Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mit dem Leben davongekommen
Kurz vor dem Bahnhof MeerbuschOsterath passierte dann das Unglück, bei dem 50 Menschen verletzt wurden: Der RE7 rammte aus bislang nicht vollends geklärten Gründen einen auf dem Gleis stehenden Güterzug. „Ich saß in Fahrtrichtung und wurde durch den Aufprall nach vorne geschleudert“, erinnert sich Müller. Er gehört zu den neun Menschen, die schwer verletzt wurden – der 50-Jährige brach sich die Hüftpfanne, riss sich das Kreuzband und kugelte sich Knie und Hüfte links komplett aus. Der Marathon- und Ultraläufer wird höchstwahrscheinlich nie wieder joggen können.
Auch an den Moment kurz vor dem Aufprall erinnert sich Müller noch genau. Der Zug hielt außerplanmäßig auf offener Strecke, die Passagiere bekamen per Durchsage mitgeteilt, dass es wegen Stellwerksproblemen und eines anderen Zuges auf dem Gleis zu einer Verzögerung komme. „Ich dachte noch, dass das ja wieder ewig dauern kann“, erzählt der Pendler, der die Strecke zwischen Krefeld und Köln zweimal täglich fährt. Doch kaum hatte Müller seine Frau über die Verspätung informiert, habe sich der Zug nach etwa zwei Minuten schon wieder in Bewegung gesetzt. „Auf einmal hat der Wagen stark gebremst und im nächsten Moment stürzte der Lokführer aus der Fahrerkabine. Er schrie nur ’Raus hier, alle raus hier!’ und machte einen Hechtsprung in den hinteren Bereich des Waggons“, sagt Müller. Doch bevor er überhaupt reagieren konnte, brach das Chaos los.
„Als der Zug nach einer gefühlten Ewigkeit endlich zum Stehen kam, herrschten totale Stille und Dunkelheit“, erzählt Müller. Dann rappelten sich die ersten Passagiere wieder auf und seien mit Handy-Taschenlampen durch den Zug geirrt. „Eine Frau kam mit blutüberströmtem Gesicht an mir vorbei“, sagt Müller über die schrecklichen Bilder, die er im ersten Waggon sehen musste. Der nächste Schock erwartete ihn, als er, auf dem Boden liegend, an sich selbst herunter schaute: „Mein linkes Bein hing komplett neben der Hüfte und auch mein Schienbein stand in die völlig falsche Richtung ab.“Als das Adrenalin nachließ, kam die Qual. „Ich hatte solche Schmerzen wie noch nie in meinem Leben“, sagt Müller. Unfähig sich zu bewegen, blieb er liegen – andere Passagiere versorgten ihn mit Wasser und Traubenzucker, als er drohte ohnmächtig zu werden. Dann rief er seine Frau an. „Sie hatte totale Panik, weil sie mir überhaupt nicht