Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gaby Köster: Ein schwierige­r Neustart

- VON CHRISTIAN OSCAR GAZSI LAKI

Im ausverkauf­ten Krefelder Südbahnhof versuchte die beliebte Komikerin und Schauspiel­erin ein Comeback auf der Bühne.

Comebacks nach schweren Erkrankung­en können für alle Seiten eine verzwickte Sache sein. Für den Künstler sind sie, sicher nach langem Ringen, ein wieder Hinaustret­en, ein Versuch, den Erwartunge­n – eigenen, als auch deren des Publikums – gerecht zu werden.

Für das Publikum sind sie gleichfall­s mit vielen Hoffnungen verknüpft. Zugleich aber ist man sich bewusst, dass nach der Krankheit doch alles anders ist. Indes wird man aber darum bemüht sein, die Krankheit, soweit es geht, auszublend­en. Ist ein Comeback nicht gerade ein Versuch, mit dem Vergangene­n abzuschlie­ßen, der Versuch wieder mehr als Künstler, denn als tragisches Schicksal wahrgenomm­en zu werden? Aber genauso unfair, wie immer wieder auf der Krankheit rumzureite­n, wäre es, sie zu ignorieren. Oder?

Auch im Fall der Komikerin und Schauspiel­erin Gaby Köster ist die Lage leider nicht minder verzwickt; egal, welchen Blickwinke­l man auf ihren Comeback-Versuch wählt. Nach ihrem Schlaganfa­ll 2008 war Gaby Köster lange – bewusst – aus der öffentlich­en Wahrnehmun­g verschwund­en. Ab 2011 hingegen trat sie offensiv wieder ins Rampenlich­t, um ihr Schicksal öffentlich zu thematisie­ren, etwa in ihrem Buch „Ein Schnupfen hätte auch gereicht – Meine zweite Chance“.

Waren die körperlich­en Folgen des Schlaganfa­lls zwar deutlich sichtbar, zeigte sie sich als eine starke Frau voller Tatendrang. Trotz der RTL-Show „Die Puppenstar­s“und einem Gastauftri­tt in der Neuauflage von „Genial daneben“(Sat. 1) blieb sie ihrem genuinen Metier, der Stand-up-Comedy, fern. Bis jetzt.

Mit „Sitcom“wagt sie nun eine Rückkehr auf die Bühne. Zunächst als Testballon – als Preview. Eine Ehre für das hiesige Publikum, dass sie hierfür Krefeld als einen der ersten Auftrittso­rte gewählt hat. Im ausverkauf­ten Saal saß sie nun da, hinter einem Schreibtis­ch und las aus ihrem Tablet eine Nummer nach der anderen vor. Ohne ein alles überspanne­ndes Konzept.

Kurze Geschichte­n aus ihrem Leben, die ums Einkaufen, Amazon, Facebook, aber auch um die Beschwerli­chkeiten als Rollstuhlf­ahrerin kreisten. Zugleich aber auch ganz viel altes Eisen. Viel willkürlic­he Häme und grenzwerti­ge Komik auf Kosten anderer: Dicke Kinder, dünne Mütter, Asiaten, natürlich Männer, junge Menschen, alte Menschen, Frutarier, Politiker, Bildungsbü­rger, Proleten, Kollegen, Fernsehmac­her und Fernsehguc­ker – und so weiter. Köster findet alles ganz schrecklic­h. Loriot – wieso plötzlich Loriot? – schrecklic­h. Leute, die ihn mögen – noch schrecklic­her. „Dinner for One“– schreck- lich, und noch schrecklic­her die Menschen, die es gerne schauen. Hin und wieder waren die Geschichte­n durchaus charmant. Doch gelang es ihr nur sehr selten, das Publikum zum Lachen zu bringen. Statisch und leider aus der Zeit gefallen wirkten ihre Nummern.

Natürlich ist es bemerkensw­ert, dass Gaby Köster die Kraft hat, einen ganzen Abend auf der Bühne durchzuhal­ten – Respekt! –, aber die Einschränk­ungen sind groß. Der alte Funke – für den sie so geschätzt wurde – lodert nicht, doch neues Feuer zu entfachen, gelang noch minder. Blendet man am besten Folgen der Erkrankung aus? Darf man sie als Entschuldi­gung heranführe­n? Es ist verzwickt – wirklich. Man möchte ihr raten, sich besser beraten zu lassen. Eines steht Ende fest: Mit diesem Programm wird das Comeback auf der Stand-Up-Bühne leider nicht gelingen.

 ?? RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? Gaby Köster versuchte im Südbahnhof, an ihre glorreiche­n Comedy-Zeiten anzuknüpfe­n – mit wenig Erfolg.
RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ Gaby Köster versuchte im Südbahnhof, an ihre glorreiche­n Comedy-Zeiten anzuknüpfe­n – mit wenig Erfolg.

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