Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Die Wissenschaft vom Lachen
Lachen ist ein körperlich anstrengender Vorgang, macht aber glücklich. Wer oft herzhaft lacht, tut seiner Gesundheit etwas Gutes.
In diesen Tagen ist wieder eine heimtückische Infektionskrankheit unterwegs, gegen die kaum ein Mensch gefeit ist. Sie packt uns an jeder Ecke, ist dabei nicht wählerisch, sie greift sich ganze Menschenschwärme, der eine hat von der Infektion Pipi in den Augen, der andere macht sich weiter unten in die Hose, dem anderen kommen wieder die Tränen, die Krankheit macht auch von jetzt auf gleich tiefe Falten, gegen die man sich nicht wehren kann. Der gesamte Körper reagiert mit einer gewissen Fassungslosigkeit, was ihm da angetan wird. Doch das Kuriose, wahrhaft Lachhafte ist: Es geht ihm auch noch gut dabei!
Das Lachen, um das es hier geht, ist tatsächlich eine ansteckende Sache, nicht nur zu Karneval. Wenn einer einen guten Witz erzählt, dramaturgisch kluge Kunstpausen setzt und die Pointe raffiniert fallen lässt, hat er von jetzt auf gleich eine Gruppe aus lauter Infizierten vor sich, deren körperliche Leistungsfähigkeit auf einmal deutlich reduziert scheint. Tatsächlich sagt der Volksmund nicht grundlos, jemand habe sich schlappgelacht. Das Lachen, wenn es nicht nur das sprichwörtliche müde Lächeln ist, verlangt dem Organismus einiges ab, weswegen man wenigstens in diesen Tagen überlegen könnte, ob man statt ins Fitnessstudio nicht besser auf eine Karnevalssitzung geht.
Das Lachen wird ja auch immer besser erforscht, es gibt sogar eine eigene Wissenschaftsdisziplin davon: die Gelotologie, die Lehre vom Lachen. Es gibt Lachtherapeuten, es gibt Lachclubs, es gibt Klinikclowns. Das Lachen wird fundamental und nachhaltig professionalisiert.
Was widerfährt dem Körper, wenn einer lacht? Bitte anschnallen: Er schnellt von null auf hundert in Rekordzeit. Physiologen haben beobachtet, dass der Körper zahllose Muskeln anspannt, vom Gesicht bis in die Bauchregion. Diese Aktivität der Muskeln gelingt nicht ohne
Sauerstoff, wes-
wegen der Lacher sofort schneller zu atmen beginnt. Gasaustausch funktioniert nur mit den Lungen, jetzt verdreifacht er sich. Natürlich weitet sich die gesamte Region, weil sie aus Kapazitätsgründen Platz benötigt: Die Lungenflügel dehnen sich, das Zwerchfell gerät in heftige Bewegungen, vor allem nach unten, was der Blase, sofern gefüllt, erheblich zusetzt. Dann entlädt sie sich tröpfchenweise, und der Mensch bemerkt es mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Platz schaffen im Körper für den Ausstoß von Energie, das ist die Devise beim Erheiterungs- und Lachvorgang. Die Luft in der Lunge ist jetzt voll mit Sauerstoff, der schnell in die roten Blutkörperchen gelangt. Der HämoglobinWert steigt. Und weil auch das Herz schneller schlägt, wird das sauerstoffreiche Blut auch überallhin gepumpt, wo es benötigt wird. Das reizt den gesamten Stoffwechsel so, dass auch die Stresshormone kurzfristig zur Stelle sind: Adrenalin und Cortisol schießen aus dem Nebennierenmark in den gesamten Körper.
Der Lacher selbst als Fanfare der Erheiterung ist ein Kraftprotz, er schießt aus dem Körper mit knapp 100 Stundenkilometer Ge-