zur Nachfolge ist nicht die zwangsläufige
Lösung
Gesetzeslagen zur Besteuerung, dass die Vermögensübergabe gut geplant wird. Es sei auch ein Unterschied, ob nur ein Unternehmensteil verkauft wird oder das ganze Unternehmen als Lebenswerk, sagt Dr. Michael Tigges (Tigges Rechtsanwälte). Gerade im letzteren Falle müsse man mehr erklären, da die Unternehmer meist keine Profis in Sachen M&A seien.
Bei jeder Transaktion gebe es schwierige Phasen, stellt Grandin fest: „Wir als Berater müssen da ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen.“Wichtig sei die Kommunikation, betont Tigges, der sich häufig auch in der Rolle eines Mediators wiederfindet. Sein Ansatz dabei: „freundlich zur Person, aber hart in der Sache“. „Es ist immer wieder überraschend, worauf man sich als Berater ein- stellen muss“, betont Dr. Björn Neumeuer (Hoffmann Liebs Fritsch & Partner). Oft stehe nicht der Kaufpreis im Vordergrund, sondern andere Dinge.
Mehr als einmal erschwere ein Steuerberater, der den Mittelständler lange beriet und zum vertrauten Berater wurde, einen Verkauf, beobachtet Rentmeister. Dem Steuerberater drohe immerhin der Verlust des Auftrages. Just kennt sogar Fälle, in denen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer versuchen, einen Verkauf daran zu binden, dass sie ihr Beratungsmandat behalten. „Wir müssen als M&A-Berater damit umgehen und alle beteiligten Personen möglichst einbinden.“
„Jeder Unternehmer hat in seinem Umfeld einen Menschen, mit dem er alles bespricht, einen ‚Trusted Advisor‘, einen Berater des Vertrau- ens. Bei Transaktionen muss man diese mit einbeziehen“, ist auch Werkmüller überzeugt. Grandin sieht hier die Aufgabe für den M&A-Berater, im Transaktionsprozess „alle beteiligten Berater des Unternehmers im Laufe des Projekts einzubeziehen und zu koordinieren“, also neben Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern und Rechtsberatern gegebenenfalls auch die Ehepartner.