Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Lord Folter singt romantische Rapsongs
Weißes Hemd, Hose mit Karomuster und Sandalen – Julian Wachendorf ist der Gegenentwurf zu Gangsterrappern wie Kollegah und Farid Bang. Das zeigt sich auch an seinem ungewöhnlichen Pseudonym „Lord Folter“, das eher an einen mittelalterlichen Bösewicht als einen harten Jungen erinnert. „Der Name sollte einen morbiden Charakter haben“, erzählt er. Doch Lord Folter ist keine Karikatur auf die HipHop-Szene, wie man vielleicht im ersten Augenblick denken könnte. Der Düsseldorfer Kunststudent will stattdessen zeigen, dass Rap auch anders funktionieren kann. Dafür setzt er auf Lyrik statt plumper Beleidigungen.
Seit sieben Jahren rappt Julian Wachendorf unter seinem Pseudonym. Dennoch versteht er sich mehr als Lyriker denn als Musiker. Das liegt auch an seinem akademischen Hintergrund. Der gebürtige Hennefer studiert Freie Kunst an der Düsseldorfer Kunstakademie. Schreiben war schon immer eine Leidenschaft des 26-Jährigen. Die Musik kam später hinzu. Erst war es Punk-Rock, dann wurde es Hip-Hop. Sein Stil ist im Vergleich zu anderen Künstlern des Genres eher ruhig, ebenso wie sein Auftreten.„Flippige Bewegungen habe ich nicht drauf“, scherzt er.
Während viele Rapsongs sehr energetisch sind, will Lord Folter
Ehre für Sandra Mertzokat und die Elfmeterstiftung
(sg) Dass sie für die Gründung der Elfmeterstiftung und ihr Engagement für Kinder mit Rückenmarkverletzungen die Goldene Bild der Frau erhalten würde, hat Sandra Mertzokat schon seit ein paar Monaten gewusst. Als aber nach der Laudatio der sichtlich beewegten Eiskönigin Katharina Witt Moderator Kai Pflaume Mertzokats Sohn Nico auf die Bühne holte, der seit vier Jahren in den USA studiert, war’s mit der Beherrschung vorbei und Sandra Mertzokat dankte unter poetisch sein. Denn Texten kann er sehr gut. Wer sich seine Lieder anhört, wird etwaige Klischees über Hip-Hop schnell überdenken müssen. Statt über Gewalt und Sex rappt Lord Folter über Liebe und Romantik. Am ewigen Spiel der Grenzüberschreitungen, das viele Kollegen im Kampf um mediale Aufmerksamkeit in immer weitere Höhen treiben, nimmt er bewusst nicht teil. Nicht, weil er es generell verurteilt, sondern weil es nicht seiner Art entspricht.
Aber selbst wenn er Grenzen überschreiten würde, würde man das als Zuhörer nicht zwingend verstehen. Denn Lord Folter spielt mit der Sprache, denkt viel über die Wortwahl seiner Texte nach. Seine Lieder entstehen in Zusammenfügung aus Fragmenten, die ihm im Laufe der Zeit in den Sinn kommen. Das kann innerhalb weniger Tage passieren, aber auch in Ausnahmefällen mehrere Jahre dauern. Seine Botschaft lässt sich nicht immer erschließen.
Das ist auch so gewollt. „Ich halte die Bedeutung bewusst offen“, sagt er. „Jedes Wesen ist wandelbar, spricht der Mann in Schwarz ‚Wann wirst du gewahr?‘“heißt es beispielsweise in seinem Song „Kopf aus Glas“.
Mit der Platte „Haut“hat Lord Folter im August seine bereits sechste Veröffentlichung auf den Markt gebracht. Die darauf enthaltenen fünf Songs sind im Vergleich
Konzert zugunsten der Welthungerhilfe
(tino) Lutz Euler, 1. Kriminalhauptkommissar, machte mal wieder Jagd. Diesmal allerdings nicht auf Verbrecher, sondern auf den Pokal von „Rock gegen Hunger“. Euler ist Sänger und Bassist der Hard-Rock-Combo „Blue Steam“. Die Kripo-Band ging als Titelverteidiger in den diesjährigen Contest mit insgesamt sechs Unternehmensbands. Die Jury mit Rapper und Schauspieler Eko Fresh, Singer-Songwriter Robert Redweik sowie den Sängerinnen Elise Eißmann und Julia Kautz setzten diesmal allerdings „La Bänd“(L`Oréal) auf Platz eins. Der Düsseldorfer Freundeskreis der Welthungerhilfe hatte vor sechs Jahren den Wettbewerb ins Leben gerufen. „Wir wollten junge Leute für uns begeistern und gleichzeitig Spenden sammeln“, sagt Freundeskreis-Mitglied Hajo Riesenbeck. „Jede Firma, die eine Band stellt, kauft 150 Karten. Damit ist der Saal beim Musikwettbewerb voll, und wir haben eine fixe Spendensumme von 22.500 Euro.“Dabei bleibt es aber nicht, denn Euler etwa verkaufte nicht nur die 150 Karten, sondern legte auch aus der eigenen Tasche noch etwas oben drauf. „Rock gegen Hunger macht nicht nur Spaß, sondern es macht auch Sinn“, meint er. Das sieht der Betreiber des Henkelsaals genauso, denn für „Rock gegen Hunger“stellt er den Raum kostenfrei zur Verfügung. So konnte der Freundeskreis schon den Dörfern Kongoussi (Burkina Faso), Korak (Nepal) und Anousy (Madagaskar) helfen. Riesenbeck: „Ich war da und habe mich überzeugt, dass das Geld auch ankommt.“ Tränen nicht nur für die Überraschung, sondern Nico und Tochter Katharina, die sie seit Jahren unterstützen. Ihre jüngste Tochter Emma war als Neunjährige durch einen Quadunfall vom Hals an querschnittgelähmt. Viele Düsseldorfer hatten Anteil am Schicksal der Familie genommen. Daraus entstand die Stiftung, deren Namen Fußball-Fan Emma, die 2014 starb, selbst ausgesucht hat: Elfmeterstiftung, die zweite Chance für Rückenmarkverletzte Kinder. zu seinen vorherigen Werken schneller. Zudem stehe anstelle von Romantik eher Selbstkritik im Fokus, erzählt er. „Ein bisschen was Anderes als sonst.“Die Liebe spielt auch hier eine Rolle, das beweist die erste Single „Love Of My Life“. Mittlerweile sind auch Auftritte auf Festivals oder Konzerten häufiger geworden. Nicht immer ist das Feedback, das er dort bekommt, positiv.
„Oft brauchen die Leute Zeit, um sich auf meine Musik einzulassen, manchmal klappt es auch gar nicht“, sagt er. Damit kann er zwar leben, es aber nicht immer schnell wegstecken. „Natürlich macht man so etwas, um Lob und Anerkennung zu bekommen“, sagt er. Die bekommt er dafür umso häufiger online auf Portalen wie Youtube, wo sich ein Großteil seiner Fans versammelt.
Zum Leben reicht seine Musik bislang noch nicht. Nebenbei jobbt er noch in einer Buchhandlung, was er gerne ändern würde, um sich stärker auf die Musik konzentrieren zu können. Ob das ewig unter dem Namen „Lord Folter“geschehen soll, kann er noch nicht sagen. Auch wenn er der Lyrik treu bleiben will, hält er sich seine Zukunft offen. Genauso wie die Bedeutung seiner Texte. Und das nicht ohne Humor: Drei letzte Worte vor dem Stromausfall? „Kauft mein Album.“
Daniel Schrader