Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Risikomanagement: Auf der Suche nach Sicherheit
Family Offices sind gefragt – auch zum Beispiel als Berater von Stiftungen. Sie müssen ihr Kapital sicher anlegen, aber in Zeiten von Niedrigstzinsen ist das fast nicht möglich. „Stiftungen müssen sich eine professionellere Struktur geben, um ihren Zweck zu erfüllen und das Kapital zu erhalten“, erklärt Sascha Servos (Deutsche Oppenheim Family Office) beim RP-Finanzforum „Family Offices“. Die Vermögensverwaltung schreiben Stiftungen daher vermehrt aus. „Der Vorstand muss sich auch haftungsrechtlich absichern und fragt daher Family Offices um Rat“, begründet Servos die Beobachtung, dass Family Offices hier eine „neue Generation von Mandanten“gewinnen.
Menschen nehmen die Gegenwart zunehmend als unsichere Zeit wahr. Vermögende Anleger suchen daher einen „sicheren Hafen“, sagt Dr. Maximilian A. Werkmüller (Lohr + Company). Sie wollen ihr Vermögen in die nächste Generation übertragen und fragen nach den passenden Strukturen dafür.
Die Verlustängste sind hoch, aber die Ursachen haben sich gewandelt, bemerkt Jörg Eigelshoven (Warth & Klein Grant Thornton). Hatten die Deutschen früher vor allem Angst vor dem Zugriff des Finanzamtes, ist es heute das Bewusstsein, dass es keinen risikolosen Zins mehr gibt. „Die Menschen können sich noch aussuchen, welches Risiko sie eingehen“, sagt Eigelshoven.
„Unsere Aufgabe ist es, die Risikoparameter festzulegen“, fügt Werkmüller hinzu. Gerade bei großen, komplexen Vermögen ein neuralgischer Punkt. Der Jurist nennt als Beispiel Haftungsklauseln bei Verkäufen von Vermögenswerten in den USA. „Sie können existenzbedrohend sein. Die Vermögensallokation muss darauf angepasst werden.“
Holger Stabenau (Hoffmann Liebs Fritsch & Partner) beob- achtet, dass Vermögende ihre Investments streuen, auch regional. Sie haben zum Beispiel Depots oder Immobilien in mehreren Ländern. „So verteilen sie ihre Risiken.“Begrenzte Anteile investieren einige auch in riskante Anlagen, zum Beispiel Start-up-Unternehmen. Hier beobachtet Stabenau einen neuen Trend: Man investiert nicht direkt in einzelne Unternehmen, sondern in Teams, die selbst wiederum ähnlich wie Fonds in mehrere Start-ups einsteigen. Mit einer solchen Diversifizierung lassen sich ebenfalls Risiken streuen.
„Die Beratung wird komplexer“, fasst Servos diese Beob- achtungen zusammen und verweist auch auf steuerliche und rechtliche Aspekte. „Family Offices sind gefragt, um diese Komplexität zu managen.“Vermögende Menschen schauen dabei heute weniger auf Banken als früher, stellt Eigelshoven fest. „Offenbar werden Banken als Verwahrer des Vermögens nicht mehr als in jedem Fall sicher angesehen.“Das liege auch daran, dass sich Banken aus der Haftungsmasse für Finanzkrisen herausgezogen hätten. Michael Sievers (Rhein Asset Management) sieht hier aber auch die Politik mit im Boot: „Die Politik ist mit verantwortlich, dass die Banken in Europa nicht genug Ei- genkapital haben.“Durch eine andere Regulierung seien hingegen US-Banken besser kapitalisiert.
Die Unsicherheit geht aber mittlerweile weit übers Finanzsystem hinaus. „Die Menschen lesen und hören, die Demokratie erodiere als Staatsform. Sie empfinden daher die Gesamtlage als unsicher“, beschreibt Werkmüller die Lage. „Wenn sie selbst dem Staat nicht mehr vertrauen können, verteilen sie ihr Vermögen eben auch geografisch.“Ebenso gewinnt bei Vermögenden das Thema Kriminalität und deren Prävention an Bedeutung, nimmt Tim Daum (Veltracon Lifestyle AG) im Markt wahr. „Galt dies bisher insbesondere für Menschen in Regionen wie Lateinamerika oder Osteuropa, nehmen wir aktuell auch vermehrt Anfragen nach Sicherheitslösungen von Kunden in Deutschland und Westeuropa wahr.“
Unter diesen Rahmenbedingungen erklärt es sich, dass Berater, die mit Erfahrung und Expertise die Lage nüchtern analysieren und ihre Mandanten entsprechen betreuen, gerade jetzt gefragt sind. Die Vertreter renommierter Family Offices bestätigen jedenfalls ein großes Interesse, zumal sie mehr als nur Beratung in Vermögensangelegenheiten zu bieten haben.