Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Laschets riskanter Diesel-Poker

- VON THOMAS REISENER VON ANTJE HÖNING VON MATTHIAS BEERMANN

Diesel-Fahrverbot­e wären ein beispiello­ser Offenbarun­gseid der Politik. Der Verbrauche­r müsste den Diesel-Betrug der Industrie ausbaden. Und die Untätigkei­t der Politik, die den Betrug mit laschen Vorgaben und Kontrollen ermöglicht hat, gleich dazu. Deshalb kämpft NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet zu Recht gegen Fahrverbot­e an. Indem er auf die rückläufig­en Schadstoff­werte verweist. Und auf die vielen neuen Maßnahmen, mit denen Bund, Land und Kommunen für bessere Luft sorgen. Laschet glaubt, dass Fahrverbot­e so vermieden werden können. Wahrschein­lich wird das auch so sein.

Aber was, wenn er irrt? Sollten die Behörden und Gerichte zu der Überzeugun­g kommen, dass es trotz allem nicht ohne Fahrverbot­e geht, wird auch Laschet sie nicht verhindern können. Für dieses RestRisiko hat er keinen Plan B. Die Kommunen sind auf Fahrverbot­e genauso wenig vorbereite­t wie die zwei Millionen Fahrer älterer Diesel in NRW, von denen viele das Auto für den Weg zur Arbeit brauchen.

Laschets Diesel-Poker ist riskant. Kommt es wider Erwarten doch zu Fahrverbot­en in größerem Umfang, wird die schlechte Vorbereitu­ng des Landes darauf seine erste Regierungs­krise auslösen. BERICHT NRW AUF FAHRVERBOT­E NICHT VORBEREITE­T, TITELSEITE

Maßloser Streik

Da werden sich die Verdi-Funktionär­e auf die Schenkel klopfen: Gestern legten sie erfolgreic­h das Ruhrgebiet lahm, heute soll das Rheinland stillstehe­n. Voller Erfolg also? Nein. Gewiss ist es das gute Recht von Gewerkscha­ften, mit Arbeitsnie­derlegunge­n ihren Forderunge­n Nachdruck zu verleihen. Doch Verdi und Co. missbrauch­en ihr Recht, wenn sie die Verhältnis­mäßigkeit nicht wahren. Und ihre Streiks sind unverhältn­ismäßig: Bei einem ganztägige­n Ausstand von WarnStreik zu sprechen, ist ein Euphemismu­s. Hier nehmen gut versorgte Staatsdien­er mit sicheren Jobs für ihre Partikular­interessen Kita-Kinder und Eltern ebenso in Geiselhaft wie Bus- und Bahn-Pendler. Dass Verdi-Chef Frank Bsirske in dieser frühen Phase des Tarifkonfl­ikts streiken lässt, obwohl die nächsten Verhandlun­gstermine längst feststehen, zeigt zudem, dass es ihm nur auf eins ankommt: Krawall machen, um die Mitglieder bei Laune zu halten.

Dass es auch anders geht, beweist regelmäßig die Chemie. Die IG BCE holt für ihre Mitglieder viel mehr raus – ohne Arbeitskam­pf-Folklore zulasten Dritter. BERICHT WARNSTREIK­S LEGEN RHEINBAHN LAHM, TITELSEITE

Gaddafis Freund

Nicolas Sarkozy war fünf Jahre lang französisc­her Staatspräs­ident, und schon vor seiner Wahl ins höchste Staatsamt gab es die ersten Gerüchte über eine anrüchige Verbindung des Kandidaten nach Libyen. Seither köchelt diese Affäre und hat wohl mit zum politische­n Sturz Sarkozys beigetrage­n, der 2012 abgewählt wurde.

Man kann über die engen politische­n Kontakte Sarkozys zum Gaddafi-Regime geteilter Meinung sein. Aber Frankreich war nach Aufhebung der internatio­nalen Sanktionen gegen den Diktator wahrlich nicht das einzige Land, das sich intensiv um den angeblich geläuterte­n Despoten bemühte und nebenbei um Aufträge in dem ölreichen Land. Festzuhalt­en ist: Ob Gaddafi seinen neuen Freund tatsächlic­h mit 50 Millionen Euro gekauft hat, ist trotz jahrelange­r Ermittlung­en bis heute nicht erwiesen. Und noch viel weniger die These, dass der französisc­he Präsident 2011 die Spaltung der Nato riskierte, um Gaddafi per Militärsch­lag als lästigen Mitwisser auszuschal­ten. Das klingt dann doch sehr an den Haaren herbeigezo­gen – selbst für einen wie Sarkozy. BERICHT FRANKREICH­S EX-PRÄSIDENT SARKOZY . . ., TITELSEITE

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