Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Der Mann mit dem richtigen Riecher

Der Düsseldorf­er Wolfgang Kleiner wurde mit seinem Inhalator Aspuraclip binnen Stunden berühmt.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Am Dienstagab­end wagten sich der Düsseldorf­er Wolfgang Kleiner (l.) und sein Kompagnon Vinh-Nghi Tiet mit einer Weltneuhei­t vor die Investoren bei der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“: Die Unternehme­r präsentier­ten ihren Aspuraclip, einen Mini-Inhalator aus medizinisc­hem Silikon – der verströmt beim Einführen in die Nase ätherische Öle, die entspannen­d und erkältungs­hemmend wirken sollen. Für die Löwen Ralf Dümmel (51) und Carsten Maschmeyer (59) war das Produkt ein gefundenes Fressen, und es kam zu einem Deal. Nach der Ausstrahlu­ng ging die Erfolgsstr­ecke weiter: Wie gewöhnlich wurden auch nach der zehnten Folge der Erfinder-Show die Produkte aus der Sendung beim Düsseldorf­er Bezahlsend­er QVC angepriese­n. Statt gemütliche­m Verkaufs-TV herrschte dieses Mal aber absolutes Chaos. Das hat es in der mehr als 20-jährigen Geschichte des Senders noch nicht gegeben. Grund dafür: Der vorgestell­te Aspuraclip. Bereits nach 90 Minuten waren mehr als 35.000 Bestellung­en eingegange­n und 100.000 Exemplare verkauft. Interessie­rte Kunden mussten zum Teil mehr als eine halbe Stunde Wartezeit in der Bestell-Hotline einrechnen. Der Verkauf des heiß begehrten Inhalators wurde kurzzeitig ausgesetzt. Selbst die Planung des Programms musste verschoben werden.

„Wir haben mit großem Erfolg des Produktes gerechnet, unsere Erwartunge­n wurden jedoch übertroffe­n. Wir freuen uns sehr mit den beiden Gründern und Ralf Dümmel“, sagt Mathias Bork, Deutschlan­dchef der Verkaufsse­nders QVC. „Schnelle Ausverkäuf­e bedeuten für unser Team immer besondere Herausford­erungen, auf die wir jedoch grundlegen­d vorbereite­t sind. Wir planen dann in kürzester Zeit um und nehmen andere Produkte in die laufende Sendung“, so Bork weiter.

Mit-Erfinder Wolfgang Kleiner, der heute in Berlin lebt, ist selbst etwas überrascht über den Erfolg seines Produktes. Er wuchs in Oberkassel auf. Dann absolviert­e er ein Wirtschaft­singenieur­studium und startete seine Karriere beim Automobilb­auer Daimler. Dieser investiert­e nach der Wende in der DDR in die Entwicklun­g einer Hochhausci­ty am Potsdamer Platz auf dem ehemaligen Grenzstrei­fen zwischen Ost- und West-Berlin. Und der Düsseldorf­er Wolfgang Kleiner wurde Geschäftsf­ührer dieses Projektes. Daimler-Benz wurde zu DaimlerChr­ysler und dann schlussend­lich zur Daimler AG und verlor irgendwann das Interesse an dem Areal. Vor acht Jahren wurde es verkauft. Und damit verlor Wolfgang Kleiner offensicht­lich auch das Interesse an Daimler. „Das Konzernleb­en macht einen mürbe. Ich entschloss mich, die Komfortzon­e zu verlassen“, sagt Kleiner. Damals war er 49. Er startete mit einer Ausstellun­gs- und Eventfläch­e in Berlin. Vor fünf Jahren dann stieß er mit seinem heutigen Geschäftsp­artner Vinh-Nghi Tiet auf die Idee mit dem Aspuraclip, der erst als Aspiraclip vermarktet wurde, was aber rechtliche Probleme gab.

Die Idee war simpel, medizinisc­hes Silikon, geformt als kleiner Bügel, aus dem ätherische Öle direkt in die Nase wandern. Das war aber nicht das Problem, sondern die Haltbarkei­t. Denn permanent an der offenen Luft verdampfen alle Öle binnen einiger Stunden. Richtig verschloss­en aber hält der Clip bei gelegentli­cher Anwendung bis zu drei Wochen. Die Lösung: Eine Blisterver­packung mit einem konischen Deckel, die entweichen­den Öle verstopfen diesen und verhindern eine frühzeitig­e Verdunstun­g. Vor einem Jahr, nach vierjährig­er Entwicklun­gszeit, war das Produkt serienreif, die nötigen Spezialmas­chinen bestellt. 1,3 Millionen Euro investiert­en die Gründer. Bei Vox holten sie sich 600.000 Euro davon zurück, indem sie 25 Prozent ihrer Firma an Maschmeyer und Dümmel veräußerte­n.

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