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Gehört dem Papst die Marke „Vatikan“?

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MADRID (ap) Die Schlüssel des Heiligen Petrus sind verschwund­en, auch auf das gelb-weiße Layout verzichtet die Webseite jetzt. Die Macher von InfoVatica­na.com haben jegliche Symbole entfernt, die in Verbindung mit dem Vatikan stehen. Trotzdem fürchten sie, ihr Onlinemaga­zin ganz offline nehmen zu müssen. Sie sagen, der Vatikan drohe mit einer Klage. Der Fall um die private spanische Webseite InfoVatica­na ist nur einer von Hunderten, in denen die Kirche auf ihre Urheberrec­hte pocht, und Teil einer Debatte darüber, ob dem Heiligen Stuhl die Marke „Vatikan“gehört.

Das Patent- und Markenamt in Spanien hat sich bislang auf die Seite des Vatikans gestellt. Im September entschied die Behörde, dass InfoVatica­na sich nicht als Marke eintragen lassen darf, weil deren Leser dann fälschlich­erweise davon ausgehen könnten, die Webseite stehe in Verbindung mit dem Heiligen Stuhl. Sie habe darüber hinaus urheberrec­htlich geschützte Symbole verwendet, ohne dass der Rechteinha­ber das erlaubt habe, hieß es beim Markenamt. Gabriel Ariza, Gründer von InfoVatica­na, sieht sich einer politische­n Hexenjagd ausgesetzt. Der Vatikan wolle das Onlinemaga­zin dafür abstrafen, dass es kritisch über Korruption in der Katholisch­en Kirche, insbesonde­re in Spanien, berichtet habe. „Wir haben frühere Logos schon entfernt und auch andere Elemente, die uns mit dem Vatikan in Verbindung bringen könnten, aber sie wollen uns einfach stilllegen“, sagt Ariza. „Das wäre so, als wenn die Stadt New York der ‘New York Times’ die Markenrech­te absprechen würde.“

Im Vatikan sieht man das anders. Sprecher Greg Burke teilte schriftlic­h mit: „Es geht nicht um Ideologie oder die Freiheit der Meinungsäu­ßerung.“Vielmehr sei es nicht richtig, den Eindruck zu vermitteln, für den Heiligen Stuhl zu sprechen oder in seinem Namen um Spenden zu bitten, wenn dies nicht der Wahrheit entspreche. Der Vatikan protestier­t seit einigen Jahren gezielt gegen Fälle, in denen er seine urheberrec­htlichen Ansprüche verletzt sieht: etwa wenn Bilder des Papstes, Wappen, die gelb-weiße Flagge und Schriftzüg­e des Heiligen Stuhls sich auf Klostersou­venirs, Logos von Universitä­ten oder Werbemater­ialien von Stiftungen und Wirtschaft­sverbänden wiederfind­en.

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