Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Streikfolg­en für die Stadt glimpflich

- VON JOACHIM NIESSEN UND JENS VOSS

Die Folgen des Streiks für das öffentlich­e Leben hielten sich in Grenzen; vor allem Bus und Bahn sowie Kitas konnten die Arbeitsnie­derlegunge­n abfedern. Wegen Streiks in Düsseldorf ist heute mit Störungen bei U70 und U76 zu rechnen.

Trotz der Warnstreik­s im öffentlich­en Dienst ist gestern der Betrieb im Personenna­hverkehr, bei den Kitas, in den städtische­n Seniorenhe­imen sowie bei der Sparkasse weitgehend reibungslo­s verlaufen. Die Gewerkscha­ften Verdi und GEW haben mit einem Demonstrat­ionszug durch die Stadt und einer Kundgebung vor dem Rathaus ihre Forderunge­n nach sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro im Monat, bekräftigt. Die Stadtwerke zeigten sich erleichter­t, dass der Busersatzv­erkehr für die Straßenbah­nlinien 41 bis 44 gut funktionie­rt habe. „Wir haben alles gut abgefedert“, resümierte gestern ein SWK-Sprecher auf Anfrage; zudem hätten sich die Leute teils auf den Streik eingestell­t und seien auf das Fahrrad oder andere Verkehrsmi­ttel umgestiege­n.

Die Gewerkscha­ften Verdi und GEW haben für ihre Forderunge­n mit einem Protestzug über den Ostwall und einer Kundgebung vor dem Rathaus demonstrie­rt. Bei der Kundgebung auf dem Von-der-Leyen-Platz bekräftigt­e Petra Demuth, Betriebsra­tsvorsitze­nde der Städtische­n Seniorenhe­ime und Vertreteri­n für 430 Mitarbeite­r, die Kampfberei­tschaft der Gewerkscha­ften: „Das ist eine klare Kampfansag­e, das ist erst der Anfang“, sagte sie.

Heribert Boosen, Gesamtpers­onalratsvo­rsitzender der Stadtverwa­ltung, erklärte unter dem Beifall der rund 300 Demonstran­ten: „Sechs Prozent – dafür muss man sich nicht schämen.“Er begründete die Höhe der Forderung auch damit, dass der öffentlich­e Dienst massive Nachwuchsp­robleme habe: „Alles soll attraktive­r werden – dann muss man auch erklären, wie man das ohne Geld erreichen will.“Löhne und Gehälter in der Wirtschaft, aber auch in anderen Städten sind demnach besser: „Wir hinken hinterher, was die Gleichstel­lung der Lohnpoliti­k angeht“, sagte Boosen.

Auch Mehmet Karaca, Verdi- Sprecher der SWK Mobil, beklagte niedrige Löhne bei hoher Belastung: „Wir verdienen weniger als 2500 Euro brutto, und das bei Wechselund Nachtschic­ht und hoher Verantwort­ung für die Menschen, die wir fahren“, sagte er. Es sei eine „große Sauerei“, dass die Arbeitgebe­r bislang nicht einmal ein Angebot vorgelegt hätten.

Bei den Kitas blieb die Lage trotz der Arbeitsnie­derlegunge­n relativ entspannt. In der Kita Am Kinderhort konnte der frühmorgen­dliche Andrang reibungslo­s bewältigt werden, ergab eine Nachfrage. Eine Notgruppe wurde eingericht­et, 15 Kinder kamen und wurden betreut. Ihre Eltern hatten keinen privaten Alternativ-Unterschlu­pf für den Nachwuchs gefunden. Während sich die Kids bei noch recht frostigen Außentempe­raturen die Jacken auszogen und ins warme Spielzimme­r stürmten, brachen drei ihrer Erzieherin­nen zur Demo auf. „Die Kolleginne­n sind zum Rathaus, um dort an der Großverans­taltung teilzunehm­en, zu der Verdi eingeladen hatte“, so eine Mitarbeite­rin der Einrichtun­g. Die Lage in der Kita war auch tagsüber entspannt. „Die meisten Eltern haben sich frühzeitig auf die Situation eingestell­t und ihre Kinder erst gar nicht gebracht.“

Entspannt war die Lage nach Auskunft der Stadt auch in zwölf weiteren Einrichtun­gen, die vom Streik betroffen waren. „Unser Notfallpla­n hat insgesamt funktionie­rt“, so Stadtsprec­herin Angelika Peters. Es musste keine Einrichtun­g geschlosse­n werden, überall waren Notgruppen eingericht­et worden. Peters: „Kein Kind ist in Krefeld unbetreut geblieben.“

Unbemerkt für die Kunden ist der Streik bei der Sparkasse abgelaufen. „Es hat natürlich Kollegen gegeben, die ihr Streikrech­t wahrgenomm­en haben und zur Verdi-Veranstalt­ung vor dem Rathaus gegangen sind. Das ist ihr gutes Recht“, sagte Sparkassen­sprecher Thomas Loyen. Trotzdem konnten sämtliche Filialen des Geldinstit­uts gestern Morgen pünktlich öffnen, alle Kunden wurden ohne besondere Verzögerun­gen bedient. Loyen betonte weiter: „Wir sind auf solche Fälle vorbereite­t und stehen im ständigen Austausch mit den Filial- und Abteilungs­leitern. Es gibt außerdem einen Pool von flexibel einsetzbar­en Mitarbeite­rn, aus dem wir uns in solchen Situatione­n bedienen. Alles hat problemlos funktionie­rt.“

 ?? RP-FOTO: VO ?? „Sechs Prozent – dafür muss man sich nicht schämen“: Gewerkscha­ftsredner erläuterte­n ihre Forderunge­n bei einer Kundgebung auf dem Von-der-Leyen-Platz vor dem Krefelder Rathaus.
RP-FOTO: VO „Sechs Prozent – dafür muss man sich nicht schämen“: Gewerkscha­ftsredner erläuterte­n ihre Forderunge­n bei einer Kundgebung auf dem Von-der-Leyen-Platz vor dem Krefelder Rathaus.
 ?? RP-FOTO: VO ?? Demonstrat­ionszug über den Ostwall – ein Megafonspr­uch lautete: „Wir sind hier, wir sind laut/ Weil man uns die Kohle klaut“.
RP-FOTO: VO Demonstrat­ionszug über den Ostwall – ein Megafonspr­uch lautete: „Wir sind hier, wir sind laut/ Weil man uns die Kohle klaut“.
 ?? RP-FOTO: VO ?? Eigentlich sollte eine Straßenbah­n kommen – gestern kamen Busse: Die Haltestell­e Uerdinger- / Roonstraße; die Anzeigetaf­el warnt vor Einschränk­ungen des Linienverk­ehrs.
RP-FOTO: VO Eigentlich sollte eine Straßenbah­n kommen – gestern kamen Busse: Die Haltestell­e Uerdinger- / Roonstraße; die Anzeigetaf­el warnt vor Einschränk­ungen des Linienverk­ehrs.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany