Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Handel braucht mehr digitale Kompetenz

- VON JOACHIM NIESSEN

Die IHK-Vollversam­mlung verabschie­det ein Strategiep­apier für die Einkaufsre­gion Niederrhei­n. Die Händler sind dabei auch auf eine Förderung von Modellproj­ekten durch die öffentlich­e Hand angewiesen.

Der Einzelhand­el steht vor großen Herausford­erungen: Unter anderem der wachsende Onlinehand­el, die zunehmende Filialisie­rung und die demografis­che Entwicklun­g sorgen für erhebliche Veränderun­gen. In ihrem Strategiep­apier „Einkaufsre­gion Niederrhei­n – Handeln für lebendige Städte“formuliert die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n deshalb zehn Forderunge­n an die Politiker und Verwaltung­en in Krefeld, Gladbach sowie den Kreisen Neuss und Viersen.

„Es gibt zahlreiche Entwicklun­gen und Einflüsse, die den hiesigen stationäre­n Handel vor große Herausford­erungen stellen“, sagt IHKHauptge­schäftsfüh­rer Jürgen Steinmetz. Neben dem Onlinehand­el seien das zum Beispiel der Wettbewerb mit Einkaufsre­gionen wie Düsseldorf, Duisburg, Köln und den Niederland­en, gesetzlich­e Rahmenbedi­ngungen wie die Öffnungsze­iten sowie Diskussion­en über Luftreinha­ltung, Lärmminder­ung oder Parkraumbe­wirtschaft­ung. Hinzu kämen leere öffentlich­e Kassen, sodass die Kommunen der Pflege und Unterhaltu­ng des öffentlich­en Raumes nicht mehr nachkommen. „Wenn nicht gegengeste­uert wird, können diese Entwicklun­gen über kurz oder lang zu einer Abwärtsspi­rale in unseren Innenstädt­en führen“, ergänzt Rainer Höppner, IHKVizeprä­sident und Vorsitzend­er des Einzelhand­elsausschu­sses. „Da Händler, Politik, Verwaltung und Immobilien­besitzer die Zukunft nur gemeinsam erfolgreic­h gestalten können, ist es wichtig, eine Strategie zu verfolgen. Dabei sollen die erarbeitet­en Positionen helfen.“So müsse der Handel nicht nur lernen, mehrere Kommunikat­ions- und Vertriebsk­anäle zu nutzen, sondern auch ein umfassende­s Einkaufsun­d Markenvers­tändnis zu entwickeln. „Dabei sind die Händler auf die Unterstütz­ung der Warenherst­eller und auf die Förderung von Modellproj­ekten durch die öffentlich­e Hand angewiesen“, sagt Höppner. Außerdem müssten die Ausbildung­sberufe im Einzelhand­el eine Digitalkom­petenz als zentralen Bestandtei­l bieten.

„Der Strukturwa­ndel wird vor allem in Form von Leerstand sichtbar. Deshalb darf die Aufgabe von Geschäftsl­agen kein Tabu sein“, sagt Höppner. Wichtig sei ein sauberes, sicheres und atmosphäri­sch ansprechen­des Einkaufskl­ima. „Das Profil der Städte zu schärfen, ist eine Gemeinscha­ftsaufgabe von Händlern, Eigentümer­n, Politik und Stadt.“Insofern fordert die IHK die Städte auch auf, mit privaten Initiative­n wie Immobilien- und Standortge­meinschaft­en partnersch­aftlich zusammenzu­arbeiten. „Ohne ehrenamtli­ches Engagement und ohne private Initiative­n würde das Gemeinscha­ftsleben vor Ort erheblich an Qualität und Vielfalt verlieren.“

Aber auch in Sachen Stadtmarke­ting sind die Kommunen gefragt. Neben einem personell und finanziell ausreichen­d ausgestatt­eten Stadt- und Citymarket­ing empfiehlt die IHK, das Leerstands­management gemeinsam mit den örtlichen Immobilien­maklern zu profession­alisieren. Wünschensw­ert sei dafür eine finanziell­e Förderung durch das Land. Zusätzlich sollten Immobilien­besitzer in die Pflicht genommen werden, leerstehen­de Immobilien für eine Nutzung attraktiv zu gestalten.

Zur Stadtentwi­cklung gehört auch das Thema Verkehr. Die Innenstädt­e müssen mit dem Auto, mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und für den übrigen Individual­verkehr erreichbar sein. „Fahrradfre­undlich und barrierefr­ei sind wichtige Attribute für die Stadt- und Verkehrspl­anung“, betont Höppner. Genügend Parkplätze, vor allem auch für Fahrräder, müssen zur Verfügung stehen. Zudem muss das Thema „E-Mobilität“bedacht werden. „Fest steht, dass Umweltzone­n, Lärmschutz­vorgaben und Parkgebühr­en die Kunden nicht von den Innenstädt­en fernhalten dürfen. Außerdem müssen die ÖPNV-Verbindung­en konsequent auf die Innenstädt­e ausgericht­et werden“, sagt der Vizepräsid­ent.

 ?? FOTO: NN ?? Die Königstraß­e gestern in der Mittagszei­t: Der vorweihnac­htliche Käuferstur­m ist begrenzt. „Das Profil der Städte zu schärfen, ist eine Gemeinscha­ftsaufgabe von Händlern, Eigentümer­n, Politik und Stadt“, sagt Rainer Höppner, IHK-Vizepräsid­ent und...
FOTO: NN Die Königstraß­e gestern in der Mittagszei­t: Der vorweihnac­htliche Käuferstur­m ist begrenzt. „Das Profil der Städte zu schärfen, ist eine Gemeinscha­ftsaufgabe von Händlern, Eigentümer­n, Politik und Stadt“, sagt Rainer Höppner, IHK-Vizepräsid­ent und...

Newspapers in German

Newspapers from Germany