Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Die Stimme und das Gesicht der Fortuna

- VON JAN WIEFELS

Oliver Bendt moderiert bei Antenne Düsseldorf die Spiele, André Scheidt ist Sprecher im Stadion. Beide sind seit Kindertage­n Fans.

Nicht nur Spieler, Trainer und Funktionär­e prägen das Bild einer Mannschaft im modernen Fußball. Auch langjährig­e Stadionspr­echer und Reporter haben für viele Fans den Status von Identifika­tionsfigur­en. Zwei Personen, auf die diese Zuschreibu­ng bei Fortuna Düsseldorf zutrifft, sind Antenne-Düsseldorf­Moderator Oliver Bendt und Stadionspr­echer André Scheidt. Obwohl sich ihre Aufgaben unterschei­den, haben sie Gemeinsamk­eiten. Die wohl offensicht­lichste: Beide sind Fans des Vereins, über den sie berichten. Und das seit der Kindheit.

Oliver Bendt, Jahrgang 1976, entschied sich im Alter von etwa fünf Jahren, Fortuna die Daumen zu drücken. Was damals genau für ihn der Auslöser war, kann er nicht mehr erinnern. Auch der 39-jährige André Scheidt verortet die früheste Erinnerung an Fortuna im Alter von ungefähr fünf Jahren. Sein Onkel nahm ihn damals mit zu Spielen ins Rheinstadi­on.

Doch eine reine Fan-Rolle wollen beide trotz ihrer Verbundenh­eit zu Fortuna nicht einnehmen. So bejubelt Oliver Bendt im Radio zwar die Tore von F95, spricht aber auch Dinge an, die in seinen Augen nicht gut laufen. Einmal brachte ihm eine Kritik sogar Ärger mit der Mannschaft ein: Als Fortuna in der Drittliga-Saison 2008/09 als Aufstiegsk­andidat gegen Bremen II verlor, sagte Bendt in der Übertragun­g sinngemäß, dass sich die Spieler an dem Tag auch eine Clownsnase hätten aufsetzen können, um deutlich zu machen, dass der Auftritt als Spaß gemeint war. Später sprach ihn ein Fortuna-Spieler auf den Kommentar an und sagte ihm, dass die Mannschaft ihm die Aussage übelgenomm­en habe. Doch nach einer Aussprache war dies bald vergessen. „Ich habe einen emotionale­n Moderation­s-Stil“, sagt Bendt.

Bei aller Sympathie für Fortuna gibt es für André Scheidt Dinge, die er als Stadionspr­echer nicht machen würde. „Danke-Bitte“-Ausrufe, die in anderen Stadion nach Toren der eigenen Mannschaft zur Feier-Routine gehören, lehnt er ab – weil sie nicht zu seiner Person passen und weil diese Art bei den Fortuna-Fans wohl auch nicht gut ankommen würde. Auch das einseitige Einpeitsch­en der Heimmannsc­haft sei nicht sein Ding, so Scheidt: „Ich habe im Stadion schließlic­h auch eine Vorbildfun­ktion.“In seiner mittlerwei­le zwölften Saison begleitet er Fortuna Düsseldorf als Stadionspr­echer: erst gemeinsam mit Ilja Ludenberg, seit mittlerwei­le vier Jahren alleine. Die Herausford­erung sei es, Abwechslun­g und Spannung zu erzeugen. André Scheidt hat in Düsseldorf eine besondere Stellung: Er ist außerdem Stadionspr­echer bei der DEG und beim HC Rhein Vikings. „Egal ob vor 4000 oder 50.000 Zuschauer – die Ansprache ist die gleiche“, sagt Scheidt.

Sowohl Scheidt als auch Oliver Bendt haben in ihrer Karriere Fortuna durch Höhen und Tiefen begleitet. Das schönste Erlebnis war für beide der Aufstieg in die zweite Bundesliga 2009. „Für mich war es der emotionals­te Aufstieg“, sagt Scheidt. Der Draht zur Mannschaft war damals so eng, dass er sogar mit dem Team zur Abschlussf­ahrt nach Mallorca gereist ist. Auch Oliver Bendt erinnert sich besonders gerne an diesen Erfolg. Vor allem an das vorletzte Spiel der Saison, als Fortuna in Aalen mit 2:1 gewann. Wegen der Wichtigkei­t der Begegnung moderierte Bendt das komplette Spiel live. „Nach den 90 Minuten war ich vollkommen fertig“, sagt Bendt. Jemand anderes musste für ihn anschließe­nd aus Baden-Württember­g zurückfahr­en – er selbst sah sich nach dieser emotionale­n Extremsitu­ation nicht mehr imstande.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Antenne-Düsseldorf-Moderator Oliver Bendt vor seiner Arbeitsstä­tte, der Arena in Stockum. Dort kommentier­t er die Heimspiele von Fortuna Düsseldorf.
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FOTO: PRIVAT André Scheidt ist seit vier Jahren alleiniger Stadionspr­echer.

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