Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Abiturienten feiern den letzten Schultag
Mit dem Abistreich endete gestern an vielen Gymnasien die Mottowoche. Ein letztes Mal wurde gefeiert, bevor es in die Prüfungen geht.
„Alle Schüler und Lehrer bitte in die Aula kommen“, dröhnt es, verfremdet als Lied, in Dauerschleife aus einer großen Box. Am Leibniz-Montessori-Gymnasium haben die Abiturienten den Schulhof mit Absperrbändern zur Baustelle umgebaut. Mit Besen und Masken ausgerüstet, sorgen sie dafür, dass sich kein flüchtiger Lehrer verirrt.
Es ist fast alles erlaubt an diesem Tag, der Kreativität der Abiturienten sind keine Grenzen gesetzt. Beim Abistreich bestimmen sie, was an der Schule passiert. Nur bei Gewalt und Alkohol hört der Spaß auf. Obwohl die Abi-Prüfungen noch bevorstehen, dürfen die Abiturienten an den meisten Düsseldorfer Gymnasien ihren letzten regulären Schultag mit Musik, Spielen und Streichen feiern.
Am Leibniz-Gymnasium geht es mit „Dschungelspielen“weiter (passend zum Abimotto „AB In die Wildnis – endlich frei!“), angefangen mit der „Ekel-Challenge“zwischen zwei Lehrern. Die Auserlosten müssen als Strafe für falsch beantwortete Fragen einen Mix aus Nutella, Mayonnaise und Bärlauchquark trinken – was sie widerstrebend, aber brav über sich ergehen lassen.
Originell geht es am St.-UrsulaGymnasium zu. Dank fleißiger Vorarbeit der Abiturienten ist die Schule zur ersten Stunde kaum wiederzuerkennen: mit Luftballons und Klopapier geschmückt, mehrere Türen mit Schnee verbarrikadiert, Bauzäune dienen als Absperrung. Die Fenster sind mit alten Heften
In dieser Stadt kann man hautnah miterleben, wie sich der Einzelhandel aufgrund des Onlinehandels verändert. Den Kunden scheint ihre eigene Rolle nicht bewusst zu sein.
Es ist ein vertrautes Ritual: Da schließt ein seit Jahrzehnten bekanntes Geschäft, und sofort melden sich viele, die das so sehr bedauerlich finden. Nostalgische Gefühle kommen hoch, nette Kindheitserlebnisse werden erzählt. Zuletzt erlebten wir das bei Hennig am Schadowplatz. Für alteingesessene Düsseldorfer war Hennig das Synonym für Schreibwaren – Füller, hochwertige Stifte, Zeichen- und Malbedarf, Briefumschläge, Büro-Artikel, Kalender, Notizbücher: Wer irgendwas aus diesem Bereich suchte, der fand es dort garantiert. Zusammen mit einer kompetenten Beratung von Mitarbeitern, die sich im Metier auskannten. Nun verkündete der Inhaber, er werde demnächst schließen. Die Dauerbaustelle Kö-Bogen und Wehrhahnlinie, seit über einem Jahrzehnt direkt vor seiner Ladentür, habe dem Geschäft den Todesstoß versetzt.
Das ist sicher richtig. Aber wären die Kunden ihm treu geblieben wie einst, hätte das Fachgeschäft überleben können. Nun klagen zwar alle, wie sehr man das besondere Angebot vermissen werde und welche Lücke der Weggang dieser alten Düsseldorfer Marke reiße – aber ehrlicherweise müssten alle diese Menschen über ihr eigenes Einkaufsverhalten nachdenken. Wer nutzt denn noch Kalender, kauft Briefpapier oder -umschläge und Ähnliches im Fachhandel? Der inzwischen übliche Reflex der meisten ist das kurze Anklicken auf PC, Laptop oder Smartphone der entsprechenden Einkaufsseiten und ratzfatz wird dort bestellt, was man braucht. Natürlich nicht ohne vorher die verschiedenen Anbieter verglichen und den preisgünstigsten gewählt zu haben.
Wenn man dann mal was Ausgefallenes will, die gute Beratung wünscht oder das haptische Erlebnis, verschiedene Papierqualitäten und -farben buchstäblich erleben zu können, dann ist man zu Hennig gegangen und hat sich gefreut über das besondere Einkaufserlebnis. Dass ein solcher Laden aber von solchen sporadischen Besuchen nicht leben kann, sondern aufs Brot-undButter-Geschäft auch mit den einfachen Dingen angewiesen ist, darüber denken die meisten nicht nach. Beziehungsweise sie tun es vermutlich erst jetzt, wo es zu spät ist und der betroffene Händler die Segel streicht.
Beim Buchhandel Sternverlag an der Friedrichstraße dürfte es ähnlich gewesen sein, und andere Einzelhändler erleben das täglich: Man schätzt ihr Angebot, die Beratung und das Erlebnis, dort einzukaufen, aber surft dann doch im Internet nach den gewünschten Produkten. Die Folgen kennen wir alle, und diese Entwicklung ist noch längst nicht zu Ende. Nicht alle Geschäfte sind betroffen, aber vermutlich mehr, als wir heute ahnen. Ändern werden wir das nicht, dazu ist die Konkurrenz im Netz zu groß und preislich unschlagbar – so funktioniert der Markt.
Neu ist eine solche Entwicklung übrigens nicht. Es hat sie, allerdings aufgrund anderer Vorzeichen, schon immer gegeben. Vor allem auch in einer Einkaufsstadt wie Düsseldorf. Es ist einige Jahre her, da gab es auf der Bolkerstraße eine kleine Tierhandlung und einen Lebensmittelladen. Alle weg. Früher waren winzige Mode-Boutiquen wesentlicher Bestandteil der Altstadt, Herrenausstatter auf der Kö und der Schadowstraße scheinbar unerschütterliche Adressen für modebewusste Frauen wie Männer. Dann kamen die Großen wie Peek & Cloppenburg oder Ansons und drängten diese Geschäfte aus dem Markt. Franzen auf der Kö, einst Top-Adresse für feines Glas und Porzellan, überlebt heute nur als breit aufgestelltes Luxus-Kaufhaus, denn die Neigung hin zu lebenslang genutzten Tellern, Tassen und Terrinen ist vorbei. Ikea lässt grüßen, auch online. Die Veränderung im Einzelhandel ist eine beständige. Amazon und Co haben den Prozess nur beschleunigt. Allerdings verursachen sie einen nervigen Kollateralschaden: Die Paketlieferwagen schaffen völlig neue Verkehrsprobleme, wenn sie in zweiter Reihe parken. Das jedoch nutzen viele aus, und stellen ihre Wagen dahinter ab – ebenfalls in zweiter Reihe parkend, um noch schnell was zu besorgen. Und davon wiederum profitieren dann andere Einzelhändler. und Klausuren zugeklebt. Ein Moderator führt durch das selbst kreierte Riesen-Monopoly. Beim Dosenwerfen, Wett-Exen oder im Boxring treten Schüler und Abiturienten gegen Lehrer an. „Leider mussten wir die Musik irgendwann ausmachen, weil das Ordnungsamt kam“, sagt Luca Brablec, einer der Abiturienten.
Am Luisen-Gymnasium steht ein Tanzwettbewerb auf dem Programm: Den liefert sich ein gutmütiger Deutschlehrer mit einem als Beduinenscheich gewandeten 18Jährigen, der ordentlich vorlegt, aber am Ende dem Lehrer den Jubel überlässt. Progressiv wird es, als ein zweiter Deutschlehrer zum Wettbewerb herausgefordert wird. Zu HipHop-Klängen legen die beiden Lehrer nämlich zunächst eine Art Discofox aufs Parkett, bevor der eine dem anderen kokett den Schal vom Hals zieht und durch die Luft wirbelt. Einige Jungs aus der siebten Klasse finden das sichtbar peinlich; der Rest des Schulhofs feiert die mutigen Lehrer.
Nach mehreren Jahren Verbot durfte das Humboldt-Gymnasium auch wieder einen Abistreich machen. „Zu lange weg, jetzt ist er back!“steht auf einem Banner. Party-Musik schallt über den Schulhof, während sich Schüler und Lehrer beim Wettlauf gegeneinander beweisen – kein Leichtes, wenn ein Bein an das des Partners gebunden ist. In ohrenbetäubender Lautstärke feuern die Zuschauer ihre Mitschüler an. Besonders groß ist die Freude, wenn ein Lehrer-Paar stürzt. Die nehmen es aber mit Humor – viel anderes bleibt ihnen an diesem besonderen Tag auch nicht übrig.
Um Läden trauern, aber bei Amazon kaufen