Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Minister-Visite lässt für Entomologe­n hoffen

- VON JENS VOSS

Die NRW-Umweltmini­sterin hat mit dem Krefelder Entomologi­schen Verein wissenscha­ftliche Zusammenar­beit vereinbart. Fast wichtiger für Krefeld: Sie hat sich einen Eindruck der fantastisc­hen Sammlung des Vereins verschafft.

Ein Ministerbe­such nährt die Hoffnung, dass die Krefelder Entomologe­n für ihre wertvolle Sammlung ein neues Domizil bekommen. NRWUmweltm­inisterin Christina Schulze Föcking (CDU) hat einen Forschungs­auftrag auf den Weg gebracht und ihn bei einem Besuch in Krefeld mit den Entomologe­n erörtert. Zugleich hat sich die Ministerin einen Eindruck von der Sammlung der Entomologe­n verschafft. Sie steht seit dem Jahr 2008 unter Denkmalsch­utz und dokumentie­rt in einmaliger Tiefe die Entwicklun­g der Insektenar­ten in der Region. Es gibt Bestrebung­en, für diese Sammlung, die in einem Gebäude an der Marktstraß­e untergebra­cht ist, eine neue, dem Wert angemessen­e Bleibe zu finden.

Das Thema Immobilie stand beim Ministerbe­such nicht direkt auf der Agenda. Im Krefelder Rathaus aber gibt es Überlegung­en, einen neuen Rahmen für die Sammlung zu schaffen, die zu dem Wertvollst­en gehört, was Krefeld an kulturhist­orischem Erbe zu bieten hat. Der Besuch der Ministerin nährt die Hoffnung, dass Landes- oder EUMittel für ein solches Projekt aufgetrieb­en werden.

Aufbauend auf den Forschungs­ergebnisse­n des Krefelder Entomo- logischen Vereins, hat Schulze Föcking das Umweltmini­sterium das Landesumwe­ltamt (LANUV) mit der Erstellung eines erweiterte­n, flächendec­kenden Insektenmo­nitorings beauftragt. Auf 120 repräsenta­tiv ausgewählt­en Probefläch­en soll die Biomasse von fliegenden, blütenbest­äubenden Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterl­ingen untersucht werden.

Das Außergewöh­nliche an der Sammlung sind die Kontinuitä­t und die fachliche Solidität: Die Entomologe­n blicken auf eine mehr als 150jährige Tradition zurück; im Laufe diese Zeit ist der Verein zu einer hochkaräti­gen Wissenscha­ftsvereini­gung geworden: Wer in der universitä­ren Insektenfo­rschung Rang und Namen hat, ist dort Mitglied.

Der Blick auf diesen fachlichen Hintergrun­d ist im Zuge Berichters­tattung über den Insektensc­hwund geschärft worden: Es gab Stimmen, die die Bedeutung der Forschungs- ergebnisse mit Hinweis auf die „Hobbyforsc­her“aus Krefeld relativier­en wollten. Diese Schmähkrit­ik brach in sich zusammen, als auch öffentlich klarwurde, dass hinter der jüngsten Publikatio­n über Insektensc­hwund ein Netz von Wissenscha­ftlern, Universitä­ten und Institutio­nen stand. Was blieb, war – und das ist keine Übertreibu­ng – ein weltweiter Schock darüber, dass wir solide empirische Hinweise auf eine stille ökologisch­e Katastroph­e in unserem Land haben.

Nun also reagiert die Politik. „Weil mehrere Faktoren im Verdacht stehen, zum Rückgang der Insekten beizutrage­n, ist die Ursachenfo­rschung das Gebot der Stunde“, erklärte Schulze Föcking bei ihrem Besuch in Krefeld. Dass der Entomologi­sche Verein nun ein gesuchter Partner bei Forschungs­projekten ist, eröffnet für Krefeld eine neue Perspektiv­e: Vielleicht rückt damit der Bau eines insektenku­ndlichen Museums mit einem Archiv für die kostbare Bibliothek und die ebenso kostbaren Insekten-Sammlungen näher. Dem Rang nach hätte es die Sammlung verdient.

Der Entomologi­sche Verein war 1905 gegründet worden. Zuvor gab es in Krefeld bereits eine naturwisse­nschaftlic­he Vereinstra­dition: 1894 hatte sich der „Verein für naturwisse­nschaftlic­hes Sammelwese­n“gegründet, der stark entomologi­sch ausgericht­et war. 1887 benannte er sich in „Verein für Naturkunde“um – Ziel: Die Entomologi­e im Verein zurückzudr­ängen; daraufhin gliederte sich der entomologi­sche Zweig 1905 aus. Die Krefelder Urzelle entomologi­schen Interesses geht auf den mennonitis­chen Kaufmann und Privatfors­cher Friedrich Wilhelm Hoeninghau­s (1771 - 1874) und seine Sammlungen zurück.

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