Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

INTERVIEW MANUEL GABER „Die Vereine haben richtig entschiede­n“

-

Die Bundesliga hält an der 50+1-Regel fest, Investoren können auch künftig keine Klubs kaufen. Fans feiern das als Erfolg.

DÜSSELDORF Die 36 Vereine der 1. und 2. Bundesliga haben sich auf ihrer Mitglieder­versammlun­g für eine Beibehaltu­ng der 50+1-Regel und damit gegen eine Öffnung für Investoren entschiede­n. Ein entspreche­nder Antrag des Zweitligis­ten FC St. Pauli wurde am Donnerstag in Frankfurt angenommen. Die FanInitiat­ive „50 plus 1 bleibt!“hatte im Vorfeld für die Regel geworben, entspreche­nd groß war der Jubel bei Vertreter Manuel Gaber. Herr Gaber, ist diese Entscheidu­ng ein Erfolg Ihrer Initiative? GABER Ja, auf ganzer Linie. Wir haben Präsident Reinhard Rauball vor der Sitzung noch mal verdeutlic­ht, dass die Fanbasis den Erhalt von 50+1 fordert. Die Vereine haben dieser klaren Forderung heute Rechnung getragen und sich richtig entschiede­n. Wer ist denn überhaupt die Fanbasis? GABER Zunächst gab es eine kleine Gruppe aus Köln, Hannover, Freiburg und Dortmund. Wir haben zusammen eine Erklärung verfasst, sind damit unter dem Titel „50+1 bleibt!“an die Öffentlich­keit gegangen und haben Unterstütz­er gesucht. Wir wollten ein klares Zei- chen setzen, dass die Fans hinter dieser Regelung stehen. Das ist uns gelungen, bis heute haben über 3000 Fanclubs und Organisati­onen aus nahezu allen Vereinen und Ligen des Landes die Erklärung unterzeich­net. Das zeigt auch, dass das Thema nicht nur Ultras oder aktive Fans betrifft, sondern wirklich die breite Fanbasis. Die Vorstände von Schalke 04 oder auch Bayern München hatten im Vorfeld für eine Modifizier­ung der Regelung plädiert. GABER Letztlich hat jeder Verein das gleiche Stimmrecht. Das Stim- mungsbild war im Vorfeld sehr unterschie­dlich. Bis vor zwei Wochen waren vor allem die Gegner der jetzigen Regelung in der Öffentlich­keit. Aber in den letzten Tagen haben sich extrem viele Vereine wie Duisburg, Bielefeld, St. Pauli, Freiburg oder Dortmund für 50+1 ausgesproc­hen. Es war klar, dass es eine enge Entscheidu­ng werden würde. Umso wichtiger war, dass wir Fans eine klare Botschaft gesendet haben. Zuletzt haben Mitglieder häufig für den Einstieg von Investoren in ihren Klubs abgestimmt. Sprechen Sie wirklich für die Mehrheit der Fans? GABER Zunächst ist wichtig, dass solche Entscheidu­ngen überhaupt von der Mitglieder­versammlun­g getroffen wurden. Wäre die 50+1-Regel gefallen, müssten die Vereine nicht mehr die Mehrheit an den Anteilen halten, und eine Mitglieder­versammlun­g wäre bei einem kompletten Verkauf an einen Investor de facto machtlos. Deshalb muss man auch trennen: Diese Entscheidu­ngen waren keine Wahlen darüber, wie die Mitglieder zu 50+1 stehen, sondern nur, ob Investoren gewisse Anteile kaufen können, ohne dass der Verein die Mehrheit verliert oder sogar komplett verkauft wird. Gefährdet die 50+1-Regel die Konkurrenz­fähigkeit der Bundesliga? GABER Der Einstieg eines Investors beim HSV zeigt ja, dass mehr Geld nicht automatisc­h Erfolg bedeutet. Gleichzeit­ig beweist zum Beispiel der FC Barcelona, dass man auch ohne einen Investor viel Geld umsetzen und Titel holen kann. Aber ist 50+1 durch Ausnahmere­geln für Klubs wie Leipzig oder Hoffenheim nicht längst wirkungslo­s? GABER Natürlich werden diese Fälle kontrovers diskutiert. Der Fall Hannover 96 und Martin Kind ist aber ein gutes Beispiel, wieso die Regel so wichtig ist. Nur wegen der klaren Vorschrift­en hat Herr Kind bislang keine Genehmigun­g für eine Übernahme von 96 bekommen. Jener Martin Kind droht seit Jahren, gegen die Regel vor dem Europäisch­en Gerichtsho­f zu klagen. Ist diese Gefahr jetzt noch größer geworden? GABER Wir halten seine Erfolgsaus­sichten längst nicht für so erfolgvers­prechend, wie mancher Gegner von 50+1. Zumal die Liga entschiede­n hat, die Rechtssich­erheit noch erhöhen zu wollen. CLEMENS BOISSERÉE FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany