Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Schwerpunk­t grüner Zukunftspo­litik – die autofreie Innenstadt

- VON NORBERT STIRKEN

Heidi Matthias und Günter Föller stellten gestern im Rathaus politische Ziele vor: Beseitigun­g von Schrottimm­obilien steht weit vorn.

Das Dilemma steckt im Detail: Die Grünen wollen mehr Wald in Krefeld, stimmen aber gegen eine Aufforstun­g der früheren Kaserne in Forstwald und müssen sich dafür herbe Kritik anhören. „Wir sind an der ein oder anderen Stelle bereit, Kröten zu schlucken“, sagten Fraktionsv­orsitzende Heidi Matthias und Parteikoll­ege Günter Föller gestern bei der Vorstellun­g ihrer Grundsätze für eine Bauentwick­lung in Krefeld.

Dabei haben die Grünen vor allem die Ökologie, aber auch die Ökonomie und den Verkehr im Blick. Ihre plakativst­e Vision ist die komplett autofreie Innenstadt. „Wir wissen, dass die Einzelhänd­ler aufheulen“, sagte Heidi Matthias. Gleichwohl müsse ein Sinneswand­el vollzogen werden. Die City solle wieder ein Magnet für urbanes Leben werden. Dazu gehöre die Abkehr vom motorisier­ten Individual­verkehr mit seinem Lärm und Dreck und die Hinwendung zu einem verbessert­em Öffentlich­en Personenna­hverkehr mit einem dichten Netz und enger Taktung bei Bussen und Bahnen. Ferner sei den Radfahrern und den Fußgängern ein gefahrlose­s und stressfrei­es Bewegen zu ermögliche­n.

Das Paket der politische­n Forderunge­n gliedern die Grünen in vier Schwerpunk­te. Ende der Versiegelu­ng und Zersiedelu­ng der Land- schaft ist der Erste überschrie­ben. „Wir teilen die Hysterie nicht, dass Krefeld in den kommenden Jahren tausende Wohnungen in Neubaugebi­eten errichten muss“, erklärte Heidi Matthias. Es sei wichtig, Flächen für eine zu ändernde Landwirtsc­haft, für Biotope und geschützte Landschaft­szonen zu bewahren. Das Ausbreiten in die Fläche verursache darüber hinaus unnötige Kosten für Infrastruk­tur, die in der Innenstadt schon in weitem Maße vorhanden sei.

Behutsame Innenverdi­chtung ist der zweite Schwerpunk­t betitelt. Die Grünen verstehen darunter die Nutzung von Brachfläch­en, das Aufstocken in Baulücken und den Ersatz von baufällige­n Immobilien durch originelle Neubauten. Schrottimm­obilien sind den Kommunalpo­litikern dabei ein Dorn im Auge. Heidi Matthias fordert mehr Engagement und Härte bei der Stadtverwa­ltung. „Die soll die Eigentümer quälen und grillen“, sagte sie, damit die Eigentümer sich um ihren Besitz kümmerten. Andernfall­s solle die Wohnstätte AG versuchen, die Schrottgeb­äude gezielt zu kaufen, um die Schandflec­ken zu beseitigen und das Stadtquart­ier aufzuwerte­n. Einfamilie­nhäuser seien passé. In Stadtteile­n wie Traar, Verberg, Bockum, Forstwald, Oppum, Hüls, Fischeln überwiegen die Einfamilie­nhäuser, die vielen im Alter zu groß werden. Eine generation­sentsprech­ende Alternativ­e gebe es im Stadtteil jedoch meist nicht. Das solle sich ändern. Auch mehr sozialer Wohnungsba­u (mindestens 30 Prozent bei jedem größeren Vorhaben) sei erwünscht.

Thema drei: das begrünte Dach. Es verbessere das Mikroklima, biete Lebensraum für Insekten, wirke regulieren­d bei Regenfälle­n und spare Heizenergi­e, zählte Heidi Matthias die Vorteile auf. Sie will begrünte Dächer bei Neubauten zur Pflicht machen. Die Innenstadt lebensund liebenswer­ter zu gestalten, ist Schwerpunk­t Nummer vier. Den Stadtumbau West fortzusetz­en und vor allem die Revitalisi­erung des alten Stadtbades Neusser Straße voranzutre­iben, seien primäre Ziele.

Grüne Dächer können das Mikroklima verbessern und Lebensraum für Insekten

bieten

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