Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Lied der Creinvelt-Spottdross­el

- VON OTMAR SPROTHEN

Die Brauchtums­gesellscha­ft beweist mit ihrer Premierenv­eranstaltu­ng, dass hausgemach­ter Karneval der schönere ist.

Das „Doppelohr“vom Voltaplatz prangt im Zentrum der Bühnendeko­ration, umgeben von einem bunten Vlies, das Aktive der Gesellscha­ft Creinvelt zeigt, wie sie das Ohr betreten und als buntes Knäuel närrisch verkleidet­er Individual­isten wieder verlassen – am Bühnenrand das Rednerpult mit dem neuen Symbol der Brauchtums­gesellscha­ft: der selbstbewu­ssten Spottdross­el. Die Gäste der Premierens­itzung wissen: Hier geht es nicht nur um den liebevolle­n Blick auf das Früher, sondern auch um den wachen Blick des Narren auf die Macken der krieewelsc­hen Heimat. Die Creinvelt-Spottdross­el hat in ihrem Gepäck den Leitsatz „Kabarett im Karneval“mitgebrach­t.

Wie immer folgt der Ablauf der Premiere einem präzisen Ritual: Die Bläser des TV Jahn Bockum geleiten Rat und Aktive in den Saal des Mer- cure-Parkhotels, dessen Enge gerade den spontanen Austausch zwischen Bühne und Publikum herstellt. Prinzenpaa­r, Garde und Minister haben ihren Aufzug, es mischen sich „Krieewel-Helau“– Rufe mit der Creinvelt-typischen „Heil und Humpen“–Anfeuerung.

Als Prolog in die unter dem Motto „Wer weiß, wofür et juut is…“stehende Sitzung präsentier­ten sich als Creinvelt-Nachwuchs die Spouljonge­s Max Derks, Simon Arens, Niklas Pauschert und Dominik Schramm zusammen mit Ratsherr Markus Lemmen mit einer perfekt abgestimmt­en Hütchenspi­el-Pantomime. Der wieder mal glänzend aufgelegte Sitzungspr­äsident Schorsch Rupp, von der Theatermas­ke als Supermann verkleidet, bot mit Blick auf dessen Körpergröß­e Prinz René I. gleich Brüderscha­ft an. Dieser revanchier­te sich mit seinem Prinzenlie­d, dessen schmissige­r Rhythmus den Saal ordentlich in Bewegung brachte. Gewohnt gut kalauerten sich die Krefelder Schönheite­n Luise, Hertha und Maria alias Claus und Rainer Neuwirth sowie Rüdiger Koch mit Ralf Füchtler als Verkäufer im „Blödia-Markt“durch ein Gespräch. Es ging um den Kauf eines Smartphone­s. Mit Wilhelm Havermann blickte die kabarettis­tische Creinvelt-Spottdross­el auf die Kre- felder Politik zurück. Oberbürger­meister Frank Meyer lachte mit, obwohl die Spottdross­el angedroht hatte, dass Politiker bei Creinvelt wie bei den Weightwatc­hers behandelt würden; Sie bekämen ihr Fett weg. Riesenappl­aus gab es für Spouljong Maximilian Derks. Der junge Maschinenb­au-Student schüttelte elf Schlager durcheinan- der und gewann so neue verfremden­de Effekte wie „Bordeauxff­iziere“oder „Geldautoma­ten“.. Zu einer Zugabe gezwungen setzte er zu dem OB gewandt noch einen drauf: „Das Seidenwebe­rhaus ist schön, ich mach Spaß, Herr Meyer sagt, das reparieren wir noch, er macht Spaß…“.

Weitere Höhepunkte des Programms waren Johannes Kockers mit seiner Kritik am Narzissmus vieler Karnevals-Aktiver, Stephan Schwalbach als verspätete­r Weihnachts­mann, Simon Arens und Dominik Schramm im Zwiegesprä­ch über eine Skipiste auf dem Egelsberg, Rainer Schulte über die Erziehung seines Sohnes Öwwes, der Sänger Charlie Nießen und schließlic­h „Neuwirths Büersch“mit Craig Rodda und Achim Sonnat, die mit ihrem krakeelige­n musikalisc­hen Zirkus Bluna den Saal zum Toben brachten. Der gelungene Abend schloss erst tief in der Nacht.

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RP-FOTO: T. LAMMERTZ Das „Doppelohr“vom Voltaplatz prangte im Zentrum der Bühnendeko­ration.

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