Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Gemeinsam lachen und weinen
Der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Düsseldorf unterstützt Familien mit Kindern mit lebensbedrohlichen Erkrankungen.
„Was wir geben, bekommen wir doppelt zurück“, fassen Gabriele Andrä-Rohloff, Angelika Lenker und Corinna Walker ihre Erfahrungen zusammen. Die Koordinatorinnen des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes Düsseldorf (AKHD) sprechen damit ihren und den Einsatz der rund 50 Ehrenamtler an, die über unterschiedliche Zeiträume Kinder oder Jugendliche betreuen, die die Diagnose „lebensverkürzend erkrankt“erhalten haben. Zum Glück aber kann eine derartige Diagnose breitgefächert ausgelegt werden. „Durch den medizinischen Fortschritt werden kranke Kinder heute häufig viel älter, als prognostiziert“, erklärt Gabriele Andrä-Rohloff die Tatsache, dass der Kinder- und Jugendhospizdienst in Düsseldorf auch 29-Jährige betreut.
Trotz der zunehmenden medizinischen Möglichkeiten verliert eine Familie nach einer derartigen Diagnose erst einmal den Boden unter den Füßen. „In dieser Situation unter- stützen unsere geschulten ehrenamtlichen Mitarbeiter. Unsere Begleitung ist für die Familien kostenfrei“, sagt Angelika Lenker. Als Koordinatorin ist sie mit ihren beiden Kolleginnen erste Ansprechpartnerin: „Wir lernen die Familie kennen und überlegen, wer die Begleitung übernehmen könnte, wer passt zu wem?“Denn die Chemie muss stimmen – das ist Voraussetzung.
Zwischen dem Entschluss, eine solche Aufgabe ehrenamtlich zu übernehmen bis zur ersten Betreuung liegen ein Informationsabend und ein über 70 bis 80 Stunden laufender Befähigungskurs. „Hier werden die Anwärter auf ihre oft belastende, aber auch Glücksgefühle vermittelnde Aufgabe vorbereitet. Außerdem haben wir Gelegenheit, uns von der jeweiligen Persönlichkeit ein Bild zu machen, ihre Fähigkeiten zu erkennen und Stärken dementsprechend einzusetzen“, weist Gabriele AndräRohloff auf die Bedeutung dieses Kurses hin. Den augenblicklich laufenden Befähigungskurs besuchen neun Be- werber zwischen 23 und 56 Jahren: „Allerdings liegt der Altersdurchschnitt in der Regel zwischen 50 bis 75 Jahren.“
Als ausschließlich belastend sehen die Koordinatorinnen die nach Kurs-Abschluss den ehrenamtlichen Mitarbeitern übertragenen Aufgaben nicht an: „Sie begleiten die im Umkreis von 50 Kilometern lebenden Familien ein Stück des Lebenswegs und haben gemeinsam viele schöne Momente.“Der Versuch, das Leben zu leben und jeden Tag aufs Neue zu genießen, lohnt sich: „Eine derartige Aufgabe bringt den Ehrenamtlern wertvolle Lebenserfahrung. Sie ergibt Sinn und ist deshalb sehr wertvoll“, werben die Koordinatorinnen um weitere Mitarbeiter.
Dass jetzt die FDP-Vize-Bundesvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Schirmherrschaft des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes übernommen hat, freut sie: „Das ist eine weitere Anerkennung unserer Arbeit.“
Der AKHD bietet neben einem monatlichen Trauer-Café in seinen Räumen im Nord Carree 1 Eltern auch Gelegenheit, sich bei gemeinsamen Frühstücken, beim Sommerfest oder der Adventsfeier auszutauschen. Außerdem setzt sich das ehrenamtliche Team für einen weiteren Abbau des Tabus rund um das Sterben von Kindern und Jugendlichen ein. „Wir wollen verstärkt über die Arbeit des AKHD informieren. Auch deshalb hat unser Team 2500 bedruckte Bänder geschnitten. Sie werden beim Korso der Biker4Kids an die Lenkräder gebunden, aber auch bei Spielen der Fortuna Düsseldorf oder anderen Veranstaltungen verteilt. Die grünen Bänder sollen die erkrankten Kinder und Jugendlichen in ihren Familien symbolisch mit ihren Freunden und Unterstützern verbinden“, erklären Gabriele Andrä-Rohloff und Angelika Lenker die Bedeutung. Sie erinnern, dass sie trotz Krankenkassen-Zuschüssen auf Spenden angewiesen sind: „Nur so können wir die Angebote für die Familien aufrechterhalten.“