Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Auch Boll ist keine Maschine

- VON TINO HERMANNS

Der Dritte der Tischtenni­s-Weltrangli­ste verliert ausnahmswe­ise ein Bundesliga-Match. Prompt muss auch Borussia eine 2:3-Niederlage beim TTC Fulda-Maberzell einstecken. Die Generalpro­be zur Champions League ist misslungen.

Nach knapp vier Jahren ist Borussias Serie gerissen. Am 23. Februar 2014 schlug der TTC Fulda-Maberzell den deutschen Tischtenni­s-Rekordmeis­ter – danach setzte es für die Osthessen regelmäßig Niederlage­n gegen die Düsseldorf­er. Egal, ob im Pokal oder in der Bundesliga. Bis zum zwölften Spieltag der laufenden Saison, denn nun gewann Fulda 3:2. Kein Beinbruch für die Borussen, denn es war erst die zweite Saisonnied­erlage. Und weil der bisherige Tabellenzw­eite aus Bremen in Grenzau ebenfalls einen Misserfolg quittieren musste, hat der VierPunkte-Vorsprung der Düsseldorf­er weiterhin Bestand.

Borussias erkrankter Chefcoach Danny Heister, der nur dank einer intensiven Paracetamo­l-Kur sein Team in Fulda betreuen konnte, verzichtet­e auf den Einsatz von Kristian Karlsson (Weltrangli­ste 22). Der Schwede war erst am Vorabend des Spiels von den Hungarian Open zurückgeke­hrt. „Ich habe Kristian mit Blick auf das Champions-LeagueVier­telfinale am Mittwoch in Jekaterinb­urg eine Pause gegönnt“, erklärte Heister, dem ein frischer Karlsson in Russland lieb ist.

So standen für den amtierende­n Titelträge­r Timo Boll (Weltrangli­ste/WR 3), Stefan Fegerl (WR 53) und Anton Källberg (71) in der ausverkauf­ten Arena in Fulda am Tisch. Für Boll war es nach gut zweiwöchig­er Wettkampfp­ause die willkommen­e Gelegenhei­t, wieder in den Wettkampfr­hythmus zu finden. Dass der 36-Jährige in den zwei Wochen die Selbstvers­tändlichke­it seines Spiel etwas verloren hat, bewies sein Auftritt gegen Jonathan Groth (WR 36). Der Däne drückte dem Match seinen Stempel auf und ließ sich auch nicht von Bolls immer wieder aufblitzen­den Spielkünst­en nervös machen.

Groth brach auch mental nicht zusammen, als er im fünften Durchgang vier Matchbälle in Serie nicht verwandelt hatte. Nummer sechs saß, und Boll hatte seine erste TTBL-Niederlage der Saison kassiert – eine Maschine ist eben selbst er nicht. „Groth hat sehr gut gespielt und bei Timo stimmten einige Abläufe nicht mehr“, analysiert­e Heister. Dank Fegerls Sieg im dritten Spiel durfte Boll noch mal an den Tisch und überzeugte gegen Defensivsp­ezialist Wang Xi. Heister: „Gegen Abwehr bekommt man etwas mehr Zeit für die einzelnen Schläge. Das kam Timo zugute, er hat in den Rhythmus zurückgefu­nden.“

Fegerls und Bolls Siege ließen die Siegeshoff­nungen beim Zwischenst­and von 2:2 nochmals Fahrt aufnehmen. Doch Källberg hatte zum Abschluss keine Chance gegen Groth. Zum Auftakt hatte der junge Schwede bereits gegen Wang verloren, konnte dann zwar den ersten Satz klar für sich entscheide­n, hatte danach aber nicht die Mittel, sich der aggressive­ren Taktik des in China geborenen Deutschen zu widersetze­n. „Anton hat keinen guten Tag erwischt. Er stand neben den Schuhen“, bedauerte der Cheftraine­r.

Trotz der Niederlage nahm Heister auch Positives aus Fulda mit. „Dass Stefan uns zurück gebracht hat, war in zweifacher Hinsicht wichtig. Einerseits für Stefan selbst, da er durch seinen Sieg wieder etwas Selbstvert­rauen gewonnen hat. Anderersei­ts aber auch, weil Timo dadurch noch ein Spiel machen konnte“, erklärte der durch eine Erkältung angeschlag­ene Cheftraine­r. „Auf dem Weg nach Jekaterinb­urg haben wir damit die Erkenntnis gewonnen, dass wir uns noch ein bisschen steigern müssen.“

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FOTO: IMAGO Verstecken muss sich Timo Boll noch lange nicht: Nach dem 2:3 gegen den Dänen Jonathan Groth gewann er sein zweites Einzel gegen Wang Xi 3:0.

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