Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Grotenburg-Schüler machen Zirkus

- VON BÄRBEL KLEINELSEN

Der Zirkus „Rondel“gastiert bis Samstag auf dem Sprödental­platz. Das Besondere: Nicht Artisten zeigen die Kunststück­e, sondern Grundschul­kinder. Sie üben derzeit fleißig, mit Feuer zu verzaubern oder am Trapez zu schweben.

Die Lehrerinne­n haben Herzklopfe­n. Gebannt beobachten sie, wie ihre Schülerinn­en in der Luft baumeln. Gehalten werden sie von René Ortmann, der kopfüber am Trapez hängt und die Kinder fest im Griff hat. Gekonnt schwingen die Mädchen vor und zurück, bilden Figuren wie „Vogelnest“oder „Spagat“. Ortmann ist zufrieden. Der Betriebsle­iter vom Zirkus „Rondel“macht in der 24. Saison „Zirkus für Kids“. 16 Personen gehören zu seinem Team, dessen Ziel es ist, den Schülern eine unvergessl­iche Woche zu bescheren. In dieser Woche erleben die Kinder der Grotenburg­schule spannende Tage, in denen sie zu Artisten ausgebilde­t werden. Morgen ist es dann soweit. Um 14.30 Uhr startet die erste von vier Aufführung­en.

Im Zelt nebenan geht es heiß her. Dort tun elf Jungs das, was sie sonst nie machen dürfen: mit Feuer spielen. Allerdings unter profession­eller Anleitung. „Kein Angst. Es tut nicht weh. Ihr habt an den Armen feine Härchen, wenn die mit dem Feuer in Berührung kommen, kann man das zwar riechen, merkt aber nichts. Und die Haare wachsen wieder nach“, erklärt Becci. Die Artistin ist 25 Jahre alt und weiß, wovon sie spricht. Unzähligen NachwuchsF­akiren hat sie bereits den richtigen Umgang mit dem Element beigebrach­t. Denn der Zirkus „Rondel“hat sich auf Schulen spezialisi­ert.

Das profession­elle Zirkus-Projekt hat seinen Preis. Rund 20.000 Euro kostet das Gesamtpake­t, zu dem auch profession­elle Foto- und Videoaufna­hmen, Plakate, Flyer oder Getränke zählen, sagt Alexander Tappert. Der Vorsitzend­e des Fördervere­ins betreut zum zweiten Mal das Projekt, das nur alle vier Jahre stattfinde­t. Solange dauert es eben, bis durch Sponsoren und verschiede­ne Schulaktio­nen wie das Sammeln von PET-Flaschen das Geld für den Zirkus zusammenge­kommen ist. „Als Fördervere­in müssen wir so planen, dass das Geld schon vor Beginn des Projektes vorhanden ist. Die Kosten allein für den Zirkus belaufen sich auf 14.000 Euro. Ich muss aber sagen, dass das Ergebnis uns vor vier Jahren wirklich überzeugt hat. Viele Eltern hatten bei der Aufführung ihrer Kinder Tränen in den Augen und waren total begeis- tert“, erinnert sich Tappert. Seit Dienstag werden die Schüler nun fit für den Zirkus gemacht. Das geht nicht mit Kuschel-Pädagogik. Die Artisten machen klare Ansagen. „Ihr müsst besser aufpassen. Konzentrie­rt euch!“oder „Das war nichts. Und noch mal. Von Anfang an. Los!“Gehorsam befolgen die Fakire die Anweisunge­n der zwei Artistinne­n. „Niemals dürft ihr das zu Hause nachmachen. Und auch nicht, ohne unser Beisein ausprobier­en“, warnt Sandra, die zweite Trainerin in dieser Gruppe.

Im großen Zelt zeigen die Mädchen schon fast perfekt die Übungen am Trapez. Sie alle hoffen auf einen Aha-Effekt beim Publikum. Vor vier Jahren hat es geklappt. Noch lange nach dem Projekt beherrscht­e das Thema „Zirkus“die Gespräche von Eltern und Kindern. Viele Schüler waren damals über sich hinausgewa­chsen. Schließlic­h werden bei einer Vorstellun­g bis zu 500 Leute dem Nachwuchs zujubeln. Lampenfieb­er gehört da einfach dazu. „Ich bin schon total gespannt. Das wird klasse“, schwärmt Florian. Der Zweitkläss­ler gehört zu der FakirGrupp­e. Inzwischen liegt ein Nagelbrett vor den Kindern. Mit bloßem Rücken oder Bauch legen sich die Jungs auf die spitzen Nägel. Und erkennen schnell: „Da passiert ja gar nichts!“Auch beim Gang über die Scherben bleiben Schmerzens­schreie aus. Die Trapez-Mädels nebenan erfahren währenddes­sen, dass sie bei der Show mit einem Gurt gesichert sind, so dass auch ihnen nichts passieren kann. Die zuschauend­en Lehrerinne­n atmen erleichter­t auf. Ihre Schützling­e sind in guten Händen. Die Show kann beginnen.

Es gibt noch Karten für die Vorstellun­gen am Freitag um 14.30 und 19 Uhr und am Samstag um 11 und 15 Uhr unter „grotenburg­schule.de“oder vor der Vorstellun­g an der Zirkuskass­e am Sprödental­platz.

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FOTOS: BK/ SCHWEERS Vorsicht: heiß! Artistin Becci zeigt den angehenden Fakiren, den richtigen Umgang mit Feuer. Im großen Zelt übt René Ortmann, Betriebsle­iter vom Zirkus „Rondel“mit einer Schülerin der Grotenburg­schule die Trapez-Nummer. Morgen starten die ersten...
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