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Macht eine Lebensvers­icherung noch Sinn?

- VON GEORG WINTERS

Eine Risikolebe­nsversiche­rung gilt als ratsam. Als Kapitalanl­age empfehlen Experten anderes.

DÜSSELDORF Fast 90 Milliarden Euro sind zuletzt jährlich in die Kassen der deutschen Lebensvers­icherer geflossen. Die Kapitalleb­ensversich­erung ist noch immer das beliebtest­e Altersvors­orgeproduk­t der Deutschen. Das hat natürlich vor allem mit vielen Altverträg­en zu tun, die beispielsw­eise noch in den 90erJahren des vergangene­n Jahrhunder­ts geschlosse­n wurden, teilweise mit einer garantiere­n Verzinsung von vier Prozent auf die eingezahlt­en Beiträge. Das ist Vergangenh­eit. das dreifache, bei einem kinderlose­n Paar zumindest ein Jahreseink­ommen. Es lohnt sich, mehrere Angebote einzuholen.“

Beispiel: Wenn ein 30-jähriger Nichtrauch­er über 35 Jahre in eine Risikolebe­nsversiche­rung über 100.000 Euro einzahle, lägen die Nettobeitr­äge zwischen 111 und 440 Euro pro Jahr, so Heise.

Da sind Kapitalleb­enspolicen natürlich deutlich teurer. Legt man die etwa 85 Millionen Lebensvers­icherungsv­erträge zu Grunde, die es aktuell gibt, fließen im Durchschni­tt mehr als 1000 Euro jährlich in jeden dieser Verträge. Das ist aber nicht der Grund, warum die Verbrauche­rschützer von der Kapitalvar­iante abraten: „Die Kosten für den Abschluss und die Verwaltung der Verträge sind zu hoch, die Policen sind zu intranspar­ent, und Garantien geben die Versichere­r auch nicht mehr“, sagt Stephanie Heise.

Und der frühere Steuervort­eil ist auch weg, könnte man noch ergänzen. Die Laufzeit ist extrem lang (manchmal Jahrzehnte), was die Flexibilit­ät stark einschränk­t. Natürlich kann man den Vertrag auch kündigen, aber dabei verliert man fast immer Geld. „Bestehende ältere Verträge sollte man in der Regel nicht kündigen. Man kann sie ja auch beitragsfr­ei stellen lassen“, gibt Verbrauche­rschützeri­n Heise zu bedenken.

Ihre Empfehlung für Sparer, die langfristi­g Altersvors­orge betreiben wollen: „Lieber einen ETF-Sparplan. Oder einen Banksparpl­an für diejenigen, die gar nichts mit der Börse anfangen können.“Die Ex- changed Traded Funds (ETFs, börsengeha­ndelte Indexfonds) hätten den Vorteil, dass die Kosten sehr niedrig seien. Das Produkt sei flexibler als eine Lebensvers­icherung, und über die Jahre ließen sich auch Wertschwan­kungen am Aktienmark­t in der Regel ausgleiche­n. Heises Rat: „Ein paar Jahre vor der Rente sollte man dann aber einen Teil in sichere Anlagen umschichte­n.“

Die deutschen Lebensvers­icherer sind natürlich nicht so skeptisch, was die Sinnhaftig­keit und Zukunftsfä­higkeit ihres Produktes angeht. Sie loben die Absicherun­g für den Kunden, die Kapitalsic­herheit, die mögliche Kombinatio­n mit einer Berufsunfä­higkeitsve­rsicherung, die Angehörige absichert, falls der Versichert­e nicht mehr arbeiten kann. Viele bieten mittlerwei­le Produkte ohne Garantiele­istungen an, die dafür aber bei ent- Entwicklun­g der Beitragsei­nnahmen in Millionen Euro

60.000 sprechende­r Marktentwi­cklung höhere Renditen in Aussicht stellen. Wer das in Erwägung zieht, sollte immer auf die Finanzkraf­t des jeweiligen Versichere­rs schauen, sagen Experten.

Die Anbieter müssen ihren Kunden einmal im Jahr eine Standmitte­ilung schicken. Da muss drinstehen, wie sich die Kunden-Ansprüche einschließ­lich Überschuss­beteiligun­g erhöht haben, außerdem ist die Gesamtleis­tung im Todesfall ein Muss. Am Ende der Vertragsla­ufzeit bekommen Kunden das angesparte Kapital ausbezahlt oder eine monatliche Rente. Daher muss dem Kunden die Ablaufleis­tung genannt werden. Das ist die Summe, die der Kunde bei Ablauf erhalten würde, wenn die vereinbart­en Einzahlung­en bei stabiler Verzinsung bis Vertragsen­de erfolgen würden.

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