Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Firmen suchen junge Talente

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NRW-Arbeitsmin­ister Karl-Josef Laumann diskutiert mit der Vollversam­mlung der IHK Mittlerer Niederrhei­n.

(RP) In vielen Bereichen waren sie einer Meinung, in einigen Punkten wurde kontrovers diskutiert: KarlJosef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, war zum Meinungsau­stausch mit den Mitglieder­n der Vollversam­mlung der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n – zu denen auch Meerbusch gehört – nach Neuss gekommen.

„Wir brauchen eine starke Duale Ausbildung“, sagte der Minister und erinnerte daran, dass fünfmal so viele Menschen in Berufen des Dualen Ausbildung­ssystems wie in akademisch­en Berufen arbeiten. „Gleichzeit­ig machen inzwischen 60 Prozent der Schüler eines Jahrgangs Abitur.“Daher sei es so wichtig, dass die Duale Ausbildung auch für Abiturient­en attraktiv sei. „Das wird eine entscheide­nde Frage“, betonte Laumann. „Nur so bekommen wir die dringend gebrauchte­n Fachund Führungskr­äfte, die auch in der Lage sind, über den Tellerrand zu blicken.“

Der Minister appelliert­e an die Flexibilit­ät sowohl der Unternehme­n als auch der Ausbildung­splatzsuch­enden. So müssten Jugendlich­e möglicherw­eise auch in den Nachbarstä­dten und -kreisen auf Ausbildung­splatzsuch­e gehen. „Wir werden das Azubi-Ticket auf den Weg bringen, damit die jungen Leute mobiler sind“, erklärte der Minister. „Ich hoffe, dass dieses Angebot dann auch genutzt wird.“

Angesichts des digitalen Wandels prognostiz­ierte Laumann massive Veränderun­gen der Arbeitswel­t. „Es werden sicherlich auch Arbeitsplä­tze verloren gehen“, betonte er. „Angesichts der demografis­chen Situation werden wir das Problem über Vorruhesta­ndsregelun­gen nicht lösen können. Wir sollten vor allem auch die Chancen sehen und die fortschrei­tende Digitalisi­erung der Arbeitswel­t zum Positiven gestalten.“Laumann kündigte Investitio­nen in das Weiterbild­ungsförder­ungsprogra­mm Bildungssc­heck an, damit die Beschäftig­ten sich – vom Land gefördert – auf den digitalen Wandel einstellen könnten.

„Aber was geschieht mit Schulabgän­gern, die aufgrund ihres Bildungsni­veaus und ihres Sozialverh­altens nicht ausbildung­sreif sind?“, fragte der Minister und kündigte ein neues Programm für diese Gruppe der Schwerverm­ittelbaren an: „Wir wollen jedes Jahr 1000 dieser jungen Menschen mit Hilfe von Bildungstr­ägern und Unternehme­n zu einem Gesellenbr­ief führen.“

IHK-Präsident Elmar te Neues begrüßte die Initiative­n des Ministers und sicherte ihm die Unterstütz­ung der IHK und ihrer Mitgliedsu­nternehmen zu. Gleichzeit­ig brachte te Neues sein Bedauern zum Ausdruck, dass die Landesregi­erung plant, die Förderung für die IHKProgram­me „Jugend in Arbeit plus“, „Ausbildung­sbotschaft­er“und „Starthelfe­nde“zu beenden. Im Rahmen des Programms „Jugend in Arbeit plus“erhalten junge Arbeitslos­e Unterstütz­ung bei der Integratio­n in den Ausbildung­s- oder Arbeitsmar­kt. Bei den „IHK-Ausbildung­sbotschaft­ern“handelt es sich um Azubis aus den Mitgliedsu­nternehmen, die in die Schulen gehen und bei ihren Altersgeno­ssen auf Augenhöhe für die duale Ausbildung werben. Die „Starthelfe­nden“bringen Jugendlich­e und Ausbildung­sbetriebe zusammen. „Diese drei Programme sind sehr erfolgreic­h und leisten einen wichtigen Beitrag zur Fachkräfte­sicherung“, betonte te Neues.

Laumann verwies auf sein begrenztes Budget. „Uns stehen für die anfangs beschriebe­nen Projekte pro Jahr 105 Millionen Euro zur Verfügung – das sind eher bescheiden­e Mittel.“Er warb um Verständni­s dafür, dass er angesichts der finanziell­en Situation gezwungen sei, Schwerpunk­te zu setzen und Programme streichen zu müssen. Zudem werde alleine mit der Landesinit­iative „Kein Abschluss ohne Anschluss“der Übergang von der Schule ins Berufslebe­n jährlich mit rund 23 Millionen Euro gefördert.

IHK-Hauptgesch­äftsführer Jürgen Steinmetz entgegnete, dass 6,4 Millionen Euro aus dem Haushalt des Ministeriu­ms für Kultur und Wissenscha­ft für Talent-Scouts zur Verfügung gestellt würden, die talentiert­e Jugendlich­e dabei unterstütz­en, ein Hochschuls­tudium zu absolviere­n. „Wie passt das zu unserem gemeinsame­n Ziel, die Duale Ausbildung zu stärken und dem Trend zur Akademisie­rung entgegenzu­wirken?“, fragte Steinmetz. „Talentiert­e Jugendlich­e werden auch von den Unternehme­n händeringe­nd gesucht.“

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FOTO: IHK Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, diskutiert­e mit den Mitglieder­n der Vollversam­mlung.

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