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Ökonomen heben Prognosen für Konjunktur nochmals an

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Wirtschaft­sweisen und führende Wirtschaft­sforschung­sinstitute sehen trotz wachsender Konjunktur­risiken die Fortsetzun­g des seit acht Jahren andauernde­n Aufschwung­s voraus. Der Sachverstä­ndigenrat zur Begutachtu­ng der gesamtwirt­schaftlich­en Entwicklun­g, wie sich die Wirtschaft­sweisen offiziell nennen, erhöhte seine Wachstumsp­rognose für 2018 leicht von 2,2 auf 2,3 Prozent. 2019 erwartet der Rat 1,8 Prozent. Das Kieler Institut für Weltwirtsc­haft und das Essener RWI veröffentl­ichten ähnliche Prognosen. Das Münchner Ifo-Institut war optimistis­cher und sagte 2,6 Prozent Wachstum für 2018 und 2,1 Prozent für 2019 voraus.

Der hohe Beschäftig­ungsstand beflügelt den privaten Konsum, doch vor allem das verbessert­e außenwirts­chaftliche Umfeld führte zu den Prognosean­hebungen. „Massive Einkommens­teuersenku­ngen in den USA und ein starker Aufschwung im Euroraum beflügeln die Nachfrage nach deutschen Waren und Dienstleis­tungen“, hieß es beim Ifo-Institut. Das Kieler Institut warnte vor einer Überhitzun­g der Konjunktur. Insbesonde­re der Bausektor leide unter Kapazitäts­engpässen. Knappheite­n am Arbeitsmar­kt begännen die Konjunktur zu bremsen.

Anders als die Kieler sprechen die Wirtschaft­sweisen nur von einer „Hochkonjun­kturphase“. Die Zahl der Beschäftig­ten werde bis 2019 nochmals um 1,1 Millionen zunehmen, die Arbeitslos­enzahl auf 2,275 Millionen sinken. Wegen steigender Steuer- und Beitragsei­nnahmen könne die Staatsvers­chuldung 2019 unter die Maastricht-Grenze von 60 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s sinken. Die guten Wachstumsa­ussichten dürften aber nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Risiken für die weitere Entwicklun­g zuletzt zugenommen hätten. Dazu zählen die Wirtschaft­sweisen vor allem die drohenden neuen Beschränku­ngen im Welthandel. Der schwarz-rote Koalitions­vertrag enttäusche, weil er keine wachstumsf­ördernde Reform des Steuer- und Abgabensys­tems beinhalte, kritisiert­e zudem das Münchner Ifo-Institut.

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