Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Carolin Schäfer erfüllt sich den Medaillen-Traum
LONDON Carolin Schäfer wusste gar nicht so recht, wie sie ihre Freude über WM-Silber im Siebenkampf nun an die frische Luft hinaus lassen sollte. Sie weinte, sie strahlte, sie schlug die Hände vors Gesicht. Einfach überwältigt von „dem Traum, der in Erfüllung gegangen ist“. In jedem Fall hoffe sie, dass dieser ersten Medaille von London bis Sonntag noch einige deutsche folgen werden. „Ich wünsche mir, dass die Medaille das Team motiviert“, sagte sie.
6696 Punkte sammelte Schäfer an den beiden Siebenkampf-Tagen im Olympiastadion ein und holte da- mit die erste deutsche WM-Medaille in dieser Disziplin seit 2011. Geschlagen geben musste sich die Athletin der LG Eintracht Frankfurt nur Olympiasiegerin Nafissatou Thiam aus Belgien (6784 Punkte). Doch einem eventuellen WM-Titel nachzutrauern, das kam Schäfer überhaupt nicht in den Sinn. Schließlich hatte die frühere Junioren-Welt- und Europameisterin soeben mit 25 Jahren endlich ihre erste Medaille im Erwachsenenbereich gewonnen. „Es ist schön, in der Jugend internationale Medaillen zu sammeln. Aber das, was zählt, ist der Erwachsenenbereich“, sagte Schäfer. Im Vorjahr, bei den Olympischen Spielen in Rio, war sie noch Fünfte geworden. 2017 geht damit endgültig als Meilenstein in Schäfers Entwicklung durch, denn schon beim traditionsreichen Siebenkampf-Meeting in Götzis/Österreich Ende Mai hatte die Polizistin ihre Bestmarke um 279 auf 6836 Punkte gesteigert. Den deutschen Rekord von 6985 Punkten hat seit 1992 die zweimalige Weltmeisterin Sabine Braun inne. Ist diese Punktzahl nun ein realistisches Ziel für Schäfer? „Mein Trainer hat es immer in mir gesehen. Sicherlich hat die Punktzahl von Götzis neue Möglichkeiten eröffnet, und ein deutscher Rekord ist nicht unmöglich“, sagte sie.
Was dagegen offenbar unmöglich erschien in den Wettkampftagen von London, war ein befruchtendes Miteinander der beiden deutschen Starterinnen im Siebenkampf. Obwohl auf dem Papier Teamkolleginnen in Frankfurt, verzichteten Schäfer und die am Ende Achtplatzierte Claudia Salman-Rath (6362 Punkte) auf jeden sichtbaren Kontakt im Stadion. Während beispielsweise die niederländische Bronzemedaillengewinnerin Anouk Vetter mit ihrer Teamkollegin Nadine Visser (sie wurde Siebte) gemeinsam die Ehrenrunde genoss, machten die beiden Deutschen jede für sich ihr Ding. Salman-Rath, die noch im