Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Was Dieselfahrer jetzt wissen müssen
Für Dieselfahrer sind es harte Zeiten: Es drohen Fahrverbote und Wertverlust. Wie sollten Autobesitzer reagieren? Und lohnt es sich jetzt noch, einen Diesel zu kaufen?
Was kann ich tun, wenn ich meinen Diesel loswerden will? Wer sich in den vergangenen Jahren einen Diesel zugelegt hat, kann ihn aufgrund von Vertragsfehlern unter Umständen wieder zurückgeben. Darauf weist die Stiftung Warentest hin. Das betrifft Käufer, die ihren Wagen nach dem 10. Juni 2010 mit einem vom Händler vermittelten Kredit- oder Lea- singvertrag finanziert haben. Darin hätten Auto-Banken oft falsch über das Widerrufsrecht informiert. Die Folge: Betroffene Verträge lassen sich bis heute widerrufen.
In vier Fällen hätten inzwischen Gerichte in diesem Sinne entschieden, zuletzt das Landgericht München (Az.: 29 O 14138/17). Dieser Schritt kann eine Lösung sein, wenn Kunden ihren Diesel angesichts drohender Fahrverbote wieder loswerden wollen. Geht der Widerruf durch, bekommt der Händler das Auto und der Käufer sein Geld zurück. Allerdings muss der Autobesitzer mit einem Abschlag für die Nutzungsentschädigung rechnen. Und wenn ich mir jetzt trotzdem einen Diesel kaufen will? Um auf der sicheren Seite zu sein, rät der Auto Club Europa (ACE), ein Modell mit der neuen Abgasnorm Euro 6d zu wählen. Einige Hersteller hätten bereits Modelle im Programm, die diese Norm erfüllen.
Vorsicht sei derzeit geboten bei der nur für ein Jahr geltenden Übergangsnorm Euro 6dTEMP. „Denn bei einer durchschnittlich sechsjährigen Nutzungsdauer könnten einen dann später doch Fahrverbote ereilen“, sagt Anja Smetanin vom ACE. Für gebrauchte Diesel rät der Club: Wer uneingeschränkt in Städten fahren will, kauft aktuell besser kein Auto mit Euro-Norm 5 oder niedriger. Kann ich einen älteren Diesel nachrüsten, damit er sauberer wird? Theoretisch geht das. In der Praxis ist es aber eher schwierig. Die Hersteller bieten bislang nur Software-Updates an und sperren sich gegen eine Hardware-Nachrüstung. Die sei technisch zwar durchaus machbar – zu Kosten von zurzeit etwa 1400 bis 3300 Euro, erklärt Reinhard Kolke, Leiter des ADAC-Technikzentrums in Landsberg. Noch sei aber kein System einsatzbereit auf dem Markt verfügbar. Es könne daher passieren, dass Dieselbesitzer von Fahrverboten betroffen sind, bevor es überhaupt eine Nachrüst-Lösung gibt. Für Autofahrer heißt es deshalb abwarten, bis die Politik verbindliche Richtlinien festlegt. Ist man denn mit einem Benziner auf der sicheren Seite? Benzinern gibt der ACE pauschal auch keinen Freifahrtschein für die Zukunft. Gerade neue Modelle mit Direkteinspritzung seien zwar sparsamer, stießen aber große Men- gen Feinstaub aus. So könnten auch solche Autos in Zukunft aus Umweltzonen ausgesperrt werden. Solche Direkteinspritzer seien demnach nur noch mit Rußpartikelfilter zu empfehlen. Neue Modelle mit Filter kämen ab September 2018 auf dem Markt. Darauf sollten Neuwagenkäufer bestenfalls warten. Sollten betroffene Städter lieber gleich auf alternative Antriebe umsteigen? Dazu rät der ACE. So kämen etwa Erdgas-, Autogas- oder Hybridfahrzeuge infrage. Wer zu Hause oder am Arbeitsplatz laden kann und auf kurzen bis mittleren Distanzen pendelt, für den ist auch ein Elektroauto interessant. „Bei E-Autos kommt hinzu, dass die Betriebskosten deutlich unter denen eines Verbrenners liegen“, erklärt Sprecherin Smetanin.