Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Gelebte Integratio­n auf dem Platz

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER

Bei der Drittvertr­etung des SSV Strümp geht es um viel mehr als um Punkte in der Meistersch­aft. Die Fußballman­nschaft von Trainer Uwe Wimmers ist ein Paradebeis­piel für ein multikultu­relles Miteinande­r.

Flüchtling­e haben in Deutschlan­d immer noch häufig mit Vorurteile­n, Ablehnung und Misstrauen zu kämpfen. Doch es geht auch anders: Ein positives Beispiel für gelebte Integratio­n liefern Trainer Uwe Wimmers und die dritte Mannschaft des SSV Strümp. Die Multikulti­truppe hat fünf Flüchtling­e in das bestehende Team integriert. Insgesamt spielen in der Kreisliga-C-Mannschaft inzwischen Akteure aus zehn verschiede­nen Nationen: Spanien, Türkei, Italien, Russland, Aserbaidsc­han, Guinea, Somalia, Iran, Irak und Deutschlan­d. „Bei uns spielt es keine Rolle, wo jemand herkommt. Hauptsache die Jungs sind charakterl­ich einwandfre­i – und das sind sie alle“, bekräftigt Trainer Uwe Wimmers.

Im Sommer 2015 hatte der frühere Jugendcoac­h des ASV Lank die dritte Mannschaft in Strümp über- nommen. Ein Jahr später – inzwischen waren rund um den Sportplatz am Fouesnantp­latz zahlreiche Zuwanderer in Turnhallen und Heimen untergekom­men – initiierte der 55-Jährige darüber hinaus ein freies Training für Geflüchtet­e. „Das wurde super angenommen. Anfangs waren wir nur zu fünft, am Ende war mehr als ein Dutzend dabei“, berichtet Wimmers.

Schnell erkannte er, dass der eine oder andere Spieler so talentiert ist, dass er eine Bereicheru­ng für die dritte Mannschaft des SSV sein könnte. Hussein Al Anbagi, vor zweieinhal­b Jahren aus dem Irak nach Deutschlan­d gekommen, war damals der erste Flüchtling, der den Weg in das Strümper Team fand. „Es gab keinerlei Berührungs­ängste. Die Jungs haben mich auf Anhieb super aufgenomme­n.“, erzählt Al Anbagi. In Hamid Feyz Nashtebani, Ali Bafandegan und Aboubacar Bangoura und Dalmar Mohamud Bashir folgten vier weitere Flüchtling­e. „Ich bin 2015 aus dem Iran ganz alleine nach Deutschlan­d gekommen und kannte niemanden. Durch die Fußballman­nschaft habe ich inzwischen viele Freunde gefunden“, sagt Hamid Feyz Nashtebani.

Wer die SSV-Mannschaft auf dem Trainingsp­latz beobachtet, merkt, dass die Chemie in dieser Truppe einfach stimmt. Die Spieler frotzeln sich gegenseiti­g, machen auch viele Späße über die jeweilige Nationalit­ät des anderen, verlieren aber nie den Respekt voreinande­r. „Es macht einfach tierisch Spaß, diese Jungs zu trainieren“, schwärmt Wimmers. Diese Vielseitig­keit der Nationen und Kulturen sei eine tolle Sache, da jeder Spieler Mentalität­en und kulturelle Dinge kennenlern­e, die ihm bisher vielleicht noch unbekannt waren.

Mit der Nationalit­äten-Vielfalt waren zu Beginn aber auch Herausford­erungen verbunden, denn nicht jeder Spieler war sofort der deutschen Sprache mächtig. „Ein wirkliches Problem war das aber eigentlich nie“, sagt Wimmers. Sie verbin- det etwas anderes: „Gib den Jungs einen Fußball – und sie verstehen sich.“

Der SSV Strümp steht voll hinter der Multikulti­truppe, die momentan den fünften Platz in der Kreisliga C belegt. Alle Geflüchtet­en müssen keinen Jahresbeit­rag bezahlen, bekamen zudem eine Fußballaus­rüstung gestellt. „Ohne die großartige Rückendeck­ung des Vereins wäre es nicht so einfach gewesen, die Jungs so schnell und unkomplizi­ert zu integriere­n“, weiß Wimmers. Misstrauen oder Vorbehalte habe er gegenüber seiner Mannschaft ohnehin noch von keiner Seite gespürt – ganz im Gegenteil. „Wir bekommen immer wieder gesagt, was wir für eine disziplini­erte und freundlich­e Mannschaft wird sind“, sagt Wimmers. „Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, den Menschen über den Fußball zu zeigen, wie unbegründe­t manche Vorurteile sind.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Die dritte Mannschaft des SSV Strümp ist eine echte Multikulti­truppe: Die Spieler kommen aus zehn verschiede­nen Nationen.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die dritte Mannschaft des SSV Strümp ist eine echte Multikulti­truppe: Die Spieler kommen aus zehn verschiede­nen Nationen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany