Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ehrenamtler bekommen eine Menge zurück
Nicht alle Kinder schaffen es – aber manche eben doch. Dies und die vielen berührenden Momente mit den schwer erkrankten Kindern und ihren Familien machen für die Ehrenamtler des AKHD ihren Einsatz zu etwas besonders Erfüllendem.
(mgö) Hospizarbeit und alles, was damit zusammenhängt, hat Birgit Mahlke schon immer interessiert: „Und als ich dann in der Rheinischen Post einen Bericht über die Arbeit des Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Düsseldorf (AKHD) las, wusste ich, das ist das Richtige.“Bisher kannte sie das Kinderhospiz Regenbogenland, aber eben nicht den ambulanten Dienst. Nachdem die vier Söhne aus dem Haus waren und die Pflege ihres kranken Vaters endete, suchte sie eine neue Aufgabe. „Ich habe ein langes Telefonat mit der inzwischen pensionierten Koordinatorin Harriet Kämper geführt und wusste sofort, das ist genau das, was ich machen möchte“, erinnert sich Birgit Mahlke. Sie hatte zuvor eine Palliativstation kennengelernt und war beeindruckt, „wie viel Wärme und Helligkeit“dort verbreitet wurde: „Das Thema hat mich fasziniert.“
Das war 2015. Sie besuchte später den erst einige Monate später beginnenden Befähigungskurs des AKHD. Heute erinnert sie sich: „Dieser Kurs ist ein großes Geschenk. Ich habe dabei ganz viel über mich erfahren und die Grundlagen für meine Arbeit beim AKHD erlernt.“Diese und andere Wahrnehmungen bringt die 55-Jährige in die jeweilige Begleitung mit ein.
Seit 2016 hat sie sechs Kinder begleitet. „Sie waren überwiegend lebensbedrohlich erkrankt“, erklärt Birgit Mahlke den jeweils kurzen Begleitungszeitraum. Nicht alle der sechs Kinder haben es geschafft: „Freude und Trauer liegen während der Begleitungen oft nah beieinander. Aber der an Leukämie erkrankte Junge, den ich zuerst betreut habe, ist heute ein fröhlicher Teenager, es geht ihm richtig gut. Dieses Gefühl, dieses Glück ist das, was meine Tätig- keit hier ausmacht. Man bekommt so viel Positives zurück, lernt aber leider auch, dass bereits Sechsjährige spüren, wenn es zu Ende geht.“
Dem Elfjährigen, den sie jetzt einmal wöchentlich begleitet, wird es bald besser ge- hen. Allerdings macht auch er sich Gedanken über den Tod. In erster Linie aber schätzen sie beide die schönen Dinge, die sie zusammen unternehmen. Es wird häufig gekocht, er isst gern und entwickelt viel Fantasie. Nach dem gemeinsamen Backen von Waffeln, die mit Sahne, Schokoladencreme und Bananen belegt wurden, sagt er: „Wer braucht eine Chemo, wenn es Waffeln gibt.“
Diese Tätigkeit und auch das gemeinsame Basteln, Spielen oder Spazierengehen lenkt die kranken Kinder von ihren Schmerzen ab. Birgit Mahlke erinnert sich, dass sie in der Klinik bei einem Kind saß, das trotz starker Medikamente große Schmerzen hatte. Sie war nicht sicher, wie sie den Jungen ablenken konnte, griff schließlich zu einem Buch und las vor – obwohl sie nicht sicher war, dass er die Sprache verstehen würde: „Ich las und las und las, über 90 Minuten. Ich war ganz allein mit ihm, merkte, wie er sich langsam entspannte und einschlief. Aber sobald ich aufhörte, machte er die Augen auf.“
Diesen Kindern Geborgenheit zu geben und Freude zu bringen ist eine der großen Aufgaben, denen sich die AKHD-Mitarbeiter gegenübersehen. Sie sind aber auch für die Eltern und Familienangehörigen da, lassen sie mit ihren Ängsten, Sorgen und der Trauer nicht allein, sind da, wenn Wut und Zorn alles andere überlagern: „Manchmal gehören wir fast zur Familie.“Die AKHD-Ehrenamtlerin erinnert sich daran, das Kind einer syrisch-stämmigen Familie be- gleitet zu haben. Sie gingen unter anderem zum Spielplatz. Stolz darauf, sie in ihrem Kreis zu haben und auf die Frage eines anderen Kindes, ob das die Lehrerin sei, antwortete das kranke Kind: „Nein, das ist meine Freundin.“
„Wenn ich sehe, wie gut ich den Menschen tue, wird mir warm ums Herz“, fasst Birgit Mahlke ihre Gefühle zusammen. Und sie ermuntert: „Ein Ehrenamtler der AKHD braucht keine Sorgen zu haben, das nicht zu schaffen. Es gibt ungewöhnliche und schwierige Situationen, das ist richtig. Aber sie werden bewältigt und das ist ein gutes Gefühl. Das Schöne ist, dass wir den Familien etwas von unserer Zeit schenken können. Lebenszeit hat für mich eine neue Bedeutung bekommen.“