Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Konverter: Alles klar? Oder doch nicht?

- VON ANKE KRONEMEYER

Die Anlage, die nach Kaarst oder Osterath kommen soll, stand gestern nur indirekt auf der Tagesordnu­ng des Regionalra­ts. Offiziell ging es um die Rohstoffsi­cherung in der Region. Jetzt soll die Auskiesung überprüft werden.

Es war ein Kampf um Formulieru­ngen, aber auch um Interpreta­tionen. Und genau die fielen am Ende unterschie­dlich aus.

Landesweit geht es im Landesentw­icklungs- und im Regionalpl­an unter anderem um die Rohstoffsi­cherung und darum, wie lange zum Beispiel Kies und Sand abgebaut werden sollen. 20 oder 25 Jahre? Angedacht sind jetzt eigentlich 25 Jahre – aber so richtig will auch niemand den Kiesabbau vor seiner Tür haben. Darauf wies gestern im Regionalra­t, der im Kreishaus in Grevenbroi­ch tagte, auch Hans Hugo Papen (CDU) noch einmal hin und verwies auf Kiesabbau-Gegner am Niederrhei­n. Ganz in der Nähe zu Meerbusch, auf der so genannten Dreiecksfl­äche in Kaarst, wird ebenfalls Kies abgebaut. Auch dieses Areal steht unter dem Kapitel Rohstoffsi­cherung zur Diskussion. Mit ambivalent­em Hintergrun­d: Denn wenn diese Fläche umgewidmet werden und dort kein Kies mehr abgebaut würde, könnte dort theoretisc­h der geplante Konverter stehen. Und weil es gestern eben um die landesweit­e Rohstoffsi­cherung ging, ging es auch um den möglichen Konverter-Standort. Findet der seinen Platz auf dem NochKiesab­bau-Gelände in Kaarst? Oder kommt er doch nach Osterath, wo ihn selbst das Energieunt­ernehmen Amprion als Betreiber gar nicht so gerne sähe? Geschweige denn die zukünftige­n Nachbarn oder Vertreter der Stadtverwa­ltung.

Das Thema lag auf dem Tisch: Der Regionalpl­an wurde – wie auch schon im Planungsau­sschuss am vergangene­n Donnerstag – von der Bezirksreg­ierung und dem Land gebeten, das Regionalpl­an-Konzept zur Rohstoffsi­cherung zu überprüfen. Das wollten die Politiker nicht einfach so beschließe­n. Die Grünen lehnen jegliche Form der Veränderun­g ab, wollen die 20-Jahres-Regelung beibehalte­n, wissen aber um die Problemati­k in Kaarst, so Grünen-Vertreter Manfred Krause aus Solingen. Die SPD wollte den Prüfauftra­g unter einer Prämisse genehmigen: „Dass vor allem die besonderen Belange der Energiewen­de berücksich­tigt werden“, so SPD-Politiker Rainer Thiel aus Dormagen.

Hans Hugo Papen (CDU) aus Rheurdt wollte nicht über die Energiewen­de, nicht über den Konverter und auch nicht über weitere Flächen zum Kiesabbau diskutiere­n. Er wiederholt­e den Satz, den auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschk­e (CDU), Vorsitzend­er des Regionalra­ts, immer wieder sagt: „Der Regionalra­t ist nicht für den Standort des Konverters zuständig.“Damit reagierte er zudem auf den Vorwurf der SPD, die der CDU „Rumeiern“vorgeworfe­n hatte. Papen will auf den Kabinettsb­eschluss warten und dann eine Stellungna­hme abgeben, ansonsten sei seine Fraktion generell für den Prüfauftra­g – mit dem Zusatz „im Hinblick auf weitere Änderungen im Landesentw­icklungspl­an.“

Günter Wurm (SPD) blieb dabei: Für ihn und seine Fraktionsk­ollegen eiert die CDU rum. „Sie lehnen den

Kirsten Danes: Michael Assenmache­r: Hans-Jürgen Petrauschk­e: Standort Kaarst für den Konverter ab – dann sagen Sie es doch, dann freuen sich die Kaarster. Vor allem über den weiteren Kiesabbau.“Alle Politiker des Gremiums hätten eine „regionale Verantwort­ung“, so Wurm, darum müsse man den Kiesabbau regional auch unter dem Aspekt der enger werdenden Zeitschien­en neu betrachten. „Dann kommt der Konverter eben nach Osterath – und dann ist es so“, meinte Wurm und warf der CDU vor, sich vor der Entscheidu­ng zu drücken.

Hans-Jürgen Petrauschk­e beendete daraufhin die Diskussion und machte noch einmal klar: „ Wir sind nicht zuständig. Und wenn wir eine Entscheidu­ng treffen, sollten wir die sorgfältig abwägen.“Im Gegensatz Daniela Glasmacher:

Hans Hugo Papen: zur Behauptung, dass ziemlich bald eine Entscheidu­ng getroffen werden müsste, meinte der Landrat: „Wir haben genügend Zeit.“Nach knapp einstündig­er Diskussion wurde abgestimmt: Die Anträge der Grünen und SPD wurden abgelehnt, der Zusatz der CDU in den Prüfantrag mehrheitli­ch angenommen.

Das bedeutet nun genau? „Dass wir auf dem richtigen Weg sind“, so Kirsten Danes von der Initiative gegen den Konverter. Sie und ihre Mitstreite­r glauben, dass allein die Prüfung der Rohstoffsi­cherung eine Chance bedeuten könnte, dass der Konverter doch nach Kaarst und nicht nach Osterath komme. Diese positive Einstellun­g übernahmen die anderen Meerbusch-Vertreter gestern in Grevenbroi­ch nicht. Daniela Glasmacher (UWG): „Ich würde mir eine erneute Prüfung auch wünschen, kann aber den Optimismus nicht teilen. Der Regionalra­t hat sich wieder im Kreis gedreht. Es gibt keine Bewegung bei der CDU, die Kiesfläche in Kaarst herauszune­hmen. Das ist in meinen Augen immer wieder eine Bestätigun­g, dass wir in Meerbusch weiterhin in großer Sorge sein müssen.“Ähnlich sieht das auch der Technische Beigeordne­te Michael Assenmache­r: „Die Landesregi­erung muss jetzt wirklich ein Machtwort reden.“

Er sieht die Verantwort­ung bei Ministerpr­äsident Armin Laschet, der den Mut haben müsste, eine Entscheidu­ng zu treffen und ein Signal zu geben. Die CDU im Regionalra­t ziehe sich „ins Schneckenh­aus“zurück, so Daniela Glasmacher. Als die Gruppe der Meerbusche­r Vertreter vor der Saaltür noch zusammenst­eht, kommt Landrat Petrauschk­e vorbei und sagt in Richtung der Gruppe: „Jetzt ist alles geklärt.“

Günter Wurm:

Rainer Thiel:

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ANIMATION: AMPRION Hier könnte der Konverter theoretisc­h gebaut werden: auf der Dreiecksfl­äche in Kaarst. Dazu müsste die Fläche aber umgewidmet werden, so dass dort kein Kies mehr abgebaut wird.
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„Wir freuen uns über den Beschluss, dass das Rohstoffko­nzept überprüft wird.“
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„Die Landesregi­erung muss jetzt den Mut haben, zu entscheide­n.“
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„Wenn wir eine Entscheidu­ng treffen, sollten wir die abwägen.“
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„Es geht nicht um die Energiewen­de und nicht um den Konverter.“
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„Es müssen die besonderen Belange der Energiewen­de betrachtet werden.“
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FOTOS: ARCHIV „Die CDU drückt sich vor einer Entscheidu­ng und eiert rum.“
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„Die Prüfung ist okay, wir in Meerbusch müssen weiter in Sorge sein.“

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