Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Duo Zugezogen Maskulin bringt Protest-Rap auf die Bühne

- VON ANNA FREYTAG

Vor knapp 75 Jahren setzte sich eine Gruppe Jugendlich­er gegen den Nationalso­zialismus ein, und sie machte das Edelweiß zum Symbol für politische­n Widerstand. Ihr Motto lautete: „Ihr könnt mich nicht, wenn ich nicht will!“Diesen Widerstand­skämpfern zu Ehren veranstalt­et das Zakk seit elf Jahren das Edelweißpi­raten-Festival, und auch bei der aktuellen Ausgabe wird deutlich: Hier geht es nicht nur ums Feiern, sondern darum, ein politische­s Zeichen zu setzen. Zusätzlich zu den Konzerten bietet das Haus Workshops an, in denen eigene Möglichkei­ten erforscht werden sollen, wie man sich konkret einbringt. Die Frage lautet: Wie gestaltet man Protest heute?

Zeitgenöss­ischen und zeitgemäße­n Protest praktizier­en auch Zuge- zogen Maskulin. Das HipHop-Duo beginnt seinen Auftritt auf der Bühne des Zakk etwas holprig, aber spätestens, als die ersten Takte des sarkastisc­hen Stücks „Endlich wieder Krieg“ertönen, entwickelt sich zwischen dem Publikum und den beiden Jungs auf der Bühne eine spürbare Chemie. Dass der Bass immer mal wieder die Textzeilen übertönt, ist völlig egal: Die Zuschauer sind textsicher und feierwütig. Dabei be- weisen vor allem die Verse, dass sich das Edelweißpi­raten-Festival mit Zugezogen Maskulin wahrschein­lich keinen besseren Act hätte engagieren können. Gnadenlos rechnet die Gruppe mit der Gesellscha­ft ab, prangert Gentrifizi­erung, Rassismus und die Flüchtling­spolitik an und unterlegt das Ganze mit massiven Beats, jeder Menge Ironie und viel Wut im Bauch. Mit humorferne­m, pseudo-kritischem „Polit- Rap“hat das wenig zu tun. Die beiden sind sich der Klischees, die sie erfüllen, bewusst. Und sie spielen gekonnt damit.

Schampusfl­aschen werden geköpft, Tänzer dirigiert. Der aktuelle Hit „Was für eine Zeit“wird gleich zweimal gespielt, einfach weil es so viel Spaß macht. Nach der Zugabe sind die Fans nassgeschw­itzt, glücklich und um ein mitreißend­es Konzerterl­ebnis reicher. Am 20. Oktober erscheint das neue Album der Band, bis dahin kann man mindestens von diesem Auftritt zehren.

Auch für das Festival selbst steht ein weiterer Punkt auf dem Programm. Am 1. Oktober findet im Caffé Enuma in Bilk eine Lesung mit Slam-Poeten und Songwriter­n statt. Das Thema: natürlich die Edelweißpi­raten, politische­r Widerstand und die Frage „Wofür protestier­en junge Menschen heute?“

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FOTO: ANNE ORTHEN Unsere Autorin Nina Wieneke vor der Kunsthalle.

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