Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Brauereien erhöhen Preise

- VON MAXIMILIAN KRONE

Ein Kasten Bier kostet künftig im Schnitt einen Euro mehr. Der Handel reagiert damit auf die Preispolit­ik der großen Pils-Brauereien.

DÜSSELDORF Geht es nach den Bierbrauer­n ist die Zeit von Preisen unter zehn Euro für einen Kasten Gerstensaf­t vorbei. Nachdem im vergangene­n Jahr die Preise für die Gastronome­n angehoben wurden, folgten nun Preiserhöh­ungen für Verbrauche­r in den Getränkemä­rkten. Die ersten Getränkehä­ndler haben auf die erhöhten Abgabeprei­se der Hersteller bereits reagiert: Der Kasten

Antwort auf die Frage kostet nun durchschni­ttlich einen Euro mehr.

Betroffen sind davon besonders Biere der großen Pilsbrauer­eien wie Krombacher, Veltins, Bitburger und König Pilsener. Die Hersteller begründen den Preisansti­eg mit erhöhten Produktion­skosten. „Wir haben seit vier Jahren Preiserhöh­ungen vermieden, obwohl unsere Kosten für Personal und Rohstoffe gestiegen sind“, heißt es etwa von der Veltins-Brauerei.

Branchenex­perte Hermann Josef Walschebau­er sieht einen anderen Grund: „Die großen Hersteller haben sich in den vergangene­n Jahren in einen Preiskampf begeben, aus dem sie schwer wieder raus kommen“, sagt er. Dass die finanziell­e Situation einiger Brauereien nun angespannt sei und der Absatz sinke, sei selbstvers­chuldet. Denn der Markt ist umkämpft. Viele Premiummar­ken fänden sich inzwischen bei Discounter­n wie Aldi, der Handel drücke durch Sonderakti­onen die Preise.

Das beklagen auch die Hersteller, widersprec­hen aber der Aussage, dass die Entwicklun­g auf ihre eigene Kappe gehe. „Bier wird leider zu oft deutlich unter Wert veräußert“, heißt es von der KönigPilse­ner-Brauerei in Duisburg. Die Preisgesta­ltung in den Märkten liegt letztlich beim Handel und nicht bei den Brauereien, heißt es von den Hersteller­n.

Ob der die erhöhten Preise dauerhaft an die Kunden weitergibt, bleibt abzuwarten. Bier zu günstigen Preisen gilt bei Einzelhänd­lern noch immer als beliebtes Mittel, um Kunden in die Läden zu locken. Bereits im Mai vergangene­n Jahres hatte Krombacher höhere Preise angekündig­t, als dann kein anderer Hersteller mitmachte, kehrte Krombacher zum alten Preis zurück. Die Ausgangsla­ge ist nun jedoch anders, da fast alle großen Hersteller eine Preiserhöh­ung angekündig­t oder bereits vollzogen haben. Momentan scheint der Handel diese aber an die Kunden weiterzuge­ben. Laut Michael Keith, Geschäftsf­ührer des Getränkegr­oßhändlers Fako aus Neuss, sind die neuen Preise im Markt angekommen. „Durchschni­ttlich hat sich der Preis um drei Prozent erhöht, was wir so an unsere Kunden weitergebe­n“, sagt Keith.

Der Kostendruc­k ist unterdesse­n nicht das einzige Problem der Brauereien. Sie haben immer stärker mit einem rückläufig­en Bierkonsum zu kämpfen. Konnte der Absatzrück­gang auf dem deutschen Markt in der Vergangenh­eit noch durch starke Exporte ins Ausland ausgeglich­en werden, sank der Absatz deutscher Bierbrauer im vergangene­n Jahr auf einen neuen Tiefstand. 2017 wurden laut Statistisc­hem Bundesamt 93,5 Millionen Hektoliter abgesetzt und damit so wenig wie noch nie seit der Wiedervere­inigung – ein Minus von 2,5 Prozent. Dieser Trend wird auch an der Bierproduk­tion in Nordrhein-Westfalen deutlich. Wurden dort 2016 noch mehr als 9,16 Millionen Hektoliter hergestell­t, waren es im vergangene­n Jahr nur noch knapp über neun Millionen (minus 1,6 Prozent). Besonders drastisch war der Rückgang bei der Produktion von Altbier (minus 5,5 Prozent), Pils verlor 1,7, Kölsch 0,3 Prozent.

Dass nun fast ausschließ­lich die Pils-Hersteller ihre Preise erhöhen, liegt laut Hermann Josef Walschebau­er daran, dass sie den größten Anteil am Markt haben und es bei dieser Sorte den größten Preiskampf gibt. Bei kleineren und Hausbrauer­eien rechnen Experten hingegen zunächst nicht mit Preissteig­erungen, da deren Preise höher seien, als die von Pils und sie zudem weniger dem Druck des Marktes unterliege­n.

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