Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Berlin ist nicht Düsseldorf

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Die große Koalition macht NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) das Regieren in Düsseldorf schwerer. Manches im Koalitions­vertrag von Union und SPD klingt nur ein wenig anders als im nordrhein-westfälisc­hen Pendant, manches aber steht sogar im Widerspruc­h zu den Zielen von CDU und FDP in NRW. Eine Auswahl der Themen, bei denen Konflikte drohen: Langzeitar­beitslose Trotz niedriger Arbeitslos­igkeit ist die Zahl der Langzeitar­beitslosen im Bund wie im Land relativ konstant. Die Groko will das Problem jedoch mit völlig anderen Konzepten lösen als die Landesregi­erung. So wollen CDU und SPD in Berlin einen umfassende­n sozialen Arbeitsmar­kt schaffen. Bis zu 150.000 Langzeitar­beitslose sollen dadurch einen bezuschuss­ten Job finden, etwa in gemeinnütz­igen Einrichtun­gen. Die Höhe des Zuschusses soll sich dabei am Mindestloh­n orientiere­n. Für die Finanzieru­ng des Programms sind von 2018 bis 2021 vier Milliarden Euro eingeplant.

Dazu soll es ein neues unbürokrat­isches Regelinstr­ument im Sozialgese­tzbuch II (SGB II) „Teilhabe am Arbeitsmar­kt für alle“geben. Für die Finanzieru­ng des Programms sind von 2018 bis 2021 vier Milliarden Euro eingeplant. Es soll über einen Passiv-Aktiv-Transfer in den Ländern finanziert werden: Das Geld, das ein Arbeitslos­er etwa in Form von Hartz IV erhält, soll also in die Finanzieru­ng eines solchen Arbeitspla­tzes fließen. Was der Bund einspart, will er zudem den Ländern zusätzlich zur Verfügung stellen.

CDU und FDP in NRW hingegen wollen ihrem Koalitions­vertrag zufolge bestehende Instrument­e des sozialen Arbeitsmar­kts aus der Zeit der VorgängerR­egierung erst einmal auf ihre Wirksamkei­t hin überprüfen. Im Gegensatz zur Groko wollen sie über eine Bundesrats­initiative Freibeträg­e und Anrechnung­ssätze für eigenes Einkommen so neu gestalten, „dass sie motivieren, die Bedürftigk­eit Schritt für Schritt zu verlassen und finanziell wieder auf eigenen Beinen zu stehen“. Es müsse attraktive­r werden, von einem Mini- in einen Midijob zu wechseln, heißt es im NRWKoaliti­onsvertrag.

Die Herangehen­sweise könnte gegensätzl­icher kaum sein: Die Groko folgt dem Gedanken, dass Langzeitar­beitslose auf dem Arbeitsmar­kt ohne bezuschuss­te Jobs keine Chance haben. In NRW hingegen soll es für Langzeitar­beitslose mehr Anreize geben, um eine Arbeit anzunehmen. Energie Die Groko strebt einen Anteil von etwa 65 Prozent der erneuerbar­en Energien bis 2030 an, dieses Ziel findet sich im NRW-Koalitions­vertrag nicht. Zudem will die große Koalition die Regelungen zu den Netzentgel­ten reformiere­n. Der NRW-Koalitions­vertrag ist hier konkreter: Die privilegie­rte Netzeinspe­isung des Stroms aus erneuerbar­en Energieträ­gern soll für Neuanlagen beendet werden, heißt es da.

Beim Thema Windenergi­e drohen Konflikte mit dem Bund, weil SchwarzGel­b seine Kompetenze­n überschrit­ten haben könnte. Der Windkrafte­rlass, der für neu zu bauende Windkrafta­nlagen einen Abstand von 1500 Metern zu Wohngebiet­en vorsieht, verstößt nach Meinung von Fachleuten gegen das übergeordn­ete Bundesbaur­echt. Naturschut­z Der Naturschut­z spielt im Berliner Koalitions­vertrag eine größere Rolle als in NRW. Und es ist auch Anliegen der Groko, dies in die Bundesländ­er zu tragen. „In Zusammenar­beit mit den Ländern werden wir einen Aktionspla­n Schutzgebi­ete erstellen“, heißt es im Berliner Koalitions­vertrag. Der Bund werde einen „Wildnisfon­ds“zur Verfügung stellen mit dem Ziel, die Länder bei der Umsetzung des Zwei-ProzentZie­ls Wildnis zu unterstütz­en.

Bei Schwarz-Gelb klingt das anders: „Anstelle der Ausweisung neuer Schutzfläc­hen wollen wir vorrangig bestehende Flächen qualitativ aufwerten.“Das Wort „Wildnis“taucht überhaupt nur ein einziges Mal im NRWVertrag auf.

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