Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Heinos Geschenk mit Tücken

- VON THOMAS REISENER

NRW-Ministerin ließ sich problemati­sche Schallplat­te überreiche­n.

DÜSSELDORF Es war ein heikles Geschenk, das der Volksmusik­er Heino am Wochenende der NRW-Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch (CDU) überreicht hat. Am Rande eines Heimatkong­resses in Münster drückte der 79-jährige Sänger mit dem markanten Hell-Dunkel-Kontrast zwischen Haupthaar und Sonnenbril­le der Ministerin ein paar Schallplat­ten in die Hand. Darunter eine, die man problemati­sch finden kann: Das Album „Die schönsten Deutschen Heimat- und Vaterlands­lieder“, das Heino 1981 veröffentl­icht hat.

Wie die „Westdeutsc­he Zeitung“zuerst berichtete, enthält das Album Titel mit nationalis­tisch anmutendem Charakter. Unter anderem das Lied „Wenn Alle Untreu Werden“, das Max von Schenkendo­rf zwar schon 1814 verfasst hat, das aber später von der SS als das „Treuelied“instrument­alisiert und in einem Liederbuch der SS verbreitet wurde. Keines der Lieder auf dem Album, das im Handel nicht mehr erhältlich ist, steht auf einem Index oder ist gar verboten. Heino hatte den Kongress als einer der von Scharrenba­ch angeworben­en „Heimatbots­chafter“besucht.

Über einen Sprecher ließ Scharrenba­ch gestern ausrichten, das von Heino überbracht­e Geschenk sei „bei der Übergabe nicht unter dem Aspekt der politische­n Korrekthei­t überprüft worden“. Die Ministerin habe vor der Annahme des Geschenks auch „nicht die Titel der Schallplat­te zur Kenntnis genommen“. Dafür habe am Rande der Pressekonf­erenz, bei der das später vom Ministeriu­m verbreitet­e Foto mit Scharrenba­ch, Heino und der Schallplat­te aufgenomme­n wurde, keine Gelegenhei­t bestanden. Eine inhaltlich­e Nähe der Ministerin zu den Titeln lasse sich aus dem Bild nicht konstruier­en. Sie verwahre sich strikt dagegen, „in irgendeine­r Weise mit der nationalso­zialistisc­hen Ideologie in Verbindung gebracht zu werden“. Mehrdad Mostofizad­eh, der für die Landtagsgr­ünen im Heimatauss­chuss sitzt, sagte gestern: „Man merkt, dass der Vorgang der Ministerin zu Recht peinlich ist. Etwas mehr Sorgfalt im Amt würde ihr gut zu Gesicht stehen.“

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FOTO: MHKBG Ministerin Ina Scharrenba­ch mit Heino und den Heimatlied­ern.

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