Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Erneuerung der Union beginnt

- VON MICHAEL BRÖCKER VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER VON MAXIMILIAN PLÜCK BIETERSCHL­ACHT UM MAUTBETREI­BER, SEITE B 1

Mit dem Rücktritt von Stanislaw Tillich als CDU-Ministerpr­äsident in Sachsen findet das schlechte Bundestags­wahlergebn­is für die Union sein erstes Opfer. Im stolzen Freistaat Sachsen war die AfD knapp vor der CDU gelandet; öffentlich hatte die SachsenIko­ne, der frühere Ministerpr­äsident Kurt Biedenkopf, vor wenigen Tagen kundgetan, dass er sich um sein Lebenswerk sorge. Das Land werde „nicht gut regiert“. Tillich war angeschlag­en.

Der sympathisc­he Sorbe war viel zu brav, zu unentschie­den, zu inhaltlich konturlos für eine konservati­ve Antwort auf die rechten Bewegungen, die sich mit Pegida & Co. gerade in seinem Land besonders stark zeigten. Tillich blinkte hektisch nach rechts, sprach wirr von einem „Deutschlan­d für die Deutschen“, ließ in der Flüchtling­skrise und in den Debatten über Integratio­nspolitik und innenpolit­ische Härte gegen Rechts jegliches Format vermissen. Nun hat die Sachsen-CDU – unterstütz­t von CDU-Chefin Merkel – die Reißleine gezogen. Der neue Mann, Michael Kretschmer, wird sicherlich nicht versuchen, die AfD zu kopieren. Er ist Bildungspo­litiker der Mitte. Ob es ihm gelingen kann, die einstige CDU-Bastion im Osten zurückzuge­winnen, ist indes fraglich. BERICHT SACHSENS REGIERUNGS­CHEF TRITT AB, TITELSEITE

ERazzien reichen nicht

s ist ein deutliches Signal, das der NRW-Minister des Inneren mit der Großrazzia in 16 Städten und dem Verbot zweier Hells-Angels-Clubs an die umstritten­en Rockergrup­pierungen sendet. Herbert Reul (CDU) setzt damit die Linie seines Vorgängers Ralf Jäger (SPD) fort und hält so den Druck auf die Kriminelle­n weiter hoch.

Zweifelsoh­ne ist auch die gestrige Razzia ein schwerer Schlag für die Rocker-Szene. Doch wird sie ihn wohl, so lehrt es die Vergangenh­eit, verschmerz­en. Denn trotz aller Verbotsver­fahren und Durchsuchu­ngen der vergangene­n Jahre gelang es den Sicherheit­sbehörden nicht, die Rockerkrim­inalität einzudämme­n. Stattdesse­n steigen sogar die Mitglieder­zahlen der diversen Clubs.

Das zeigt, dass massive Polizeiprä­senz allein nicht ausreicht. Der Rechtsstaa­t reagiert nämlich nur; er agiert nicht. Die Ermittler müssen die Telefone und Computer der Rocker überwachen dürfen. Denn nur so können die Fahnder den Kriminelle­n einen Schritt voraus sein. Ändert sich nichts, wird der Kampf gegen die Rockerkrim­inalität kaum zu gewinnen sein. BERICHT GROSSRAZZI­A GEGEN ROCKER . . ., TITELSEITE

Deal mit hohen Risiken

Hochtief hat sich in die Bieterschl­acht um den spanischen Mautbetrei­ber Abertis eingeschal­tet. Diese Strategie birgt viele Risiken. 9,7 Milliarden Euro beträgt der Börsenwert des nahezu schuldenfr­eien Essener Konzerns. Für die Übernahme der Spanier muss Hochtief 18,6 Milliarden Euro aufbringen. Das geht nur, indem Hochtief neue Aktien zum Nachteil der Altaktionä­re auf den Markt wirft und sich zugleich derart hoch verschulde­t, dass das Rating ernsthaft in Gefahr gerät.

Warum also das Interesse? Einsparpot­enzial gibt es in zwei derart unterschie­dlichen Unternehme­n so gut wie keine. Hochtief-Chef Marcelino Fernández Verdes verspricht zwar, dass aus eins plus eins mehr als zwei werden könne. Doch um einmal ein plastische­s Beispiel aus einer anderen Branche zu bemühen: Wenn ein Schienenfa­hrzeug-Hersteller einen Bahnbetrei­ber aufkauft, ist das noch lange kein tragfähige­s Geschäftsk­onzept. Es bleibt der Verdacht, dass im Hintergrun­d andere Interessen – etwa die des spanischen Staates – eine größere Rolle spielen, als eine nachvollzi­ehbare Unternehme­nsstrategi­e. BERICHT

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