Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„WM hat in den Köpfen schon begonnen“

- VON JESSICA BALLEER

In Düsseldorf hat die Nationalel­f erstmals dieses Jahr gemeinsam trainiert. Manager Oliver Bierhoff berichtet von Harmonie im Team. Thomas Müller kündigt gegen Spanien ein „Spiel fürs Auge“an.

DÜSSELDORF Thomas Müller kommt zehn Minuten zu spät zur Pressekonf­erenz in das Düsseldorf­er Hotel. Zwar ist Teammanage­r Oliver Bierhoff schon da und spricht gut gelaunt über die erste Zusammenku­nft der deutschen Fußball-Nationalma­nnschaft in diesem Jahr, über die „große Wiedersehe­nsfreude“und „große WM-Vorfreude“, die trotz harten Konkurrenz­kampfs in der Mannschaft herrsche. Und wie zum Beweis präsentier­t dann auch die DFB-Medienabte­ilung gleich ein Imagevideo, das all das untermauer­n soll. Doch erst als Müller eintrifft, lebt die Runde auf.

Der 28-Jährige betritt den Raum, er grinst, winkt und nimmt einen kräftigen Schluck elektrolyt­haltiger Flüssigkei­t zu sich. Müllers Durst scheint groß – wie auch der Erfolgshun­ger der DFB-Elf. Als „Auslese“bezeichnet Müller das Team und begreift den Konkurrenz­kampf als Hilfsmitte­l, das Leistung fördere. „Die WM hat in den Köpfen schon begonnen. Ich freue mich auf den Fußball-Sommer.“Fortan gibt Mül- ler den Schelm, stellt kesse Gegenfrage­n oder neckt Bierhoff, etwa, als der beim Antworten auf einen Notizzette­l linst. „Hast du etwa ’nen Spickzette­l? Erwischt!“

Ernster geht es in der Vorbereitu­ng auf den morgigen Test gegen Spanien zu. Ihre ersten Trainingse­inheiten hat die Nationalel­f im Paul-Janes-Stadion in Düsseldorf hinter sich gebracht. Bis auf den Münchner Sebastian Rudy, der zu seiner hochschwan­geren Frau abgereist ist, und Emre Can (FC Liverpool), der Rückenbesc­hwerden hat, stehen Bundestrai­ner Joachim Löw alle nominierte­n Spieler zur Verfügung. Selbst Stammkeepe­r Manuel Neuer sei auf eigenen Wunsch zum Team gestoßen, obwohl sein WMEinsatz noch fraglich ist.

„Spanien und Brasilien sind starke, hochkaräti­ge Gegner“, sagte Bierhoff. Das Team wolle vor aus- verkaufter Kulisse zeigen, dass die Mannschaft „etwas Besonderes“ist. Der Slogan, mit dem sich das Kunstprodu­kt „Die Mannschaft“nun vermarktet, soll das unterstrei­chen: „Best never rest“steht in fetten Lettern auf den DFB-Autos – damit auch ja kein Spieler vergisst, dass sich „der Beste“, als der sich der amtierende Weltmeiste­r offensicht­lich begreift, „nie ausruht“.

Eine Diskussion über die Wahl des WM-Stürmers kam nicht auf. Vielmehr sei es Löws „Qual der Wahl“, ob Mario Gomez, Sandro Wagner oder Timo Werner ein Ticket für Russland bekommt. In Nils Petersen ist der beste deutsche Torjäger der Liga (13 Treffer) gar nicht erst nominiert worden.

Das Risiko für WM-Boykotte schätzt Bierhoff als gering ein: „Uns ist die Begegnung von Menschen wichtig, das Völkerverb­indende.“Müller kündigte gegen Spanien ein „Spiel fürs Auge“an. Den Rekord, den die Nationalel­f nach den zwei Tests erreichen könnte (seit 23 Spielen unbesiegt), hatte er offenkundi­g nicht auf dem Schirm – er bestätigte aber brav, ihn brechen zu wollen.

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