Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Der Krieg um die Macht in Nahost
Im Kampf der Saudis gegen den Iran spielt der Westen für Autor Lüders eine dubiose Rolle.
Michael Lüders ist als Autor politisch ausgewiesen für die Entwicklung der arabischen Staaten im Nahen und Mittleren Osten, wozu auch Israel und der Iran gehören. Inzwischen ist er Vorsitzender der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, als Nachfolger Peter Scholl-Latours. Auch mit seinem neuesten Buch setzt er seine kritische Sicht auf die politischen Verhältnisse im Orient fort. Dabei konfrontiert er aktuelle Ereignisse mit längerfristigen Entwicklungen und hinterfragt Interpretationen westlicher „Mitte-Ost-Politik“.
Zum Armageddon könnte die machtpolitische Auseinandersetzung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran führen, bei der die Saudis den innerislamischen Religionskonflikt zwischen Sunniten und Schiiten instrumentalisieren. Der Saudi-Clan erlangte seine Herrschaft auf der arabischen Halbinsel durch ein Bündnis mit wahhabitischen Interpreten des sunnitischen Islam, die mittelalterliche Gesellschaftsvorstellungen durchzusetzen versuchen und sich in radikaler Gegnerschaft zu Schia sehen.
Die Herrschaft der Saudis wird seit zwei Jahren durch Kronprinz Mohammad bin Salman ausgeübt, der sie mit aggressiven Machtinteressen verbindet. Dies geschieht durch Unterstützung der Assad-Gegner im Syrien und im Kampf gegen die Huthi im Jemen. Die Huthi-Stämme sind Zaiditen, eine schiitische Strömung, die allerdings nicht eng mit den Schiiten des Iran verbunden ist. Die Unterstützung ihrer Gegner durch Saudi-Arabien rief ihre Unterstützung durch den Iran hervor – ohne dass zuvor ein religionspolitisches Interesse bestanden hätte. Die Machtpolitik zwischen Saudi-Arabien und dem Iran ist mit der Interessenpolitik der USA verwickelt.
Lüders beklagt in der westlichen Politik einerseits wohlklingende Verlautbarungen über Demokratie und Menschenrechte, andererseits militärische Gewalt, um Regimewechsel herbeizuführen. So wirft er die Frage auf, ob Deutschland und andere europäische Staaten den USA folgen müssen, was Großbritannien und Frankreich mit tragischen Folgen in Libyen getan haben. Lüders setzt seine Hoffnungen auf Einsichtige. Er hat das Buch geschrieben, lange bevor der Journalist Jamal Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul ermordet wurde. Lüders’ Sorgen finden sich dadurch bestätigt, seine Hoffnungen könnten an Realität gewinnen.
Lüders, Michael: Armageddon im Orient. Wie die Saudi-Connection den Iran ins Visier nimmt. 2018, Beck, 265 S., 14,95 Euro