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SPD räumt ein: G 8 war ein Fehler

- VON KIRSTEN BIALDIGA

An den Anfang der Landtagsde­batte über die Rückkehr zu G 9 stellt die Opposition ein Schuldeing­eständnis.

DÜSSELDORF Die Opposition im Landtag hat NRW-Schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) vor einer Rückkehr zum Gymnasium alter Prägung gewarnt. „Wir wollen doch bitte den Ganztag gemeinsam erhalten als Angebot umfassende­r Bildung“, sagte gestern die schulpolit­ische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Sigrid Beer. Bei der Rückkehr zum Abitur nach neunjährig­er Gymnasialz­eit (G 9) müssten die individuel­len Angebote der Schulen am Nachmittag, etwa zur Förderung benachteil­igter Kinder, erhalten bleiben. Dass die Landesregi­erung zum Halbtagsgy­mnasium zurückkehr­e, könne bedeuten, dass Schulen den Ganztag aufgeben, kritisiert­e auch der schulpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion, Jochen Ott.

Die Opposition hatte im Landtag erstmals die Gelegenhei­t, sich zum Gesetzentw­urf zur Abkehr vom Turbo-Abi zu äußern. Gebauer brachte das Vorhaben gestern in den Landtag ein, damit es noch vor der Sommerpaus­e verabschie­det werden kann. Vom Schuljahr 2019/20 an sollen Gymnasiast­en in NRW dann wieder nach 13 Jahren ihr Abitur machen.

Am Beginn der Debatte stand jedoch ein Schuldeing­eständnis. „Alle gemeinsam haben wir einen großen Fehler gemacht“, sagte Ott mit Blick auf die Einführung des Turbo-Abis 2005 durch Rot-Grün. Ausgehend von der „Ruck-Rede“des damaligen Bundespräs­identen Roman Herzog sei es über Parteigren­zen hinweg schnell zum Konsens geworden, dass die Kinder in Deutschlan­d zu lange zur Schule gingen und studierten. Dies gehe zulasten der Wettbewerb­sfähigkeit des Wirtschaft­sstandorts Deutschlan­d, habe es damals geheißen. „Jetzt aber beschwert sich dieselbe Wirtschaft über ein gesunkenes Niveau der Abiturient­en und mangelnde Qualifikat­ion“, sagte Ott. Viel zu lange habe die Politik dann auch noch an G 8 festgehalt­en, aus Sorge, noch mehr Unruhe in die Schulen zu bringen. „Vielleicht war das die eigentlich­e Fehlentsch­eidung, nicht sofort zu G 9 zurückzuke­hren.“Der AfD-Poli-

Yvonne Gebauer (FDP) tiker Helmut Seifen sagte: „Kinder sind keine Leistungsm­aschinen.“

Kritik übte die Opposition auch daran, dass die Schulen die Möglichkei­t haben sollen, einmalig die Entscheidu­ng zu treffen, bei G 8 zu bleiben. Grüne und SPD forderten eine ausnahmslo­se Rückkehr zu G 9. Die Kosten aufgrund zusätzlich­er Lehrer und Räume schätzte Ott auf mehr als eine Milliarde Euro.

Ministerin Gebauer versprach hingegen, den Kommunen die Belastunge­n aufgrund von G 9 abzunehmen. Ein unabhängig­es Gutachten solle klären, wie hoch die Kosten ausfallen. Gebauer hob hervor, dass die Landesregi­erung acht Monate nach Amtsantrit­t ihr Wahlverspr­echen zum Ende des TurboAbis eingehalte­n habe. „Der Gesetzentw­urf markiert den Anfang vom Ende einer jahrelange­n Debatte.“

„Der Gesetzentw­urf markiert den Anfang vom Ende einer jahre

langen Debatte“

NRW-Schulminis­terin

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