Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Kalenderblatt 11. Oktober 1998
Edith Stein hätte vor den Nazis in die Schweiz fliehen können, doch dann hätte sie ihre Schwester zurücklassen müssen. Stattdessen ließ Stein sich im niederländischen Echt verhaften. Sie und ihre Schwester wurden ins Konzentrationslager Auschwitz gebracht und dort in den Gaskammern ermordet. Stein war Philosophin, Frauenrechtlerin, Lehrerin und Dozentin – sie war eine gelehrte Frau, der nur aufgrund ihres Geschlechts und ihrer jüdischen Abstammung die Habilitation verwehrt blieb. 1922 war Stein zum katholischen Glauben konvertiert. 1933 ging sie ins Karmelkloster in Köln, um ihren Arbeitgeber, die Universität Münster, vor Schaden wegen der Anstellung einer Jüdin zu bewahren. Sie nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz an. In einem Brief an den Papst versuchte sie, die katholische Kirche von ihrem Schweigen und ihrer Untätigkeit gegenüber den Nazis abzubringen – vergeblich. 1938 musste sie aus Deutschland fliehen und ging in ein Kloster in Echt, wo auch ihre inzwischen ebenfalls getaufte Schwester unterkam. 1942 protestierten niederländische Geistliche gegen die Deportationen durch die deutschen Besatzer – als Reaktion verhafteten diese auch getaufte Juden. Edith und Rosa Stein starben im Sommer 1942. Am 11. Oktober 1998 sprach Papst Johannes Paul II. die Ordensschwester heilig. Edith Stein gilt als Mittlerin zwischen Juden und Christen und als Pa
tronin Europas.