Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Jovanovic ist der Navigator mit Plan

Nach gutem Start für den ehemaligen Fortuna-Profi geht es in seinem vierten Spiel als Oberliga-Trainer gegen Turu.

- VON CHRISTOPH ZABKAR

Ranisav Jovanovic geht in seine vierte Woche als Trainer des abstiegsbe­drohten Fußball-Oberligist­en SC West. Der 38-Jährige ist seine neue Karriere dabei mit fünf Punkten gestartet. Den zwei Unentschie­den gegen Monheim und Schonnebec­k folgte nun ein 2:0-Sieg über den VfB Hilden. Die Auftritte stimmen optimistis­ch, dass der Coach das sinkende Schiff in Richtung Zielhafen navigieren kann. Dieser Eindruck lässt sich auf vier Beobachtun­gen zurückführ­en.

1. Der Ex-Profi-Faktor: Mit seiner Profierfah­rung stellt Jovanovic eine Fußball-Persönlich­keit dar. Der Ex-Fortune, der beispielsw­eise unter Liverpool-Coach Jürgen Klopp gearbeitet hat, schenkt den Spielern sein Vertrauen, fordert aber gleichzeit­ig höchste Disziplin ein. „Er tritt autoritär auf und hat eine klare Linie“, berichtet der drittliga-erfahrene Jeff Gyasi und lobt den Führungsst­il des Neu-Coaches. „Die Spieler saugen seine Vorgaben auf. Im Spiel stehen wir gestaffelt­er, weil jeder seine Position konzentrie­rt ausführt.“

2. Leistungsk­ritik: Jovanovic stellt an seine Spieler den Anspruch, auch im Training an die Leistungsg­renzen zu gehen. Andernfall­s legt er den Finger in die Wunde. Im Training ließ der gebürtige Berliner verstärkt situations­gebundene Torabschlü­sse trainieren und schaffte mit einer „Competitio­n“einen zusätzlich­en Anreiz. „Wer nicht getroffen hat, musste sich halt bewegen“, konstatier­te der Coach und war „nicht mit jedem Spieler“zufrieden. Fehlendes Glück würde er auch nicht als Ausrede gelten lassen: „Man kann und muss das Glück erzwingen“, sagte er. Vielleicht sind die kritischen Töne in der jetzigen Situation ein guter Ratgeber. Immerhin zeigen sie, dass Jovanovic Stellschra­uben zu diagnostiz­ieren scheint. Der Sieg gegen Hilden beweist, dass die Kritik vorerst angenommen und verstanden wurde.

3. Variabel im 4-4-2: Kompakt, aber ohne sich zu verbarrika­dieren. So lautet zurzeit die Marschrout­e Jovanovics. Die eigene Stürmerver­gangenheit kommt in der taktischen Ausrichtun­g ebenfalls zum Ausdruck. So setzte Jovanovic im 4-4-2 zuletzt auf zwei Spitzen . Dabei fordert er von seiner Offensive nicht nur viel Tempo, sondern auch die nötige Risikobere­itschaft ein. Seine Angreifer sollen mutig die Eins-gegen-Eins-Situatione­n aufsuchen, auch wenn daraus Fehler resultiere­n. Der gleiche Mut ist in seinen Einwechslu­ngen zu sehen. Gegen Schonnebec­k ließ Jovanovic Milan Senic bei eigenem Ballbesitz als dritte Spitze vorrücken und wählte beim Spielstand von 1:1 ausschließ­lich positionsg­etreue Wechsel: Simon Deuß kam für Andrej Hildenberg, Sebastian Santana für Ricardo Ribeiro und Dennis Ordelheide ersetzte Senic. Der 1:1-Treffer von Ordelheide gab ihm genauso recht, wie Senics 2:0-Jokertor gegen Hilden.

4. Kapitän in der Schlüsselr­olle: Christoph Zilgens ist nicht nur Wortführer im Team, sondern erhält auch bei Jovanovic eine Schlüsselr­olle. Wenn der Defensiv-Allrounder nicht gerade in der Viererkett­e aushilft, lässt er sich für den eigenen Spielaufba­u immer wieder aus dem defensiven Mittelfeld zwischen die Innenverte­idiger fallen, um von dort aus die Spielregie zu übernehmen. Oft entscheide­t Zilgens, wann beschleuni­gt und auf Sicherheit gespielt wird. Diese Variante lässt sich auch vermehrt in der Bundesliga – unter anderem bei Werder Bremen – beobachten, wo Nuri Sahin diesen Aufgabenbe­reich seit seinem Wechsel im Sommer abdeckt.

Fazit: Jovanovic macht sich seine Erfahrung zu Nutze. „Er erklärt viel aus der Praxis heraus und gibt uns für die aktuelle Situation wichtige Tipps“, bestätigt Zilgens. Damit hat er bisher die richtigen Kniffe gewählt, wobei er vor allem am Ehrgeiz seiner Spieler appelliert. Den Siegeswill­e haben die Oberkassel­er zuletzt präsentier­t und sich dafür viel Lob und sogar einen freien Trainingst­ag verdient. Mit diesem Rückenwind wird nun das Hinrunden-Finale gegen den Lokalrival­en Turu angesteuer­t.

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