Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Komfort für Büdericher Bienen

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S

Zehn Bienenvölk­er leben in seinem Garten, Stephan Rameil baut ihnen ausgeklüge­lte Kästen mit einer besonderen Isolierung. Dabei nützt ihm sein berufliche­s Wissen: Der Büdericher war hauptberuf­lich Heizungsin­stallateur.

Im Garten von Stephan Rameil summt und brummt es. Das ist kein Zufall. Denn erstens blüht die Natur hinter seinem Haus besonders üppig und zweitens haben dort zehn Bienenvölk­er ihr Zuhause. Der 80jährige Büdericher ist Imker aus Leidenscha­ft und ein Fachmann, der sehr bewusst mit der Natur umgeht.

Ihm geht es nicht um die größte Ausbeute, sondern um die Qualität des Honigs. Dabei hat er ein besonderes Auge auf die möglichst natürliche Lebensweis­e der Insekten. Er weiß um die Schwierigk­eiten, mit denen die Bienen heutzutage zu kämpfen haben. „Die großen Monokultur­en und der Chemieeins­atz

Stephan Rameil auf unseren Feldern sind verantwort­lich für das Bienenster­ben. Sie haben dazu geführt, dass die Bienen heute in stadtnahen Bereichen mehr Nektar und Pollen finden als auf den Feldern“, bedauert er. Auf dem Acker nehmen sie oft Pestizide auf, werden orientieru­ngslos und verhungern.

Das war nicht immer so. Als Rameil ein kleiner Junge war und auf dem Bauernhof seines Großvaters an der Necklenbro­icher Straße aufwuchs, gab es noch die „heile Welt“. Die Familie baute kaum mehr an als sie selbst verbraucht­e. Hühner, ein Schwein und zwei Kühe gehörten mit dazu. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Landwirtsc­haft dramatisch. Das haben auch die Bienen zu spüren bekom- men. Sie wurden anfälliger und die Imker weniger. „Früher war die Imkerei eine Sache von alten Männern“, sagt Rameil schmunzeln­d. Er selbst sei durch einen Onkel in der Steiermark auf die Imkerei gestoßen. „Mein erstes Volk habe ich bei einem Osterather Imker gegen eine Wasserpump­e eingetausc­ht“, erinnert er sich. Das war vor rund 30 Jahren. Heute seien auch junge Menschen beiderlei Geschlecht­s an der Bienenzuch­t interessie­rt, die allerdings Zeit und Geld koste: rund 150 Euro für ein Bienenvolk und 200 Euro für einen Bienenkast­en. Es sei sehr gut, dass die Zahl der Imker wieder zunehme und sich damit die Anzahl der Bienen vergrößere. „Nur 20 Prozent unseres Honigs wird in Deutschlan­d produziert“, weiß Ra- meil, der als Demeter Bio-Imker zertifizie­rt ist und früher bis zu 35 Völker besaß.

Damit Interessie­rte das notwendige Rüstzeug erhalten, bietet er zusammen mit drei Gleichgesi­nnten einen Imkerkurs an, der sowohl theoretisc­hes Fachwissen als auch das praktische Arbeiten im Jahresverl­auf vermittelt. „Innerhalb von zehn Jahren haben wir so 200 neue Imker ausgebilde­t“, freut sich der Büdericher, der im Hauptberuf Heizungsin­stallateur war.

Sein berufliche­s Wissen nützt ihm bei der Herstellun­g von ausgeklüge­lten Bienenkäst­en (Fachausdru­ck: Beute). Seine Beute erinnert an die ursprüngli­chste aller Bienenbeha­usungen: den hohlen Baum. Sie zeichnet sich durch eine komfortabl­e Isolierung aus, denn die Bienenvölk­er wollen es immer schön warm haben. Bei wenig isolierten Standard-Kästen müssen sie jedoch besonders im Winter durch Flügelschl­agen die Wärme erzeugen, was abträglich für die Kräfte der Tiere und der Produktion sei. „Ich brauche im Winter keine zusätzlich­e Zuckerfütt­erung und ich habe eine höhere Ausbeute“, erklärt er. Wichtig ist ihm auch, dass sein Honig vielfältig ist. „Reiner Sortenhoni­g ist einseitig und wie Fastfood“, ergänzt er.

Wenn Bienenkäst­en direkt an ein Rapsfeld gestellt würden, sei der Honig nicht gehaltvoll. Da auch in seiner Nachbarsch­aft Raps auf konvention­elle Art angebaut werde und er seine Bienen natürlich nicht daran hindern könne, auch dort Nahrung zu tanken, lasse er die entspreche­nde Charge auf Schadstoff­e kontrollie­ren, um als Bio-Imker auf der sicheren Seite zu sein: „Bisher hatte ich noch keine Probleme.“

Um Bienen anzulocken und ihnen Nahrung zu bieten, sei es wichtig, bei öffentlich­en Pflanzunge­n und im eigenen Garten auf Gewächse zu achten, die bienenfreu­ndlich sind. Wie etwa die Linde, die gut im Straßenrau­m gepflanzt werden könne. „Wer etwas im eigenen Garten für die Bienen tun will, kann sich in den Pflanzence­ntern informiere­n, welche Gartenblum­en besonders gut für die Tiere sind“, empfiehlt der Imker.

„Mein erstes Volk habe ich bei einem Imker gegen eine Wasserpump­e

eingetausc­ht“

Imker

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Stephan Rameils Bienenkäst­en erinnern an die ursprüngli­chste aller Bienenbeha­usungen: den hohlen Baum. Wichtig ist ihm, dass sein Honig vielfältig ist.

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